Der Samtgemeinderat in Gartow beschäftigte sich am Dienstag Abend einmal mehr mit dem geplanten Umbau der Badanlage zu einer Wellness-Landschaft. Dieses Mal stellte das Planungsbüro Schütze das Materialkonzept vor.
Große Widerstände sind vom Rat nicht mehr zu erwarten: Grüne und UWG hatten sich zwar immer gegen den rund 3,3 Mio. teuren Umbau ausgesprochen, aber seit der Finanzierungsgenehmigung durch die N-Bank geht es derzeit nur noch um „kritische Begleitung“ der Baumaßnahmen.
Rund eine Stunde lang stellten die Planer die Details des Materialkonzepts vor, welches sie für die Thermenanlage entwickelt hatten. Trotz ausführlicher Bildschirmpräsentation mit animierten Raumskizzen und mitgebrachten Fliesen- sowie Steinmustern für die Wand- und Außengestaltung, sahen sich allerdings Ratsmitglieder sowie die rund 20 Besucher außerstande, die Komplexität des Baugeschehens wirklich nachvollziehen zu können.
Der geplante Einsatz von Aluminium, Stahlbetonträgern, Zementgebundenem Baumaterial in „wildem Verbund“ oder Kunststoff-Platten ließ nicht gerade den Eindruck entstehen, dass am Ende ein attraktives Wohlfühl-Bad auf die Gäste wartet. Doch Planer Thorsten Schütte versicherte, dass die so unsinnlich klingenden Baumaterialien, verkleidet mit sandbeigen Keramik- und blau-farbigen Glasmosaik-Fliesen, in Kombination mit dem Lichtkonzept jede gewünschte Atmosphäre ermöglichen werden.
Nicht ohne Grund hatte das Planungsbüro
den umfangreichen Einsatz von LED-Lichttechnik eingeplant: mit der
computergesteuerten Farbgestaltung lassen sich Räume je nach Bedarf
in verschiedene Atmosphären tauchen. Tageslicht kann simuliert oder
über die verschiedenen Farbkombinationen auch exotisch anmutende
Erlebnisräume geschaffen werden, ohne dass viel Geld in die Raumausstattung gesteckt werden muss.
Eine Panoramasauna mit rund 20 Plätzen soll den Saunagängern weitläufige Ausblicke in den Saunagarten ermöglichen. Die bisher innen liegenden Saunen werden verlegt und in die Saunalandschaft integriert. Entgegen anders lautender Gerüchte werden nach dem Umbau mehr Saunaplätze und Ruheliegen zur Verfügung stehen als bisher.
Auch ist es ein Gerücht, dass nach dem Umbau die Saunagänger das Schwimmbad nicht mehr benutzen dürfen. Nach Aussagen von Kämmerer Hans-Heinrich Drimalski wird es allerdings im nächsten Jahr drei Tarife geben: die reine Saunakarte, eine Bad/Sauna-Kombikarte sowie eine reine Schwimmbadkarte.
Der Samtgemeinderat hatte am Dienstag nicht über die Vorstellung des Materialkonzepts abzustimmen. Im Bauausschuss wird es demnächst noch einmal intensiver um die Einzelheiten der weiteren Bauplanung gehen.
Laute Kritik an den Planungen war am Dienstag Abend nicht zu hören. Angesichts der komplexen Planungsdetails stellten sich allerdings einige Besucher die Frage, wer denn die Planer bei der weiteren Ausführung kompetent begleitet. Eine Frage, die beim Ratsvorsitzenden Ulrich Flöter Unmut auslöste. „Man muss doch zu seinen Planern Vertrauen haben,“ zeigte sich Flöter überzeugt. „Wir können uns eine zweite Planergruppe gar nicht leisten.“ Auf Nachfragen von wnet erläuterte Kämmerer Drimalski, dass die Planer bereits am Anfang der Projektentwicklung in einem Wettbewerb ihre Konzepte vorstellen mussten. „Damals waren neben den konkreten Konzepten auch Referenzen und früher umgesetzte Projekte vorzulegen,“ so Drimalski. Von dem Planungsbüro fertiggestellte Um- bzw. Neubauten hat sich allerdings niemand von Rat oder Verwaltung angeschaut – man verließ sich auf Referenzen und den Ruf des Planungsbüros unter Fachleuten als „Bäder-Spezialisten“.
So ging der Samtgemeinderats-Abend mit der allgemeinen Hoffnung zu Ende, dass am Ende auf die Gartower Schwimm- und Saunagänger wirklich eine „attraktive Wellness-Landschaft“ wartet. Eins ist jetzt schon sicher: ein schlichtes Schwimmbad für den Volkssport wird die Wendland-Therme nicht werden – das Konzept war von Anfang an auf „höherpreisige Wellness-Angebote“ ausgelegt, nicht auf die Schwimmer, die frühmorgendlich ihre Runden im Bad drehen wollen.