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Was tun? Eon Avacon kündigt TelDaFax die Netznutzung

Wie bereits seit Monaten befürchtet, hat die Eon-Avacon nun auch in Lüchow-Dannenberg dem Energieversorger TelDaFax die Durchleitungsrechte für Strom und Gas zum 1. Mai gekündigt. Rund 400 Strom- und 300 Gaskunden werden nun zunächst von Eon Avacon mit Gas beliefert - und müssen sich einerseits überlegen, wie sie ihre Vorauszahlungen zurück erhalten und andererseits einen neuen Anbieter suchen. TelDaFax selbst nährt immer noch die Hoffnung, dass die Kündigungen wieder zurückgenommen werden.

 

Die Kündigungen der Netzbetreiber haben zur Folge, dass die  TelDaFax-Kunden automatisch in die teurere Ersatzversorgung des örtlichen Grundversorgers fallen, wie die Eon Avacon den betroffenen Kunden Anfang der Woche mitteilte.   Neben der Eon-Avacon haben eine Reihe weiterer Stadtwerke und Energieversorger im Norden ihre Netznutzungs-Verträge mit TelDaFax gekündigt.

„Durch die Kündigung der Netznutzungsverträge ist faktisch auch das Vertragsverhältnis der Kunden mit TelDaFax beendet, auch wenn TelDaFax anderes behauptet“, so Karen Goldbeck, Juristin der Verbraucherzentrale Hamburg.

Die Betroffenen können/müssen sich nun einen neuen Anbieter suchen. Die Verbraucherzentrale rät allerdings, den Vertrag mit Teldafax sicherheitshalber fristlos zu kündigen, damit TelDaFax später nicht behaupten kann, es hätte noch ein Vertrag bestanden.

Wer TelDaFax bereits hohe Vorauszahlungen gezahlt hat, für die bis jetzt noch keine oder nur wenig Gegenleistung gebracht wurde, sollte nach dem Rat der Verbraucherzentrale TelDaFax zunächst mit einer kurzen Fristsetzung auffordern, seiner Leistung nachzukommen. Im gleichen Brief kann dann aber die fristlose Kündigung ausgesprochen werden, falls TelDaFax innerhalb der gesetzten Frist die Gaslieferung nicht wieder aufnimmt.

Verbraucherzentralen geben Rat

Die Verbraucherzentrale weist jedoch darauf hin, dass das Sonderkündigungsrecht nur für die Kunden gilt, deren örtlicher Netzbetreiber TelDaFax den Netznutzungsvertrag auch tatsächlich bereits gekündigt hat.

Vor einer Kündigung sollten sich betroffene Kunden in den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Niedersachsen über die Voraussetzungen und Folgen der Kündigung beraten lassen. Die Verbraucherzentrale hält auch Formulierungshilfen für verschiedene Varianten der Kündigung/Abmahnung bereit. Unter der Energierechtshotline 09001 79 79 08 (montags 16:00 - 17:00 Uhr und dienstags 12:00 - 13:00 Uhr) für 1,50 Euro pro Minute (gültig aus dem deutschen Festnetz, sekundengenaue Abrechnung; aus den Mobilfunknetzen gelten die Tarife der jeweiligen Anbieter) können auch konkrete Fragen zur Abwicklung gestellt werden.

Bei allem Durcheinander eine gute Nachricht: Der Grundversorger (hier die Eon-Avacon) übernimmt nach gesetzlichen Vorschriften zwar zunächst die Energieversorgung. Der Kunde hat dann drei Monate Zeit, sich einen anderen Anbieter zu suchen – nach dieser Frist kommt ein Vertrag mit der Eon Avacon zustande.

Wer sich innerhalb von sechs Wochen für einen anderen Anbieter entscheidet, hat gute Chancen, den – womöglich – günstigeren Tarif dieses Anbieters rückwirkend zum 1. Mai zu erhalten. Dies ist allerdings mit dem neuen Energieversorger auszuhandeln.

TelDaFax: neue Strukturen sollen es richten

Für Pressesprecher Thomas Müller sind die aktuellen Probleme Altlasten durch falsche Managemententscheidungen in der Vergangenheit, die den Konzern jetzt einholen.  "Mit dem neuen Eigentümer,  der 50 Mio. Euro in das Unternehmen gesteckt hat, einem neuen Aufsichtsrat und dem neuen Management ist TelDaFax in der Lage, die Vergangenheit abzuschließen und neu durch zu starten", gibt Thomas Müller den Betroffenen Hoffnung, dass sie womöglich doch weiter beliefert werden können.

Mit dem Geld des neuen Eigentümers habe man Verbindlichkeiten bedient, betont der Pressesprecher.  Aber: Bedingt durch die Tatsache, dass die Sicherheitsleistungen und Vorauszahlungen an die Netzbetreiber um mehr als 50% gestiegen sind und bedingt durch die Tatsache, dass TelDaFax einige Monate keine Lastschriften gezogen hat, sei der Forderungsbestand auf mehr als 80 Mio. € angewachsen – Liquidität also, die laut Thomas Müller nicht zur Verfügung steht.

Probleme sollen schrittweise gelöst werden

Nun beabsichtigt der Energieversorger, alle entstandenen Probleme zu lösen und seinen Verpflichtungen schrittweise nachzukommen, das gelte selbstverständlich auch für den Netzbetreiber in Lüchow-Dannenberg.

"Sollten Kunden in die Ersatzversorgung fallen und nicht mehr von uns versorgt werden, erhält der Kunde eine Schlussrechnung von uns, in der sämtliche Sonderzahlungen mit dem tatsächlichen Verbrauch verrechnet werden", beruhigt Pressesprecher Müller die betroffenen Kunden. "Eventuell entstehende Guthaben werden zurückerstattet. Wir weisen darauf hin, dass die Erstellung einer Schlussrechnung bis zu 3 Monaten Bearbeitungszeit beanspruchen kann. Das liegt u.a. daran, dass wir hier Daten des Netzbetreibers verarbeiten müssen, für deren Übermittlung der Netzbetreiber bis zu 28 Tagen Zeit hat."

Ob die Ankündigungen des Pressesprechers allerdings jemals Realität werden, darf bezweifelt werden. Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Handelsblatt ist erst im März der bisherige kaufmännische Leiter Frank Müller-Breithaupt, zum Geschäftsführer der wichtigsten Konzerntochter, der Teldafax Energy GmbH, befördert worden. Nach Informationen des Handelsblatt hatte Müller-Breithaupt in der Vergangenheit an dubiosen Praktiken aktiv mitgewirkt. Zitat Handelsblatt: "Dazu zählte es, Guthaben zurückzuhalten, die den Kunden von Teldafax vertraglich zustehen. So schrieb Frank Müller-Breithaupt in einer Mail an den Leiter Finanzen, Matthias Knoll: „Die Auszahlungen an die Kunden aus Schlussrechnungen bzw. Jahresverbrauchsrechnungen sollten so weit es geht verschoben werden!“

UPDATE: hier ein Musterbrief, den die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz ins Netz gestellt hat ... Download

Foto: Werbeslogan Teldafax im Winter 2010





2011-05-11 ; von Angelika Blank (autor),

teldafax   energieversorgung  

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