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Von Zinsen und Raubbanken

Vermutlich haben auch Sie Post von Ihrer Bank bekommen. Die Geschäftsbedingungen ändern sich zum 31. Oktober 2009. Der Anlaß: die EU hat den Banken ein wenig die Zügel bei den Gebühren angezogen. Nun dürfen grenzüberschreitende Überweisungen nicht mehr soviel kosten wie bisher. Aber auch sonst könnte sich ja einiges geändert haben.

Haben Sie sich mal durch die 34 Seiten Kleingedrucktes gekämpft? Nicht? Dann entgeht Ihnen so manche Generosität Ihrer Bank. Da hier die meisten ein Sparkassenkonto haben, nehme wir mal deren Geschäftsbedingungen als Beispiel.

Unter „Nr. 17 Zinsen und Entgelte, (4) Nicht entgeltpflichtige Tätigkeiten“, steht da: „Für Tä-tigkeiten, zu deren Erbringung die Sparkasse bereits gesetzlich oder aufgrund einer vertraglichen Nebenpflicht verpflichtet ist oder sie im eigenen Interesse erbringt, wird die Sparkasse kein Entgelt berechnen,...“. Na, ist das nicht toll? Kein Entgelt für Sachen, zu denen die Bank gesetzlich verpflichtet ist. Aber halt! Der Satz geht noch weiter: „...es sei denn, es ist gesetzlich zulässig und wird nach Maßgabe der gesetzlichen Regelungen erhoben.“ Oh, Oh!

Da wundert’s auch nicht, daß sich die Pflichten der Kunden wesentlich länger lesen als die der Bank. Auch mit der Haftung ist es so geregelt, daß die Bank dann haftet, wenn sie es verschuldet hat – außer, es steht in den folgenden Absätzen etwas anderes. Aber immer, wenn es wirklich interessant wird, also bei der Frage „Was kostet der Spaß?“, wird auf die Aushänge in der Schalterhalle verwiesen.

Schon mal gelesen? Bloß zwei Seiten, die aber der 36seitigen Mitteilung der Sparkasse nicht beiliegen – bestimmt nur technische Gründe. Dann lesen wir mal: Die Spaka nimmt 13 Prozent Überziehungszinsen im Kreditrahmen und 18,5 Prozent darüber hinaus. Die Bank selbst zahlt für das Geld an die EZB Zinsen von 0 bis 0,5 Prozent – also müßten Sie – im Vergleich – in Ihrer Stammkneipe für eine Flasche Bier rund 30 Euro zahlen.

Aber Gemach! Wenn Sie Ihr Geld für drei Monate festlegen, hagelt es satte 0,25 Prozent! 1000 Euro ein Jahr zu überziehen, kostet 130 Euro. 1000 Euro ein Jahr gespart – glatt zwei Euro fuffzich gewonnen! Und weiter: „Giro Easy“, kein Grundpreis, aber Überweisung per Beleg, Scheck- oder Lastschrifteinreichung, Überweisung durch die Kasse geschrieben, und ab dem 6. Bargeschäft an der Kasse – kosten immer 2 Euro pro Vorgang.

„Giro Klassik“ kostet 3 Euro im Monat,  Überweisung im Homebanking dann 0,15 Euro, per Zettel an der Kasse 1 Euro, je sonstigem Buchungsposten 0,40 Euro. Das letztere bedeutet, glaube ich, daß immer, wenn Ihnen jemand Geld überweist, egal, wie viel oder wenig, Sie dafür 0,40 Euro bezahlen dürfen. Ziehen Sie mit einer Sparkassen-Card bei einer anderen Bank Geld, dann kostet das fünf Euro, und Bareinzahlungen zugunsten Dritter sind am Kassenschalter schon für lächerliche 20 Euro möglich.

Wollen Sie einen Ratenkredit, dann bekommen sie den – „Bonität vorausgesetzt“ – für einen Nominalzins von ab 5,15 Prozent pro Jahr. Jedoch: Dafür, daß die Bank Ihnen den Kreditvertrag schreibt, will sie schlappe 3 Prozent der Kreditsumme als „Bearbeitungsentgelt“. Was würden Sie mit Ihrem Wirt in der Stammkneipe machen, wenn Sie jetzt auch noch einen Euro auf die 30 rauflegen müßten – nur, weil er die Flasche aus dem Kühlschrank geholt hat?

Das heißt: für 10 000 Euro Nettokredit zahlen Sie – neben den Zinsen – 300 Euro sofort dafür, daß die Bank das tut, was ihr Job ist: Geld verleihen. Und schon schulden Sie der Bank 10 300 Euro. Der Effektivzins bei 72 Monaten Laufzeit steigt so in zehn Minuten von 5,15 auf 6,38 Prozent. Als Trost kann man aber feststellen: Die Preisliste der Bank ist keine Verordung und gilt nur, wenn man sich darauf einläßt. Zu einem Geschäft gehören immer zwei.

Das Einzige, was mir nicht so richtig klar wird: Wie konnte es bei diesen Konditionen zu einer Finanzkrise kommen? Und warum wollten die Großbanken keine kleinen Leute an ihren Kassenschaltern? Mittlerweile hat jedoch auch die Deutsche Bank gemerkt hat, daß es viel leichter ist, vielen kleinen Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, als sich nur mit Geiern gleichen Geistes zu schlagen. Da kaufte Ackermann gleich die Postbank und das BHW. Und nun hat die Deutsche Bank wieder schöne Millardengewinne zum Verzocken. Die alte Frage, was krimineller ist, eine Bank zu überfallen oder eine zu besitzen, ist längst beantwortet.

Foto: obs/NCR GmbH




2009-09-26 ; von Klaus Behling (autor),

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