Thema: esoterik

Wendländische Hexen – zwischen weißer Magie und Heilkunst

Sie sind Umweltwissenschaftlerin, Verwaltungsangestellte, Handwerkerin oder Künstlerin … und sie sind Hexen. Mit Karten lesen, Handauflegen oder Empathie versuchen sie, Anderen zu helfen. Am Sonntag stellten in den Trebeler Bauernstuben fünf wendländische Frauen sich und ihr Hexendasein vor.

{img |size=L |align=right } Alt ist sie, die Hexe im Märchen, oft auch erschreckend hässlich und immer auf böse Taten aus. Zumindest in deutschen Märchen gibt es kaum „gute“ Hexen, die Menschen auf ihrem Weg durchs Leben begleiten und beschützen. Im Alltag hält sich bis auf den heutigen Tag hartnäckig das Bild der „bösen“ Hexe, die nur Schlechtes im Schilde führt.

Warum das so ist, das wussten am Sonntag in den Trebeler Bauernstuben alle vortragenden Hexen zu berichten. „Der Kirche waren die weiblichen Kenntnisse über Gesundheit, Psychologie und Mythologie zu gefährlich,“ so Hexe „Anja“. „Mit ihren Heilerfolgen und ihrer tiefen Verankerung in der Gesellschaft bedrohten die ‚Hexen’ das angestrebte Machtmonopol der Kirche.“

In der Folge hatten die „weisen Frauen“ und Heilkundigen über Jahrhunderte hinweg nicht nur in Deutschland unter Verfolgung und Inquisition bis hin zu Folter und Mord zu leiden.

Hexen im Wendland - dem Helfen verpflichtet

Anja, Hegalty, Yvonne, Beate und Marianne - fünf Frauen aus dem Wendland, die sich selbst als Hexen bezeichnen - und so unterschiedlich, dass kein bekanntes Klischee funktioniert.

Anja zum Beispiel arbeitet als Verwaltungsangestellte und hat ihre hexerischen Fähigkeiten bei der Krebskrankheit ihres Mannes entdeckt. Yvonne Hollands ist Umweltwissenschaftlerin und hat ihr "mechanistisches Weltbild" schon vor Jahren hinter sich gelassen. Als "frei fliegende Hexe" feiert sie das "Göttliche in der Natur" und hilft durch Handlesen. Marianne Kollhoff ist technische Zeichnerin und Künstlerin. Sie nutzt ihre heilerischen Kräfte durch Handauflegen. Hegalty und Beate lesen Karten, wobei Hygalty sich als "Wicca" versteht. Als solche kann sie sich auf eine internationale Organisation, die Pagan federation, beziehen.

Aber alle, obwohl sie immer wieder betonen, nur helfen zu wollen, haben immer wieder mit Anfeindungen ihrer Umwelt zu rechnen. Hegalty zum Beispiel sah sich anonymen Telefonanrufen ausgesetzt, sobald sie ihr Hexesein öffentlich kund getan hatte.

Von aggressiven Attacken wussten auch die anderen Frauen zu berichten - oder von pastoralen Versuchen, sie von ihrem "bösen Tun" abzubringen. "Am aggressivsten waren allerdings bisher Atheisten, die sich verzweifelt bemühen, an nichts 'Göttliches' zu glauben," erlebte zum Beispiel Yvonne, die sich als "frei fliegende" Hexe versteht Während der letzten "Kräuterhexentage", die Marianne Kollhoff in Pannecke veranstaltet, meinten benachbarte Landwirtsfrauen, für die Hexen beten zu müssen, damit "das Böse" nicht die Macht über sie gewinnt.

Dabei haben sich zumindest die fünf 'Hexen', die sich in Trebel vorstellten, mit schwarzer Magie nichts am Hut. Alle wollen sie ihre Kräfte einsetzen, um Anderen zu helfen. Dabei entdeckten sie ihre Fähigkeiten oft eher zufällig. "Immer wenn ich meinem krebskranken Mann die Hand hielt, spürte ich starke Rückenschmerzen," so Anja. "Eine Krankenschwester machte mich darauf aufmerksam, dass mein Mann genau dann keine Schmerzen mehr hatte und völlig entspannt schlummerte. Erst nach dem Tode meines Mannes lernte ich, nicht nur die Schmerzen des Anderen zu übernehmen, sondern sie auch so abzuleiten, dass ich keinen Schaden erleide."

So sind die Hilfesuchenden wesentlich zahlreicher als diejenigen, die die Hexen feindselig verfolgen. Hausreinigungen zum Beispiel, als das Reinigen von Häusern, die mit "schlechter Energie" ihren Bewohnern den Alltag verleiden, werden bei den Hexen immer wieder angefragt.

Das Gute birgt auch immer die Möglichkeit des Bösen in sich

Aber Gut und Böse liegen eng beieinander, das wissen alle Frauen, die sich in Trebel vorstellten. "Wenn ich eine Warze bespreche, so helfe ich zwar dem Menschen, den die Warzen belasten, aber gleichzeitig zerstöre ich auch die Warze, wirke also negativ", so Yvonne.

Yvonne kennt keine Hexe, die "ihre Zeit damit vertut, Böses zu tun", aber auch sie weiß um die besondere Verantwortung, die sie übernimmt, wenn sie Menschen bei Gesundheits- oder psychologischen Problemen hilft.

"Der Versuchung zu erliegen, die eigene Macht zu mißbrauchen, ist eine immerwährende Herausforderung für alle, die besondere Fähigkeiten haben," so Yvonne. Die Öffentlichkeit über das Hexentum zu informieren und so den Menschen die Möglichkeit zu geben, zwischen verantwortungsbewussten Hexen und Scharlatanen unterscheiden zu können, war ein Anliegen, warum die fünf Hexen sich in Trebel vorstellten.

Über 40 Zuhörer - darunter auch einige Männer - interessierten sich für die Hexen und ihre Weltsicht. Übrigens: wer auch Hexe(r) werden will, kann sich in Hamburg in der St. Paulas Hexenschule ausbilden lassen.

Foto / Björn Vogt / : Marianne, Hegalty, Beate, Anja und Yvonne verstehen sich als Hexen - die mit ihrer weißen Magie Anderen helfen wollen




2012-10-28 ; von Angelika Blank (autor),
in Trebel, Deutschland

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