Es sind ganz einfache Methoden, die
der Meeresphysiker Dr. Erich Bäuerle anwendet, um große Phänomene wahrnehmbar zu machen. Ein
Schlag auf den Rand einer Eisenschale lässt das Wasser darin auf
eine ganz bestimmte Weise vibrieren. Ein Schlag an einer anderen
Stelle mit anderer Kraft lässt ein anderes Muster entstehen. Die
Zuhörer können mit den Händen fühlen, wie der Klang des Wasser sich als
Vibration bemerkbar macht. Im Kleinen zeigen sich hier
Naturphänomene, die auch im Meer zu beobachten sind.
Bei der Drehung eines kleinen mit Sand und Wasser gefüllten Zylinders formt sich die Wasseroberfläche im Lauf der Zeit zu einem Parabolspiegel. Wird die Drehung gestoppt, bildet der Sand am Boden blütenförmige Muster. Vom Prinzip her bilden sich solche Muster und Bewegungsformen auch am Boden von Flüssen und Meeren.
Phänomene sichtbar machen
Seit über 40 Jahren beschäftigt sich der diplomierte Ozeanograph mit Wasserphänomen. Dynamische Prozesse sowie Wechselwirkungen von Erdschwingungen und Wasser waren dabei immer wieder sein Spezialthema.
Bereits vor mehreren Jahrzehnten begann Bäuerle seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse mit künstlerischen Methoden zu verknüpfen. Er baute Installationen, die Wasserphänomene sichtbar werden ließen und stellte fest: oftmals führen hochkomplexe Vorgänge auf symmetrische Strukturen.
Das ließ in Bäuerle die Erkenntnis
reifen, dass Chaos und Harmonie in enger Beziehung zueinander stehen.
Die Strukturen eines Sandmusters lassen sich zwar nicht vorher
planen, sie werden aber bei vergleichbaren Voraussetzungen immer
ähnlich aussehen und oft künstlerische Qualität haben, sagt Bäuerle.
Spaß und Lernen auf dem Wasser-Klang-Pfad
Auch die Vermittlung liegt Bäuerle am Herzen. Viele erinnern sich mit Schrecken an die abstrakten Formeln im Physikunterricht. Da ging es auch um Schwingungen oder Schall. Aber wo zeigen sich diese physikalischen Phänomene in der Natur? Der Meeresforscher will die Menschen durch eigenes Tun und Spaß an das Thema heranführen. Denn durch die sinnliche Wahrnehmung erschließen sich die dahinter liegenden Naturgesetze leichter, ist Bäuerle überzeugt.
So begann er bereits vor Jahrzehnten, Methoden und Objekte zu entwickeln, mit denen er wie eine Art „Wanderzirkus der Phänomene“ durch die Lande ziehen konnte. Seit einigen Jahren ist sein „Wasser-Klang-Pfad“ am Naturum in der Göhrde installiert. Nach Absprache hält er dort Vorträge oder macht Führungen - auch Schulklassen oder andere Gruppen sind herzlich willkommen.
Die Internetseite www.wasseransichten.de ist zwar gerade in Überarbeitung aber die wesentlichsten Informationen über die Arbeit von Dr. Bäuerle und seine Kontaktdaten sind dort verfügbar.
Foto / Angelika Blank: Wenn Dr. Erich Bäuerle (li.) seinen Zuhörern
das Verhalten von Wasser nahe bringt, löst er immer wieder
Faszination aus.
Der Artikel erschien zuerst im Wipperaukurier - dem Magazin für Land und Leute im Ostkreis Uelzen und Umgebung.