Im ersten Teil der "Göttlichen Komödie" reist Dante Alighieri durch die neun Kreise der Hölle. Die Tänzerin Ursula Pehlke schuf gemeinsam mit dem Lichtbildner Dietrich Burmeister eine beeindruckende Performance, in der Tanz, historische Illustrationen und Auszüge aus dem Dante-Text miteinander verschmelzen.
Dante Alighieri schrieb die "Göttliche Komödie" während seiner Verbannung aus Florenz. Nach den lang andauernden, komplexen Konflikten zwischen Papst- und Kaiseranhängern war es ihm ein Anliegen Lesern, Gesellschaft und Kirche einen Spiegel zur Selbsterkenntnis und ein Leitbild auf dem Weg zur Besserung zu bieten.
So sind die Sünden, die Alighieri beschreibt, sehr eng an den gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit orientiert. Seine Verfehlungen sind nur zum Teil in der Bibel wiederzufinden - unter anderem Lust, Völlerei, Gier, Zorn, Gewalt, Betrug und Verrat.
Phantasievoll malt Alighieri die Strafen aus, die den jeweiligen Sündern drohen. Da werden jämmerliche Gestalten von Wespen und Mücken geplagt - die Halbherzigen. Die Schlemmer und Nimmersatten werden vom dreiköpfigen Höllenhund Cerberus angeknurrt. Die gepeinigten Seelen müssen sich in eiskaltem Regen und Hagel den Angriffen der Bestie erwehren. Als schlimmste Sünde sieht Alighieri die Verräter: Sie sind im eisigen See Cocytus gefangen.
400 Jahre später fertigte der Grafiker Gustave Doré Holzstiche zu den Höllenräumen. Bizarre Darstellungen von Fabelwesen, Monstern, Skeletten und
geheimnisvollen Sagengestalten. Diese Holzstiche voll üppiger Fantasie erfüllen in Pehlkes Inszenierung als Projektionen detailreich den Raum -
Höllenräume in schwarz-weiß projiziert.
Für das Bühnenbild verband der Lichtbildner Dietrich Burmeister gemeinsam mit dem Erfinder Arwed Wetzel
die Projektion der Doré'schen Holzstiche mit kybernetischen Objekten. (Wetzel hatte schon für die Inszenierung von "Moby Dick" den Theaterbus der Freien Bühne Wendland für die Doppelrolle als „Walfang-Schiff“ und als „Moby Dick“ präpariert.)
Die Idee, Kulisse und Darsteller miteinander zu
verschmelzen, gibt der Inszenierung etwas Holografisches. Die Tänzerin wird zu einem Teil der der Projektion und die Projektion Teil des Geschehens. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen. Mal wandert eine Harpyie (das Kostüm faszinierend gestaltet von Arwed Wetzel) als Schattenspiel durch die Projektion, mal scheint ein Engel direkt aus dem Bild zu treten oder eine der gequälten Figuren herauszukriechen.
Mit eigenwilliger Körpersprache spürt Ursula Pehlke den verschiedenen gequälten Seelen in den Höllenkreisen nach und bringt sowohl die Qualen der Sünder aber auch die Kraft - zum Beispiel eines Engels - eindrucksvoll auf die Bühne.
Bei der Premiere in Platenlaase war das Publikum begeistert von der Aufführung. "Das war ein intensives Theatererlebnis der besonderen Art", war nach der Vorstellung nicht nur von einem Zuschauer zu hören.
"Inferno!" ist am 19. Januar um 17 Uhr und am 24. Januar um 20 Uhr im VERDO Hitzacker zu sehen. Mehr Informationen und den Link zum Ticketportal gibt es auf freiebuehnewendland.de.
Foto | Kina Becker