Nach Monaten intensiver Vorbereitung stellte die Compass GmbH vergangene Woche ein neues Logo und die Strategie für die touristische Vermarktung vor. Die Reaktionen der Tourismus-Aktiven waren verhalten.
WENDLAND.ELBE - natürlich kreativ. Compass Geschäftsführer Karsten Palme machte es spannend, bevor er das neue Logo am vergangenen Donnerstag vor rund 100 Aktiven aus Tourismus, Politik und Verwaltung vorstellte.
In der monatelangen Analyse hatte sich herausgestellt, dass der frühere Name "Elbtalaue-Wendland" als zu lang und nicht griffig empfunden wird. "Wendland" soll im Vordergrund stehen, da dieser Begriff bei der Kundenanalyse mit großer Mehrheit als positiv besetzt oder neutral empfunden wurde. "Elbe" gilt dem Compass-Team aber dennoch als ein wichtiges Element des Namens, da es Landschaftsbild-Assoziationen weckt. Außerdem ist der Begriff "Wendland" deutschlandweit gesehen recht unbekannt und bedarf dringend einer zusätzlichen Lokalisierung. Lediglich 38 % der in in einer Online-Umfrage Befragten kannten das Wendland, 37 % Lüchow-Dannenberg.
Der Zusatz "natürlich kreativ" soll die "Kombination aus Natur, Kunst + Kultur unterstreichen, die den Landkreis prägt und einmalig macht", wie es Karsten Palme in der Präsentation begründete. Gleichzeitig kennzeichnet dieser Logo-Zusatz die neue Marketingstrategie für den Landkreis.
"Aber Sie haben Alleinstellungsmerkmale: eine außerordentlich aktive Kulturszene, viele nachhaltig produzierende Betriebe und eine vielfältige Auswahl alternativer Lebensentwürfe," so Karsten Palme. Regionale (Bio)-Produkte, Kunst und (Bau)Kultur sowie nachhaltige Lebensweisen sollen deshalb in den Mittelpunkt der Bewerbung gestellt werden. Die klassischen touristischen Bereichen wie Wandern, Reiten etc. sollen deshalb allerdings nicht vernachlässigt werden. Sie werden als Angebote weiter "mitgenommen".
Nur gemeinsam können ehrgeizige Ziele erreicht werden
Im Fachbeirat, der sich aus Vertretern der verschiedenen im Tourismus aktiven Institutionen zusammensetzt, war diese Ausrichtung lange diskutiert worden. Nicht jeder mochte der "neuen Linie" folgen. Letztendlich gab es aber doch Einigkeit. Karsten Palme machte in der Vorstellung der Strategie eines klar: "Wenn die Region nicht zusammen an einem Strang zieht, dann werden wir nichts erreichen," so Palme.
Eine von Palme vorgestellte Grafik machte diesen Zwiespalt deutlich: während die Region von außen als ein großes Gebiet unter den Überschriften "Elbe" und "Wendland" wahrgenommen wird, kreisen die Initiativen im Landkreis immer noch um die eigenen Kirchtürme. Hitzacker, Dannenberg, Lüchow, Gartow, Nemitzer Heide ... alle empfinden sich als eigene "Destination" mit wenig Blick über den Tellerrand. Diesen Zustand will Compass ändern.
Wie das Unternehmen allerdings erreichen will, dass die Aktiven in den verschiedenen Samtgemeinden stärker zusammenarbeiten, ließ Palme offen. Am Rande der Veranstaltung war zu hören, dass derzeit zwischen dem Landkreis, den Samtgemeinden und Compass verhandelt wird, ob und unter welchen Konditionen COMPASS die Aufgabe der Vermittlung und der (gemeinsamen) Angebotsentwicklung zusätzlich übernehmen soll/kann. Vielleicht gelingt es dann Compass ja, durchzusetzen, dass das neue Logo auch in Schnackenburg, Schnega und Wussegel als gemeinsames Identifizierungsmerkmal angenommen wird.
Auch die Analyse der Bewertungen in Reiseportalen hatte Zwiespältiges ergeben: einerseits wurden familiärer Service, die hohe Qualität der Speisen (vor allem Frühstück) oder die "schöne und ruhige Landschaft und die "hübschen Ortschaften" als positiv wahrgenommen wurden. Andererseits wurden schlechte Öffnungszeiten der (immer weniger werdenden) Gastronomie, der Investitionsstau bei Renovierungen (80er Jahre-Charme in den Zimmern), schlechte Technik (TV-Geräte, WLAN-Empfang) sowie grundsätzlich das schlechte Mobilfunknetz und geringe Internetgeschwindigkeit beklagt.
Online-Marketing steht im Vordergrund
Klare Vorstellungen hat Compass über die Kommunikationsstrategie: Internet und soziale Medien werden wesentlich stärker für die Bewerbung eingesetzt als es bisher der Fall war. Twitter, facebook, Instagram u.a. sollen die Hauptkanäle sein, mit denen verstärkt Gäste in den Landkreis gelockt werden sollen.
Aber auch Auftritte auf Messen, die Organisation von Gruppen- und Pressereisen hat sich Compass auf die Agenda gesetzt. Dabei sind alle touristischen Anbieter aufgerufen, ihre Angebote zu melden und sich an den verschiedenen Marketinginitiativen zu beteiligen. Hier kam der nächste Satz, der nicht wenige anwesende Anbieter zu tiefem Atmen veranlasste: "Sie können gerne mit Ihren Angeboten den Online-Aktivitäten teilnehmen. Aber Voraussetzung ist, dass Sie eine ansprechende Website führen, die aktuellen Ansprüchen genügt," machte Palme klar. Und eine email-Adresse ist natürlich auch eine Basis-Anforderung. Zwei Anforderungen, die vor allem die kleineren Anbieter vor Ort bisher oft nicht als Bestandteil der notwendigen Betriebsausstattung empfinden.
Eine große Neuerung ist auch die Umstellung des Reservierungssystems. Mit "Intobis" wird es demnächst für den einzelnen Anbieter möglich sein, mit einem Eintrag 30 Vermarktungskanäle über ein Konto zu verwalten, darunter auch große Portale wie fewo.de, ab-in-den-urlaub.de oder booking.com. Über Preise für die Teilnahme am Reservierungssystem wurde in Hitzacker noch nichts bekannt.
Insgesamt wurde die Präsentation der Marketingstrategie und des Logos von den Anwesenden verhalten aufgenommen. Es gab weder Klatschen - aber auch keine Buhrufe. Für Eingeweihte keine Überraschung. "Das ist schon ein Riesenerfolg, dass es heute nicht zum Eklat gekommen ist," freute sich ein Anbieter, der seit Jahren in diversen Arbeitsgruppen versucht, die touristischen Unternehmen zu mehr Einigkeit und Aktionswille zu motivieren - und immer wieder auf Skepsis und Ablehnung stieß.
Grafik / compass GmbH/blauzweig: Das neue Logo stieß bei den Anwesenden in Hitzacker auf verhaltene Reaktionen - wurde aber auch als "genial" gelobt.