Vergangenen Freitag trafen sich in Gorleben Vertreter der Elbfischerei mit Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, um bei ihr Unterstützung für einige Probleme der Fischer zu finden.
Zum Ministerinnenbesuch eingeladen hatte der Landesfischereiverband Niedersachsen, um mit ihr einige Probleme zu besprechen, die für die wenigen noch verbliebenen Elbfischer existenzbedrohlich werden können. Dazu gehören EU-Fangquoten für Glasaale, die Folgen der Elbvertiefung bei Hamburg und weitere Themen, zum Beispiel die Ausgestaltung kommender EU-Förderprogramme.
An dem Gesprächstermin bei Elbfischer Christian Köthke nahmen Vertreter von Landesfischereiverband (LFV), Vereinigung für Fischerei und Gewässerschutz Lüneburg (VfGL) und Landwirtschaftskammer teil. Die Ministerin hatte ihren Fischereireferenten Stephan Wessels mitgebracht.
Fangverbot für Glasaale - das Aus für die Aale in der Elbe
Eigentlich sind Fangquoten dringend notwendig, um Aale zu schützen, die als vom Aussterben bedrohte Art gelten. Sie können nicht künstlich gezüchtet werden, deswegen ist es wichtig, dass es genug "Aufschwimmer" gibt, die aus ihrem Laichgebiet, der Sargassosee, den Weg in die europäischen Flüsse finden. Doch auf natürliche Weise gelingt dies immer weniger Tieren.
Seit 2006 organisieren deshalb Elbfischer Besatzaktionen, in denen inzwischen insgesamt rund sechs Millionen Glasaale im Fluss ausgesetzt haben. "Der Bestand erholt sich langsam", so Ernst Eibach, Sprecher der Vereinigung für Fischerei-und
Gewässerschutz Lüneburg. Um diese Besatzaktionen durchführen zu können, braucht es aber genügend Glasaale, die im Atlantik vor den europäischen Küsten gefangen werden."Wird der Fang auch von Glasaalen verboten, wird es bald keinen Aal in der Elbe mehr geben", ist nicht nur Eibach überzeugt.
Die Sorge ist nicht unbegründet, denn auf EU-Ebene soll der Aalmanagementplan, der eigentlich dem Schutz der Aale dienen soll, demnächst geändert und dort verlängerte Glasaal-Fangzeiten festgelegt werden. Stephan Wessels informierte, dass der Entwurf demnächst in den zuständigen EU-Ausschuss gehe. Die Ministerin versprach, die Position der Fischer bei der EU deutlich zu machen.
Elbvertiefung: "Strangulierung des Flusses"
Ein weiteres Hindernis für die Aale ist die Elbvertiefung bei Hamburg. "Die Folge ist, dass der Fluss immer schneller wird, viel Dreck aufgewirbelt wird und die Ränder verschlammen", so Walter Zeeck, Sprecher für die Erwerbsfischer im Tidebereich. "Der Lebensraum hat sich komplett verändert. Dort wo früher Wasser war, ist nun Schlick. Dadurch gibt es im Sommer regelrechte Sauerstofflöcher".
Christian Köthke forderte, dass die Wissenschaft erforscht, wie Sauerstofflücken vermieden werden können. "Das ist absolut notwendig", ergänzte der Elbfischer. Die Ministerin machte wenig Hoffnung, dass sich in Sachen Elbvertiefung etwas bewegen wird. "Hamburg tritt da sehr breitbeinig auf und blockiert jedes Gespräch über das Thema", so Staudte.
"Pfusch an der Fischtreppe"
Die Fischtreppe bei Geesthacht, die eigentlich Fischen helfen soll, den Fluss hinaufzuschwimmen, war der NDR-Sendung "extra3" schon vor Jahren einen Bericht in der Rubrik "Realer Irrsinn" wert. Vorgeblich aus Sicherheitsgründen waren Teile der Durchgangshilfe so verändert worden, dass aufschwimmende Fische den Eingang nur noch schwer finden. Das Problem ist zwar erkannt - aber bis heute nicht beseitigt.
Die Ministerin hat das Ziel, dass die Fischtreppe mit Fördergeldern wieder durchgängiger gemacht wird. "Außerdem sollen die Wasserschifffahrtsämter Elbe sich auch um die Durchgängigkeit kümmern", so Staudte.
Insgesamt forderten die Fischer, dass sie in die politischen Entscheidungen mehr eingebunden werden. Doch ihnen ist klar, dass sie kaum eine Lobby haben. "Fische schwimmen unter Wasser. Sie sind nicht sichtbar wie andere schützenswerte Arten", bedauerte Staudte. "Da ist es schwierig, eine große Lobby anzusprechen".
Dabei hatten die niedersächsischen Fischer schon eine Reihe hochrangiger PolitikerInnen, die sich zum "Freien Elbfischer" haben küren lassen - darunter unter anderem Landwirtschaftsminister Heiner Ehlen und David McAllister. Alle mit dem Versprechen, sich um die Belange der Flussfischerei zu kümmern. Doch es wird noch mehr Öffentlichkeitsarbeit bedürfen, um mehr Unterstützung für Fischereibelange zu erreichen. Die größte Werbung für Flussfische ist wohl das Prinzip "Schutz durch Nutzung".
Foto | Angelika Blank: Mit Aalbesatzmaßnahmen - hier 2014 bei Gorleben - wurden seit 2006 rund sechs Millionen Glasaale in der Elbe ausgesetzt.