Nach monatelangen Störungen im Festnetz der Telekom hat sich der Konzern offenbar jetzt eine neue Strategie ausgedacht, abtrünnige Kunden zu malträtieren: Anschlüsse werden ohne Vorankündigung abgeschaltet. Kommentar einer Betroffenen.
Monatelang hatte das ganze Dorf kein Festnetz. Dann gab es zwar wieder Telefon - aber mit falsch zugeordneten Nummern. Was von den Betroffenen kreativ gelöst wurde: sie legten ein eigenes Telefonbuch an, wer nun unter welcher Nummer zu erreichen.
Soweit so schlecht. Grund war eine Störung, die auf den ersten Blick durch die Arbeiten am Glasfasernetz ausgelöst wurden. Dabei flog auf, dass ein vor rund 60 Jahren verlegtes, seitdem nicht mehr saniertes und deswegen völlig marodes Kupferkabelnetz der Hauptgrund für die flächendeckende Störung war. Die Fehlersuche gestaltete sich kompliziert. Von Oktober bis kurz vor Weihnachten suchten die Techniker nach den Gründen für die Störung. Immer wieder wurden zwischen Vietze und Brünkendorf neue Löcher gebuddelt. Und immer wieder gab es Hoffnung gebende Informationen á la "Morgen ist alles wieder in Ordnung." Doch nichts war in Ordnung. Monatelang nicht. Und immer stand unter allen Mitteilungen "Viele Grüße. Ihre Telekom."
Es wunderte mich also nicht, dass auch mein Telefon monatelang nur noch sich immer wieder ändernde Töne von sich gab. Irgendwann war die Leitung dann komplett tot und beim Anrufen meiner Nummer kam durchgängig die Ansage: "Dieser Anschluss ist uns nicht bekannt. Bitte fragen Sie bei der Auskunft nach." Ich fragte nicht die Auskunft sondern teilte - gefühlt ein Dutzend Mal - der Störungsstelle mit, dass mein Anschluss immer noch gestört ist und dass ich dringend darum bitte, mir wenigstens eine Anrufweiterleitung auf mein Handy einzurichten. Alle anderen Betroffenen bekamen diese Rufumleitung auch - nur ich nicht. Stattdessen gab es nette Emails + SMS-Nachrichten, dass man sich "bemühe, die Störung so schnell wie möglich zu beheben". Eine Rufumleitung könne man mir aber leider nicht einrichten. Warum? "Das können wir Ihnen leider nicht sagen" war die wenig zufriedenstellende Antwort. Viele Grüße. Ihre Telekom.
Zwischendurch bekam ich dann mehrfach eine SMS, dass die Störung behoben sei. Juhu, endlich war es soweit! Ich habe wieder Festnetz! Doch weit gefehlt, nichts war gelöst. Also wieder die Störungsstelle anrufen und mitteilen, dass ich weiterhin kein Festnetz habe. Nach der dritten SMS dieser Art hatte ich das Gefühl in einer Zeitschleife festzuhängen - wie Bill Murray in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier". Nur: Bill Murray musste seinen Täg ständig wiederholen, weil er seine Untaten erkennen und ablegen sollte.
Dann kam der 6. Januar. Nach den Feiertagen und nachdem ich gehört hatte, dass die "Massenstörung" behoben sei, mein Telefon aber immer noch tot war, rief ich erneut die Störungsstelle an. Dort teilte man mir dann lapidar mit, dass mein Vertrag "nicht mehr im Bestand" ist. Heißt: abgeschaltet und rausgeschmissen. Ohne Vorwarnung. Zur Erinnerung: zwischen Oktober und Dezember hatte ich rund ein Dutzend Mal Kontakt mit dem Telekom-"Kundenservice", ohne dass mir jemals ein Hinweis auf einen nicht mehr existierenden Vertrag oder wenigstens eine bevorstehende Abschaltung gegeben wurde.
Nun bin ich endgültig davon überzeugt, dass ich irgendeine Untat begangen haben muss, die die Telekom mit der Abschaltung bestraft. Ich grübele, was das wohl gewesen sein könnte ... Doch das einzige Vergehen, was mir einfällt: ich habe bei der Telekom gekündigt und mich für den Glasfaseranschluss entschieden. Und den kann mir die Telekom frühestens in zwei Jahren anbieten, wenn die Bindungsfrist abläuft und sie sich in das Netz einmieten kann. Die Vermutung wird genährt durch die Tatsache, dass mir von mehreren Telekom-Kunden, die sich für Glasfaser entschieden haben, berichtet wurde, dass ihnen ebenfalls die Festnetzanschlüsse gekappt worden sind.
In meinem Fall zieht sich die Telekom darauf zurück, dass ja gekündigt worden sei. Ja, der Vertrag wurde von der neuen Glasfaserfirma mit der Anforderung der Anschlussübernahme gekündigt - was die Telekom auch schon im September schriftlich bestätigt und mir zugesichert hatte, dass ich die Leistungen aus meinem Vertrag "unterbrechungsfrei bis zur Übernahme durch den neuen Anbieter" weiter nutzen kann.
Na prima! Nur davon weiß Europas führender Telekommunikationskonzern jetzt nichts mehr. Mein Anschluss ist immer noch tot. Und unter jeder Mail und jeder SMS steht "Viele Grüße. Ihre Telekom".
PS: Werbeangebote für wunderbare Angebote der Telekom erhalte ich seitdem fast täglich.
Bild von Pexels auf Pixabay: Das nutzlos gewordene Telefon zerschießen? Oder die Server der Deutschen Telekom? Beides führt nicht zum gewünschten Erfolg. Aber Gedanken sind ja bekanntlich frei. Und Wut ist auch nicht strafbar.