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Viel Begeisterung für Saures auf dem Sauerkrautkongress

Sauer vergorenes Gemüse gehört in vielen Ländern der Welt zur Alltagsernährung - das vitaminreiche Sauerkraut macht Seereisen rund um die Welt überhaupt erst möglich, schützte es doch vor Skorbut. Am Samstag fand der Sauerkrautkongress in Vietze viele Anhänger.

Schon Wilhelm Busch wusste die Vorzüge des Sauerkrauts zu schätzen. In „Max und Moritz“ setzte er dem milchsauer vergärten Kohl ein Denkmal: „ Eben geht mit einem Teller Witwe Bolte in den Keller, daß sie von dem Sauerkohle eine Portion sich hole, wofür sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt.”

Beim „Sauerkrautkongress“ am neu eingerichteten Ausstellungsgebäude des Vietzer Heimatmuseums fanden sich am Samstag über 200 Menschen ein, die ebenso wie Witwe Bolte für das vergorene Kraut schwärmten. Die ehemaligen Professorin für Industriedesign, Barbara Tietze, hatte sich zur Einweihung dieses außergewöhnliche Event einfallen lassen.

Freunde aus Nah und Fern, aus Österreich, Polen, Korea oder eingewanderte Kasachen hatte sie gebeten, traditionelle Rezepte für den Sauerkraut-Tag zu kochen – und viele kamen dem Wunsch nach. So konnten die Besucher neben dem deutschen Sauerkraut mit Strudel auch das koreanische Kim-Chi, gekocht aus Chinakohl und diversen Gewürzen, das serbo-kroatische Sarma oder die polnische Bigosch-Suppe probieren. Letztere wird übrigens der Bolteschen Vorstellung von Sauerkraut besonders gerecht: mit Pilzen, Schweinebauch und Breslauer Wurst stundenlang geköchelt, muss das Bigosch immer wieder im Kühlen ruhen, um mindestens zweimal aufgewärmt zu werden, bevor es am dritten Tag serviert wird.

Merkwürdig auch das „Grubenkraut“: diese aus der Steiermark stammende traditionelle Zubereitungsart wurde erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt. Für das Grubenkraut werden ganze Kopfe geputzt und mit oder ohne Salz monatelang in tiefen, abgedeckten Erdgruben konserviert, um dann erst kurz vor der weiteren Zubereitung geraspelt zu werden.

Rund ein Dutzend der internationalen Zubereitungsarten standen in Vietze zur Verkostung bereit – sehr zur Begeisterung vieler Sauerkrautfans, die teilweise weit anreisten, um die Leckereien zu erfahren. In einem zweiten Zelt konnte sich jede/r Interessierte am Schneiden, Hobeln und Stampfen des Kohls beteiligen. Am Ende des Tages waren einige große Steinguttöpfe mit den vitaminreichen Krautstreifen gefüllt.

Da blieb für einige kaum Zeit, die neu gestaltete Ausstellung alltäglicher Haushaltsgegenstände und Werkzeuge im Nebengebäude des Museums an der Bergstraße anzuschauen. Notwendig geworden war dieser Umzug, weil demnächst viele der Fundstücke aus den Grabungen des Archäologen Jens Schneeweiß, der mit Studenten der Universität Göttingen die Slawenzeit am Höhbeck erforschte, ins Museum in Vietze umziehen sollen.

Im nächsten Jahr soll dann die Ausstellung zur Slawenzeit erweitert und neu gestaltet für das Publikum geöffnet werden. Man darf gespannt sein, welche kulinarischen Köstlichkeiten dann zur Eröffnung auf die Gäste warten werden.

Foto / Angelika Blank: Beim Sauerkrautkongress des Vietzer Museums fanden auch die Zubereitungsmethoden viel Interesse.





2013-10-07 ; von Angelika Blank (autor),
in Bergstraße, 29478 Höhbeck, Deutschland

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