Thema: zero141

Vormittags recht haben – nachmittags frei

Zu den vornehmsten Aufgaben von Halbwüchsigen gehört es, die Werte der gerade als erwachsen Geltenden möglichst effektiv zu torpedieren.

Und Respekt! So gründlich wie derzeit haben dies nur wenige Generationen von Heranwachsenden zuvor hingekriegt.

Denn was haben wir uns in den letzten Jahrzehnten – mit Verlaub – den Arsch aufgerissen, um „1984“, „Big Brother“ und „den gläsernen  Menschen“ zu verhindern oder doch zu verzögern und einzuschränken!

Aber während wir noch gebannt darauf warten, wann unser Bundesinnenbehinderter endlich mit seinen Plänen rausrückt – natürlich nur zur reinen Terrorismusbekämpfung –, jedem Deutschen einen Chip unter die Haut zu pflanzen, läuft die totale Überwachung bei unserem Nachwuchs längst freiwillig und sogar (Bürgerbeteiligung ahoi!) selbst finanziert.

Sie sollten mehr „Viva“ gucken: Da kreischt es aus Werbespots konkurrierender Firmen (also ist die Nachfrage enorm): „Du willst wissen, wo er ist? Hol’ Dir ‘Mobile Spy’, gib’ seine Handynummer ein! Schon gibt es kein Versteck mehr. Du weißt immer, wo er ist.“

Dieses Human-Navigationsgerät ist übrigens weder verboten, noch regt sich irgendjemand drüber auf.

Aber was anderes: Gibt es etwas Dämlicheres als Dieter Bohlen?

Ja: die zweitgrößte deutsche Lehrerorganisation „Verband Bildung und Erziehung“ (VDE). Die verlieh Bohlen gerade den „Nassen Schwamm“, weil er der „gesellschaftliche Dauertiefschläger des Jahres 2007“ sei. Er habe „die Lust an Erniedrigung  kultiviert, mediale Brutalität zelebriert und die Grundregeln demokratischen Zusammenlebens mißachtet“.

Na, bravo! Bohlen, dem lebenden Beweis, daß Sonnenbank nicht gesund sein kann, Tiefschläge vorzuwerfen, ist so kreativ und mutig, wie Papst Ratzel zu unterstellen, daß er mit dem Katholizismus sympathisiere.

„Lust an Erniedrigung“, „demokratisches Zusammenleben mißachtet“ – es riecht nach Neid. Pädagogen dürfen das heute nicht mehr so offen wie Bohlen. Sie müssen es subtil machen. Kürzlich stand in „Das Magazin“, einer der letzten guten Zeitschriften Deutschlands, eine Definition des Lehrerberufs, so, wie ihn nicht wenige ausüben: „Vormittags recht haben, nachmittags frei.“ Is’ nur ‘n Zitat!

Ein frohes Frühjahr
wünscht
Karl-Heinz Farni


2008-04-01 ; von Karlheinz Farni (autor),

zero141  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können