Eine Veranstaltung des Gartower Gewerbe- und Tourismusvereins offenbarte, dass die Region nicht nur ein Vermarktungsproblem hat. Viele touristische Anbieter zweifeln an der Attraktivität der eigenen Angebote.
"Wir verstehen eigentlich gar nicht, was die Touristen hier wollen. Hier ist doch nichts los." Mit diesem Satz dokumentierten am Dienstag Abend einige touristische Anbieter aus dem Gartower Raum, dass sie eigentlich überhaupt nicht verstehen, warum viel Geld in Vermarktung gesteckt werden soll.
Dabei sollte das Treffen am Dienstag Abend im "Haus des Gastes" dazu dienen, die zukünftigen Aktivitäten des Gartower Gewerbe- und Tourismusvereins (G.U.T.) weiter zu planen und sich mit der Neustrukturierung der kreisweiten Vermarktungsgesellschaft auseinander zu setzen.
Doch alle Werbebemühungen des G.U.T.-Vorsitzenden Udo Maury und seiner Stellvertreterin Kirsten Wiegmann für mehr Engagement und Ideenreichtum in der Umsetzung nützten wenig. Die Versammlung wollte lieber über all die Einzelprobleme diskutieren, die ihnen im Laufe der Jahre begegnet sind, als sich mit konkreten Arbeitsschritten für eine effektivere Vermarktung der eigenen Angebote zu beschäftigen.
Schon die Reaktion auf die Einladung zu dem G.U.T.-Treffen zeigte, dass es in Gartow noch viele dicke Bretter zu bohren gilt, bevor sich das Gebiet zwischen Elbe und Seege in eine ideensprühende, aktive Tourismusregion verwandelt. Eingeladen waren rund 240 Vertreter aus Gewerbe, Handel und Tourismus - gekommen waren ca. 40 Interessierte, von denen einige sozusagen "dienstverpflichtet" für die Samtgemeinde-Verwaltung an der Veranstaltung teilnahmen.
Die Themen, die G.U.T.-Vorsitzender Udo Maury anschnitt, waren dagegen durchaus existenziell wichtig für das Fortbestehen all der kleinen Pensions- und Ferienwohnungsbetreiber, Einzelhändler, Handwerker oder sonstigen Gewerbetreibenden. "Letztendlich sind die Touristen unsere Miteinwohner von morgen," warf Maury ein. "Viele derjenigen, die heute mit uns leben, sind zuerst als Touristen hierher gekommen." Insofern sei Tourismusentwicklung gleichzeitig ein aktiver Beitrag gegen den demografischen Wandel, der die Region in den nächsten Jahren ereilen wird.
Die touristischen Anbieter trieben allerdings ganz andere Sorgen um. Beklagte sich hier ein Campingplatz-Betreiber über mangelnde Unterstützung durch die Baubehörde des Landkreises, kritisierte dort ein anderer Gewerbetreibender die aktive Bewerbung von Fachkräften als sinnlos, da man hier "doch gar nicht die Löhne zahlen könne, die anders möglich sind."
Vor diesem Hintergrund war Udo Maury letztendlich froh, dass sich immerhin rund 20 Interessierte bereit fanden, sich in verschiedenen Arbeitsgruppen zu engagieren und dort neue Angebote und Vermarktungsideen mit zu entwickeln. "Schließlich ist der Sinn unserer Bemühungen, dass wir auch in Zukunft in unserer Region gut leben können," betonte Maury nach der Sitzung.
Die Auseinandersetzung mit den Strukturen der "neuen" zentralen Vermarktungsgesellschaft fand weitestgehend nicht statt. Deutlich wurde nur eine tiefgreifende Skepsis, dass es der "neuen" Gesellschaft gelingt, die Gesamtregion besser zu vermarkten. Einzelne Meinungen jedoch, dass es keinen Sinn mache, Gartower Geld in eine zentrale Organisation zu stecken und statt dessen die lokale, ortsbezogene Vermarktung voran zu treiben, fanden kaum Zustimmung. Bei aller Skepsis gegenüber einer zentralen Vermarktung schienen doch die meisten Anwesenden verstanden zu haben, dass nur eine gemeinsame Vermarktungsstrategie zum Ziel führen kann.
Doch wie es gelingen soll, die unterschiedlichen Interessen der drei Samtgemeinde-Bereiche Dannenberg (AlmA), Lüchow (Wendland-Regionalmarketing) und Gartow (G.U.T.) zu einem gemeinsamen Vermarktungskonzept zusammen zu führen, dürfte die erste große Herausforderung für den Geschäftsführer der - wie auch immer dann heißenden - Vermarktungsgesellschaft sein, die am 1. Januar 2016 ihr Geschäft aufnehmen soll.
Foto / Angelika Blank: Blühende Landschaften gibt es in der Natur - ob die touristische Landschaft im Gartower Raum jemals zum Blühen gelangt, wird vom Engagement der Beteiligten abhängen.