Thema: natur

Wie kommt der Baum eigentlich in den Wald?

Auch der Wald braucht Nachwuchs - und dieser kommt oft nicht von alleine. Auch die Forstwirte müssen Säen und Pflegen, um die Vielfalt der Wälder auf Dauer zu erhalten. Dabei hilft die Saatgut-Beratungsstelle in Oerrel.

Am Beispiel der Buchen zeigt sich aktuell, wie die Landesforsten dafür sorgen, dass es auch in Zukunft ausgedehnte Buchenwälder geben kann. Denn gerade jetzt beginnt in zehn Forstämtern in Niedersachsen die Ernteaktion von Bucheckern.  Um hochwertiges Buchensaatgut für die Forstbaumschulen zu ernten, werden unter den Altbuchen große Netze ausgelegt. Wenn die Bucheckern im September/Oktober reif sind, öffnen sich die stacheligen Fruchtbecher und die braun glänzenden, dreikantigen Früchte fallen zu Boden – oder in die Netze. In diesem Jahr werden auf einer Fläche von insgesamt fünfzehn Hektar Netze ausgebreitet, was etwa zwanzig Fußballfeldern entspricht. Nur die Bucheckern vitaler und gesunder Buchen in ausgewählten und geprüften, zugelassenen Erntebeständen dürfen als Saatgut geerntet werden. In Lüchow-Dannenberg werden allerdings keine Bucheckern großflächig gesammelt, da hier die Buchenbestände zwar vorhanden, aber im Einzelnen nicht groß genug sind.

Nicht in jedem zur Ernte anerkannten Buchenbestand tragen in diesem Jahr die Bäume genügend Früchte, damit sich die Netzernte lohnt. Deshalb wurden im Vorfeld stichprobenartig in ganz Niedersachsen die Baumkronen begutachtet, um eine Ernteprognose zu stellen.

Die bis zum Oktober in den Netzen gefangenen Bucheckern werden bereits im Wald von groben Verunreinigungen befreit. In der Forstsaatgut-Beratungsstelle (fsb) im Forstamt Oerrel wird das hochwertige Saatgut dann gereinigt, nachgereift, verkauft  – oder für die nächsten Jahre in Kühlkammern eingelagert. Der Vorrat muss Jahre mit spärlicher Ernte überbrücken, weil die Buchen nur etwa alle drei bis fünf Jahre genügend Früchte produzieren. „Wir erwarten, dass uns etwa fünfzehn Tonnen Bucheckern ins Netz gehen. Die Menge reicht aus, um mehr als fünfzehn Millionen Buchensetzlinge anzuziehen – Grundlage der ökologischen und ökonomischen Stabilität künftiger Wälder“, erklärt Ben Buhle von der fsb-Oerrel.

Die natürliche Verbreitung der Samen erfolgt häufig über Eichhörnchen, Eichelhäher und Tauben. Bucheckern bilden im Herbst besonders für Kleinsäuger, Vögel, Wildschweine, Rotwild und  Damwild eine wichtige Nahrungsgrundlage.

Weitere Informationen zum Forstsaatgut im Internet unter www.fsb-oerrel.landesforsten.de

Hintergrund

Die fsb Oerrel wurde 1985 als „Forstsaatgut-Beratungsstelle“ gegründet. Sie sichert als Dienstleistungsbetrieb der Niedersächsischen Landesforsten die Bereitstellung von herkunftssicherem, genetisch angepasstem, qualitativ hochwertigem Forstsaatgut. Zu den Kunden der fsb Oerrel zählen nicht nur Baumschulen, Forstämter oder Waldbesitzer, sondern auch Wissenschaft und Forschung.

Neben den Laub- und Nadelbaumarten, die dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegen, ernten die Spezialisten aus Oerrel auch Samen anderer heimischer Bäume und Sträucher. Im eigenen zertifizierten Prüflabor wird das Saatgut ständig kontrolliert. Einen Teil der Forstsamen verwendet die fsb Oerrel in Kooperation mit Baumschulen für kontrollierte Lohnanzuchten. In der akkreditierten Seilkletterschule bietet die fsb Oerrel qualifizierte Ausbildungen für vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Bereich des Baumsteigens an.

Foto / Niedersächsische Landesforsten: Unter geeigneten Altbuchen werden Netze ausgelegt, um Bucheckern zu ernten.



2014-09-11 ; von asb (autor), pm (autor),

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