Werbung oder Information? BASE plant Infokampagne

Für die Bürgerinitiative Umweltschutz ist es horrend teure Endlagerwerbung. Für das zuständige Bundesamt der Beginn einer Informationskampagne, die (u.a.) über Möglichkeiten der Beteiligung informieren soll.

In der Online-Ausgabe der BILD-Zeitung fand die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) einen Artikel, der sie hellhörig machte. Die BI entnahm dem Artikel, dass das Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) eine „horrend teure“ Internet-Kampagne die ab Juni über die Endlagersuche informieren soll. „Kosten bislang: 270.000 Euro, insgesamt soll eine Million Euro eingeplant sein,“ so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Er kann das kaum glauben: „Gestritten wird mit dem Amt gerade um ganz profane Fragen, ob Verfahrensbeteiligte überhaupt Reisekosten und Unterbringungskosten erstattet bekommen, völlig unklar ist auch, welches Budget für die wissenschaftliche Expertise der Fachkonferenz Teilgebiete eingeplant ist, die für Nichtfachleute notwendig ist, um den BGE-Zwischenbericht beurteilen zu können.“

Für das BASE ist es gesetzlicher Auftrag, die Bevölkerung zu beteiligen. „Dazu gehört es auch, Aufmerksamkeit zu schaffen,“ so BASE-Pressereferent Andreas Hinz. „Vor Veröffentlichung erster Ergebnisse im Endlagersuchverfahren in diesem Herbst muss das Verfahren möglichst weiten Teilen der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.“ Nach Hinz Ansicht hat der Bundestag Mittel für eine Informationskampagne bereitgestellt, mit der über das Verfahren und die Möglichkeiten, sich daran zu beteiligen, informiert werden soll. Über die Hintergründe der Infoaktionen gibt es hier! weitere Informationen.

In einem Punkt sind sich BI und BASE einig: Vor Veröffentlichung erster Ergebnisse im Herbst, die den Ausschluss einiger – nicht geeigneter – Regionen zum Ziel haben, muss das Verfahren möglichst weiten Teilen der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Allerdings: der BI fehlt im Verfahren immer wieder die Bürgerbeteiligung. Für das BASE soll die Infokampagne Bürgern die Möglichkeiten der Beteiligung erst einmal aufzeigen.

Bislang ist laut BASE lediglich eine Informationsaktion geplant. Dabei soll über mehrere Wochen mit Animationen im Internet auf das Thema aufmerksam gemacht werden. „Wie weitergehende Aktionen auch jenseits der im ersten Schritt genutzten Animationen aussehen könnten, ist derzeit noch nicht entschieden,“ so Hinz. Der Pressereferent bestätigte, dass eine der führenden Werbeagenturen Deutschlands, Scholz & Friends, mit der Konzeptionierung der Kampagne beauftragt hat.

HINTERGRUND

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wertet zur Zeit Geodaten aus allen Bundesländern aus, um im Herbst einen ersten vorentscheidenden Bericht zur Endlagersuche vorzulegen. Dabei werden einige Regionen aus der Suche nach einem Ort, an dem die hochradioaktiven Abfälle aus der Atomkraftnutzung tiefengeologisch gelagert werden sollen, herausfallen – andere, die als „günstig“ eingestuft werden, werden in diesem sogenannten „Zwischenbericht“ ausgewiesen.

Der Termin und der Ort für die Veröffentlichung dieses Berichts, an dem die interessierte Öffentlichkeit, Fachleute und Vertreter kommunaler Belange zusammentreten, steht nach Informationen der BI inzwischen fest: in Kassel soll am 17./18. Oktober debattiert werden. 

Foto | Andreas Conradt: Schachtturm des Erkundungsbergwerks in Gorleben. Gegen die Pläne, dort ein Endlager für nuklearen Abfall einzurichten, gibt es seit Jahrzehnten heftigen Widerstand.




2020-06-03 ; von Angelika Blank (text),
in Berlin, Deutschland

endlager_gorleben  

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