Van Bo Le-Mentzel: von bedingungsloser Freiheit, Grundsicherheit und Tiny Houses

Bekannt wurde Van Bo Le-Mentzel durch das Design von sogenannten "Hartz-IV-Möbeln. Am Pfingstmontag spricht er in Brünkendorf über Freiheit, Grundsicherung und günstiges Wohnen.

Die Tiny House-Bewegung ist inzwischen auch bei Tchibo angekommen. Dort sind derzeit im Schnäppchen-Sortiment Tiny Houses zu kaufen. Kleine Häuser auf Rädern. Zehn bis zwanzig Quadratmeter groß, montiert auf einer Anhängerplattform. Spricht das für den Durchbruch einer neuen Idee? fragt Reinhard Kahl, Organisator des KLP-Punktes in Brünkendorf.

Kleine Häuser auf Rädern, die man überall hinstellen darf, wo Autos parken. Tiny Houses genannt, die zu Gemeinschaften gruppiert werden sollten. Das Haus selbst ein Basislager für Expeditionen in der Stadt, auf dem Land, vielleicht künftig auch auf der KLP?

Für die Tiny House Idee steht wie kein anderer der Architekt und Aktivist Van Bo Le-Mentzel aus Berlin. Zum Abschluss der KLP ist er Pfingstmontag um 17 Uhr in der Gesprächsscheune in Brünkendorf auf dem Höhbeck. Dazu kommen Studenten aus Lüneburg, die kürzlich mit Van Bo so ein Haus gebaut haben, mit ihrem Tiny House.

Außerdem gibt es Ausschnitte aus einer Filmdokumentation zu sehen.

Über Van Bo Le Mentzel

Van Bo Le-Mentzel ist ein Held in postheroischen Zeiten. Seine Eltern waren mit dem Zweijährigen aus Laos geflüchtet. Als Jugendlicher nannte er sich „Prime“ und war in Berlin ein stadtbekannter Freestyler.

Die übliche Frage nach einer eindeutigen Identität passt nicht zu ihm. Er ist eher ein Multi. Das zeigt sich darin, wie er seine Sachen macht. Weniger durch Besitz und Status als durch Beweglichkeit. Nicht mit Perfektion, sondern mit Eigensinn und Empathie. Probleme sind für ihn zumeist Anlässe für ungewöhnliche Lösungen. Eine seiner Maximen lautet: Immer wieder Anfänger werden!

Als vor Jahren seine Freundin vom damaligen Architekturstudenten verlangte, dass er ein Regal baut, besuchte er den Volkshochschulkurs „Tischlern für Anfänger“. Das Ergebnis dieses Kurses ist nach Umwegen die Ausstellung seiner „Hartz-IV-Möbel“ zum Selberbauen im Olymp der Designer, dem Vitra Museum in Weil am Rhein.

Kaum als Architekt angestellt, kündigte er und erfand Möbel und immer wieder sich selbst. Es folgten ein Minihaus für Flüchtlinge, andere Tiny Houses und die Gründung einer Tiny-House-University. Zwischendurch drehte er einen Spielfilm ohne nennenswertes Budget, arbeitete als Lehrer und als Professor.

Auf Van Bo passt ein Satz, den Goethe für seinen »West-östlichen Diwan« aus dem Persischen importiert und auf Kinder gemünzt hatte: »Sie brauchen Wurzeln und Flügel«. Flüchtlinge wie Van Bo müssen neue Wurzeln bilden. Und weil die nicht reichen, können ihnen Flügel wachsen, die vielleicht kräftiger sind als die der lange schon Verwurzelten. (Text: Reinhard Kahl)  

Foto | Martin Kraft, MK34928 Van Bo Le-Mentzel, CC BY-SA 3.0  : Van Bo Le-Mentzel mit seinem Hartz-IV-Sessel auf der See-Conference 2015 im Schlachthof Wiesbaden

 




2018-05-16 ; von asb/pm (text),
in Dorfstraße 1, 29478 Höhbeck, Deutschland

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