Thema: kunst

Werner Götz - Kunst als Schlüssel zur Seele

Überwältigend war die Resonanz bei der Eröffnung der Werner-Götz-Werkschau am Samstag im Zehntspeicher Gartow. Noch bis Ende Juli sind dort in einer beeindruckenden Zusammenstellung beinahe 150 Werke des im Mai verstorbenen Nienwalder Künstler zu sehen. 

Monate hatte Götz' Tochter Anna Lilly an der Auswahl und Zusammenstellung für die erste umfassende Werkschau ihres Vaters gearbeitet. Mit der am Samstag eröffneten Ausstellung von über 100 Gemälden und Objekten sowie rund zwei Dutzend Skulpturen gelang ihr eine sensibel zusammengestellte Ausstellung, die tiefe Einblicke in das vielfältige Schaffen des Multitalents Werner Götz ermöglicht.

Werner Götz war kein "Praktikant intellektueller Artistik" wie es Norbert Fritz Krause im zur Ausstellung erschienen Werk-Katalog schreibt, er war ein Künstler, den Materialien faszinierten. Holz, Stein, Papier, Stoff, ausrangierte Koffer oder Bauteile - kaum ein Werkstoff war vor seinem kreativen Spieltrieb sicher. 

Die Werkschau in Gartow zeigt in eindrücklicher Weise die Vielfalt im Schaffen eines Künstlers, der Kunst (unter anderem) als "integralen Schlüssel, um in die Räume der Seele zu gelangen" empfand. Dabei erschließen sich die Einblicke in die Seele von Werner Götz nicht unbedingt auf den ersten Blick. Götz' fand in seinen Werken immer wieder neue kryptische Zeichen, die nicht nur gestalterische Bedeutung hatten. Zeichen aus dem asiatischen Raum finden sich in seinem Werk ebenso wieder wie abstrahierte Formen aus der Natur. 

Immer wieder waren es auch Fundstücke aus der Natur oder aus dem Baubereich, die von Werner Götz in Kunstwerke verwandelt wurden. Auch hier wieder: Zeichen. Eine verbrannte Tür in Kombination mit einer abgewetzte Bürste und Kreidezeichen als "Menetekel" für die Vergänglichkeit des Seins. Oder "El Hombre" (Titelfoto): auch hier war es eine alte Tür mit einem ebenso alten Schloss (ohne Schlüssel) und festen Eisenbeschlägen, die in dem Entstehungsjahr (1986) Götz' Männerbild dokumentierten. 

In dem Werk "La Belle et la Bête" war es ein alter Geigenkasten, eine Hälfte mit rostigen Nägeln durchbohrt, in der anderen Hälfte einen Satz Sägeblätter beherbergend, der Götz' inspirierte.

Sein subtiler Humor und Hang zur Ironie zeigt sich nicht nur in der Serie "Lost Luggage", einer Sammlung von alten Koffern, die mit leuchtendem, zwitscherndem, zitterndem und gurrendem Innenleben an vergessene Stimmen aus dem Innersten erinnern, an die "Terra Incognita der Seele", wie Götz es in seinen Kunsttexten nannte. 

Anna Lilly Götz gelang eine Auswahl, die den Künstler und Menschen Werner Götz in ganz neuem Licht zeigt. Die Retrospektive in Gartow zeigt auch Werke, die kaum jemals zu sehen waren. Insbesondere die eher zarten Werke von Götz dürften diejenigen erstaunen, die den Künstler bisher eher als "Blitze gestaltenden Kraftprotz" gesehen haben.

Doch Werner Götz hatte viele Facetten. Die Werkschau im Zehntspeicher zeigt es. 

Zur Ausstellung ist übrigens eine gedruckte Werkschau erschienen, die mit vielen großformatigen Bildern, Texten zur Kunst von Werner Götz sowie einführenden Texten von Anna Lilly Götz und Norbert Fritz Krause einen hervorragenden Überblick über das Schaffen des Nienwalder Künstlers gibt. Zum Preis von 29,90 Euro ist die Werkschau (die lediglich in einer Auflage von 200 Exemplaren gedruckt wurde) entweder in der Ausstellung erhältlich oder beim Westwendischen Kunstverein zu bestellen .

Foto: Wandskulptur "El Hombre" (Der Mann), Holz und Eisen, 1986




2014-06-22 ; von Angelika Blank (autor),
in Quarnstedt, 29471 Gartow, Deutschland

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