von „Finanzkrise“ ist die Rede. In Wahrheit befinden wir uns in einer Systemkrise. Jetzt, da die hochgelobte „freie“ Marktwirtschaft (ob in Gestalt der Banken oder der Autoindustrie) röchelnd und nach Staatsknete winselnd auf dem Rücken liegt, wird deutlicher denn je: der Kapitalismus ist ein menschenfressendes System.
Die politisch verbrämten, aber nur aus wirtschaftlichen Gründen geführten Kriege sind davon nur ein Ausdruck. Der Kapitalismus hat auf allen Ebenen nur ein Ziel: er führt alles, restlos alles, was es auf diesem Planeten und dem erreichbaren Umfeld gibt, der Kapitalisierung und der Mühle des Profits und der Verwertbarkeit zu.
Wir Menschen selbst ordnen uns diesem von uns geschaffenen System unter, machen uns zu „Humankapital“, das nur eine Funktion, nur einen Sinn, nur eine Existenzberechtigung hat: die Konjunktur anzukurbeln.
Wir essen und trinken nicht, wir verbrauchen; wir fühlen uns nicht mehr wohl, wir konsumieren Wellness. Selbst der Faschismus war lediglich die Karrikatur des Kapitalismus: er schaffte in zwölf Jahren, wofür der „normale“ Kapitalismus über hundert braucht. Aber die sind jetzt um.
Und allmählich sollte jeder merken, daß ein Wirtschaftssystem, das nur am Tropf ständigen, grenzenlosen Wachstums überleben kann, ein latent faschistisches, ein ebenso krankes wie krankmachendes System ist. Und wie jeder Organismus, das kein Optimum sondern nur Maxima kennt, treibt es, wenn es im Sterben liegt, die verzweifeltsten Blüten.
Das ist das, was wir gerade sehen und erleben.
Nicht auf ständiges materielles, sondern vielleicht auf inhaltliches, auf „gefühltes“ Wachstum zu setzen, scheint die einzige Möglichkeit, aus dieser Sinn- und Wertekrise herauszukommen. Deshalb müssen wir jetzt aber nicht alle Esoteriker werden, sondern vielleicht nur (gesamtgesellschaftlich) etwas kürzer treten; materiell zumindest. Das kann auch Spaß machen. Ich, zum Beispiel, liebe es, diese Werbeprospekte und Kataloge durchzublättern, die dauernd in meinem Briefkasten liegen – und dabei festzustellen, was ich alles nicht brauche und noch nie gebraucht habe.