Weißanstrich für die Welt spart Energie
(pte) - Menschen sollten ihre Hausdächer weiß anstreichen und mit weißen Autos auf hell angemalten Straßen fahren. Mit solchen Ratschlägen wartet der US-Energieminister und Physik-Nobelpreisträger Steven Chu beim dreitägigen Klimaschutz-Symposium "Global Sustainability: A nobel Cause" in London auf. Die unter Schirmherrschaft von Prince Charles stehende Veranstaltung lud neben 40 Klimaexperten auch 19 weitere Nobelpreisträger.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen, die zur Reflexion des Sonnenlichts führen, machen Gebäude und Autos kühler. Daher brauche man weniger Energie zur Kühlung. Diese Energieeffizienzrevolution sei nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und der ganzen Welt notwendig, um gegen die globale Erwärmung vorzugehen. "Ja, man muss Menschen dazu bringen, ihre Hausdächer weiß anzumalen. Ich denke, dass weiß eine hübsche Farbe ist", meint Chu gegenüber dem Guardian. "Wenn Autos in hellen Farben lackiert sind, erwärmen sich die Fahrzeuginnenräume weniger stark und wir ersparen uns große Mengen an Energie." Es herrsche eine Krise und diese sei ernst. "Die Erde wird sich weiter erwärmen und das geschieht sogar dann, wenn wir den Energieverbrauch sofort nach unten fahren." Die Verwendung von Kohle bezeichnete Chu als "Albtraum".
"Die industrielle Revolution war eine Revolution in der Nutzung von Energie. Der Wechsel zu fossilen Brennstoffen ist damals vollzogen worden." Nun sei es an der Zeit einen neuen Wechsel zu starten. "Und dabei geht es darum die CO2-Emissionen dramatisch nach unten zu schrauben", so der Minister, dem es innerhalb von sechs Monaten gelungen ist, das Energieministerium von "Ölinteressen" zur Nutzung erneuerbarer Ressourcen umzupolen. Von der Arithmetik der Verringerung der Treibhausgase hält Chu wenig. "Ob das nun 17 oder 20 Prozent sind, ist jetzt nicht so wichtig." Wichtig sei es, dass es beginne und zwar so schnell wie möglich. "Ich werde alles dafür tun, diese erneuerbaren Technologien zu fördern", meint der Minister. Zugleich kündigte Chu auch an, dass sich die USA bei den Klimagesprächen in Kopenhagen vor China zu Klimaschutzmaßnahmen bereit erklären sollen. Zugleich warnt der Wissenschaftler aber auch vor zu großen Erwartungen. "Wir müssen einen Wechsel vollziehen. Geschieht dieser zu schnell, kommt es zu Störungen. Wir brauchen viele Anreize und auch eine Regulierung. Es gibt keine einfache Patentlösung dafür."
Hintergrund der von Chu genannten "weißen Strategie" ist die Albedo - das Maß für das Rückstrahlvermögen von nicht selbst leuchtenden Oberflächen. Diese wird bestimmt durch den Quotienten aus reflektierter zu einfallender Lichtmenge. Frischer Schnee hat eine Albedo von 0,8 bis 0,9, Asphalt hingegen nur 0,15. Die traditionelle Architektur im Mittelmeerraum mit ihren weiß getünchten Häusern nutzte etwa diese Tatsache. Wie dramatisch sich auch nur kleine Veränderungen der Architektur auf den Energieverbrauch eines Gebäudes auswirken, macht das Beispiel des neuen Regierungsgebäudes in Funafuti/Tuvalu deutlich. Das Gebäude - ein Geschenk Taiwans an das winzige Entwicklungsland im Zentralpazifik - ist eine einzige ökologische Katastrophe. Allein der Betrieb der Klimaanlage hat vier Prozent des BIP des Zwergstaates verschlungen", so der Filmemacher Christopher Horner im pressetext-Interview. Mit nur geringen baulichen Veränderungen wie etwa nach unten gezogene Fensterläden und der Umfärbung der einst schwarzen Dachfläche, konnten die Energiekosten und damit auch die Betriebskosten dramatisch verringert werden. "Traditionell tagt das Parlament übrigens immer noch im nach allen vier Seiten offenen Maneapa, denn dort herrscht auch bei unerträglichen Außentemperaturen eine angenehme Temperatur - und das ohne Klimaanlage", so Horner.
Foto: Heike Makatsch in milchpulver (obs/ Nick Stevens/Oxfam Deutschland)