In den vergangenen 3 Jahren wurde in dem von der EU mit 550 000 Euro geförderten Projekt untersucht, ob es in der Ostheide ein Wasserproblem gibt. Unter Beobachtung standen dabei der östliche Landkreis Lüneburg, rechts der Ilmenau, das westliche Lüchow-Dannenberg sowie ein Gebiet nördlich von Wolfsburg, rechts und links der Ise. Denn hier wurde in der Vergangenheit ein deutliches Sinken des Grundwasser-Spiegels beobachtet. Man befürchtete, einen neuen, weitaus niedriger angelegten Grundwasserspiegel für die Berechnung von Wasserentnahmen zugrunde legen zu müssen. Doch die Landwirte in der Region sagen schon länger, dass sich die Grundwassersituation seit einigen Jahren stabilisiert habe.
Dies bestätigt nun der Abschlußbericht des Projektes "NO REGRET". Dort wird festgestellt, dass die Feldberegnung heute kaum Probleme bereitet - obwohl sie in Teilen der Region der größte Wassernutzer ist. Nicht einmal 1 % der enormen Grundwasservorräte würden dadurch entnommen, so die LWK in ihrer Abschluss-Presseerklärung. „Die Trinkwasserversorgung ist sicher“, sagte Projektleiterin Elisabeth Schulz im Rahmen einer Pressekonferenz, die am Rande der Uelzener Tagung stattfand.
Nach NoRegret-Untersuchungen werden die Wasserreserven auch zukünftig ausreichen, um in großen Teilen Nordost-Niedersachsens ausreichend beregnen zu können, so die Mitarbeiterin der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Probleme seien aber in der Höhenlage des westlichen Drawehn nicht auszuschließen. Hier könnte eine zusätzliche Wasserentnahme die örtlichen Bäche beeinträchtigen. Quellen könnten sich bachabwärts verlagern und die Gewässersohlen versanden – mit negativen Folgen für die dortige Tierwelt.
Dass die rückläufigen Wassermengen nicht ausschließlich ein Problem der Bauern sind, machte Hans-Georg Hassenpflug deutlich. Der Geschäftsbereichsleiter der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wies darauf hin, dass auch die Regionalentwicklung massiv betroffen wäre. Der vor- und nachgelagerte Bereich spiegele die Spezialisierung der Ackerbaubetriebe in der Ostheide wider, so der Kammerexperte. Neben dem Agrar- und Ernährungsgewerbe gebe es hier nur wenig starke Wirtschaftszweige. Sollte den landwirtschaftlichen Betrieben zukünftig weniger Wasser für die Beregnung zur Verfügung stehen, müssten sie ihre Fruchtfolgen anpassen (reine Getreide-Raps-Fruchtfolgen statt Kartoffeln-Zuckerrüben-Fruchtfolgen). Die wirtschaftlichen Einbußen beliefen sich für das betroffene Gebiet mit seinen rund 55.000 ha auf rund 25 Mio. € pro Jahr. Ein Arbeitsplatzabbau in der Region wäre die Folge. Um dem zu begegnen, appellierte Hassenpflug an die Wasserwirtschafts-Verwaltung, der Landwirtschaft auch in Zukunft genug Wasser zur Verfügung zu stellen. Nur so könne die Wirtschaftskraft der Region erhalten bleiben.
Damit Bauern und Bäche auch in Zukunft genügend Wasser hätten, plädierte Ekkehard Fricke für einen Waldumbau und die Substitution von Grundwasser durch Oberflächenwasser. Der Beregnungsexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen rechnete vor: Jeder Hektar Nadelwald, der zu einem Laubwald umgebaut wird, fördert die Grundwasserneubildung und bringt pro Jahr ein Plus von mindestens 500 m³. Durch den Umbau von 2.000 ha, vorzugsweise im Bereich des Göhrde-Drawehn-Rückens, ließen sich 1 Mio. m³ Grundwasser pro Jahr zusätzlich gewinnen. Auch durch die Verregung von Wasser aus dem Elbe-Seitenkanal, der Jeetzel oder anderen Wasserläufen könnte die Grundwassernutzung reduziert werden. Die Kosten der genannten Maßnahmen bezifferte Fricke für das Gesamtgebiet mit 50 Mio. € in zehn Jahren.
Nach Aussage von Christian Körtje vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Braunschweig, werden im Bereich Nordost-Niedersachsens mehrere Tausend Beregnungsbrunnen betrieben. Allein im Landkreis Gifhorn seien es etwa 3.000. Insgesamt belaufe sich die Summe aller Wasserrechte für die Beregnung in den Landkreisen Uelzen, Gifhorn, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg auf gut 100 Mio. m³ pro Jahr.
An dem internationalen Projekt „NoRegret“ waren vier Länder (Holland, Belgien, Dänemark, Deutschland) beteiligt. In fünf Projekten wurden konkrete Lösungen gesucht, um die Folgen zukünftigen Süßwassermangels zu bewältigen.
In Deutschland trägt das Projekt den Untertitel „Genug Wasser für die Landwirtschaft?!“. Initiiert und durchgeführt hat es die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Ziel war es, die Grundlagen für eine vorausschauende Wasserbewirtschaftungspolitik zu schaffen und schon heute den Einstieg zur Lösung zukünftiger Probleme zu ermöglichen.
Finanziert wurde das Projekt zu 50 % von der EU, die andere Hälfte steuerten die Landwirtschaftskammer Niedersachsen und das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz bei.