Löffel können glücklich machen - das ist die These von Prof. Barbara Tietze, die fünf LöffelsammlerInnen für eine Ausstellung im Museum Vietze gewinnen konnte. Am Freitag ist Eröffnung.
Mit einem Löffel isst man Brei und Suppe, löffelt aus dem Ei, fischt Kartoffeln aus dem Topf oder schaufelt Zucker aus der Dose. Wenn ein Löffel schön ist und gut passt zu Hand, Mund, Topf und Tisch, macht uns das glücklich. Unpraktische und unbequeme Löffel sind dem Menschen lästig. Das Höhbeckmuseum in Vietze stellt fünf Löffelsammlungen vor, die zeigen, dass Löffelglück und –alltag sehr unterschiedliche Formen annehmen können. Diese Ausstellung ist auch eine Einladung, die Wahrnehmung zu schulen.
Susanne Schwarz-Raacke (Berlin) arrangiert eine Löffelwelt, die Unterschiede in Material, Herstellungstechnik und Handhabungskomfort dokumentiert - eine Sammlung mit pädagogischen Absichten, die uns aber daneben die geheimnisvolle Ästhetik des Alltags vor Augen führt. Diese Löffel sind auch eine designtheoretische Inszenierung.
Barbara Tietze (Vietze) hat eine andere Motivation. Sie befasst sich mit Moden, Konventionen und Sachzwängen. Ihre Neugier gilt der Etikette und den Vorgaben der Gesellschaft. Ihre Löffel sind oft Grenzgänger. Sie stellt fragile Versuche vor, mit und gegen Ordnung zu handeln. Ihre Löffel sind auch ein Aufstand gegen die Norm.
Sonni Würtenberg
(Vietze) stellt die Löffel ihres Vaters aus. Das Erbe ist ein Blick in
die Vergangenheit. Wir sehen, das Löffelglück unserer Vorfahren
unterliegt historischen Wertvorstellungen. Die individuelle
Handwerkskunst spielt eine Rolle, der Wert von Material und Handarbeit,
der Gebrauch und die Pflege. Zur Kultur des bürgerlichen Alltags gehören
aber auch die Unbequemlichkeit und die Gebrauchsspuren.
Friedel und Monika Hofmann, (Schnackenburg): Sie sind aus Südafrika zugezogen. Ihre Löffel sind Erinnerungen an ein koloniales Erbe und afrikanische Nachbarn. Zwei von Monika Hofmann selbstgeschmiedete Löffel zeugen von archaischen Hoffnungen auf eine andere Welt, die sie nun im Wendland gefunden hat. Diese Löffel sind auch eine Biografie.
Hermann Waldenburg (Groß Heide) ist ein Künstler und ein Pädagoge. Zeit seines Lebens beobachtet er seine Umwelt, sammelt seine Beobachtungen und arrangiert sie zu einem Gesamtkunstwerk. Mit seiner Löffelausstellung stellt er sechs Szenarien vor, die mit Vorder- und Hintergrund experimentieren, mit Kontrast und Größe und Kultur. Es entsteht ein nichtwissenschaftliches Panorama, ein Anstoß zu assoziativem Denken.
Vernissage: 1. September um 18.00. Die Finissage wird am 15. Oktober mit einem Tag des Arme-Leute-Essens begangen.
Das Höhbeckmuseum ist Samstags, Sonntags und an Feiertagen jeweils von 15.00 bis 17.00 geöffnet. Auskünfte unter Tel. 05846.2201 oder 05846.9802828
Foto: Löffel aus der Sammlung von Susanne Schwarz-Raacke