Seit Jahren gräbt der Archäologe Dr. Jens Schneeweiß am Höhbeck mit Studenten der Universität Göttingen. Nun hielt er in Dannenberg einen Vortrag über die Bedeutung des Wendlands als Grenzgebiet zwischen dem Reich Karls des Großen und dem Gebiet der Slawen.
Der Dannenberger Arbeitskreis für Landeskunde und Heimatpflege (DALAH) hatte den Archäologen eingeladen, um sich über die neuesten Erkenntnisse aus den archäologischen Grabungen informieren zu lassen.
Dr. Schneeweiß wies zunächst auf die besondere Situation der hiesigen Region als Teil des Grenzgebietes zwischen dem Karolingischen Reich und den slawischen Gebieten hin. Im Wendland wechselte nämlich wiederholt der politische Einfluss, was sich nicht zuletzt an den Siedlungsnamen slawischen Ursprungs westlich der Elbe nachweisen lässt.
Erste Grabungen auf dem Höhbeck hatte es bereits 1897 bis 1920 unter C. Schuchardt mit zahlreichen zwar verzeichneten, aber nicht mehr vorhandenen Funden gegeben. Auch die Ausgrabungen von E. Sprockhoff in den 50er Jahren ließen auf fränkischen Ursprung dieser Befestigungsanlage schließen.
Durch die jetzt vorgenommene Sondage des alten Wallschnittes von Sprockhoff ergab sich der eindeutig fränkische Ursprung des Kastells. Dies und noch einige andere Indizien waren der letzte Beweis dafür, dass sich auf dem Höhbeck tatsächlich der legendäre Sitz Karls des Großen, die Burg "Hohbuoki" befand. Bis zu den aktuellen Grabungen wurde dies zwar immer vermutet, konnte aber nie wirklich bewiesen werden. Die modernen wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden für Holz/-kohle rechtfertigten nun die genaue Einordnung in die Zeit Karls des Großen (810 n. Chr.). Zusätzlich abgesichert wird der fränkische Ursprung der Befestigungsanlage durch die Verwendung von eilig eingebrachten Eichen-, Ulmen- und Erlenholzbalken. Die Slawen dagegen verwendeten ausschließlich Eichenholz in Kastenbauweise zur Wallbefestigung.
Vietze ein ehemaliges Handelszentrum?
Die Grabungsergebnisse, die Dr. Schneeweiß und Studenten der Universität Göttingen im Jahre 2007 im Raum Meetschow-Vietze erarbeitet hatten, waren ein weiteres Thema des Vortrags. Diese zeigten, dass die Burg und der Siedlungsraum Meetschow mit dem Castellum Hohbuoki in Zusammenhang stehen. Seitdem hegt Schneeweiß die - wohlbegründete - Vermutung, dass an dieser Stelle aufgrund der zahlreichen archäologischen Indizien der vielzitierte Handelsort „Schezla“ lag.
"Die Tatsache, dass in der Nähe der Burg Karls des Großen (Hohbuoki), eine große Siedlung lag, in der offensichtlich nach unseren Funden Handel getrieben wurde, in der nachweislich auch Militär stationiert war und die ausserdem auch noch im Grenzgebiet zwischen sächsischem und slawischen Gebiet lag, sind einige der Indizien, die uns annehmen lassen, Schezla' gefunden zu haben", so Dr. Jens Schneeweiß.
Für die Zeit nach dem Tod Karls des Großen (814) gibt es bisher keine weiteren Hinweise auf das Höhbeck-Kastell, was auf eine zumindest vorübergehende Aufgabe dieses Gebietes schließen lässt. Das Grenzgebiet rund um den Höhbeck wurde noch im 9. Jh. verstärkt von Slawen besiedelt. Erst im 10. Jh. geriet die Region mit der so genannten ‚Schlacht bei Lenzen’ im Jahr 929 unter sächsischen Einfluss. Diese Auseinandersetzung fand allerdings nicht bei Lenzen, sondern mindestens teilweise bei der Meetschower Burg statt.
Die Grabungen bei Meetschow/Vietze sind inzwischen abgeschlossen und es wird noch einige Zeit dauern, bis die Archäologen alle Erkenntnisse, die sie während der Zeit vor Ort gewinnen konnten, wissenschaftlich untersucht haben. "Das Thema ist so komplex, daß es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bis man die Ergebnisse in - mindestens - einem dicken Buch nachlesen kann", so Dr. Jens Schneeweiß - und kündigte damit an, dass alle Forschungsergebnisse nach Abschluss der Untersuchungen veröffentlicht werden.
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