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Wie Phönix aus der Asche

Sichtlich erleichtert konnte Museumsleiterin Ulrike Braun am Freitag Mittag das Richtfest des neu errichteten bronzezeitlichen Langhauses einläuten. Nach rund eineinhalb Jahren Planungs- und Bauzeit wird das Archäologische Zentrum bald wieder zwei Langhäuser benutzen können.

Das alte Langhaus war im August 2008 durch Brandstiftung völlig niedergebrannt. Durch die unbürokratische Unterstützung der Versicherung war der Wiederaufbau zumindest finanziell recht schnell gesichert. Insgesamt dauerte es dann aber doch beinahe zwei Jahre, bis nun endlich Richtfest gefeiert werden konnte.

Auch „Bauherr“ Karl-Heinz Jastram, Bürgermeister der Stadt Hitzacker, freute sich, dass das zweite Prunkstück des archäologischen Zentrums bald wieder nutzbar sein wird. Museumsleiterin Braun erinnerte noch einmal daran, wie schrecklich es war, nach dem Brand feststellen zu müssen, dass nicht nur das Langhaus vollständig vernichtet war, sondern auch die gesamte museumspädagogische Ausstattung, die in dem Gebäude untergebracht war.

„Doch in einer Katastrophe liegt auch immer eine Chance“, so Ulrike Braun. „Wie Phönix aus der Asche ist das Langhaus jetzt noch schöner wieder erstanden. Durch den Brand konnten wir neueste wissenschaftliche Erkenntnisse beim Wiederaufbau einsetzen und gewannen so noch detailliertere Kenntnisse über die Bauweise in der Bronzezeit“.

Bauen mit ohne Nägel, Schrauben und Maschinen

Archäologe Wolfgang Lobisser von der Universtität Wien, der mit einem Team von 5 – 7 Handwerkern den Wiederaufbau fachlich leitete, sah es genauso: „Hier hatten wir eine sehr gute Gelegenheit, mit den Methoden der experimentellen Archäologie an einem sehr großen Projekt zu arbeiten.“

Schrauben oder Nägel sucht man bei dem ca. 300 qm grossen und in seiner Spitze rund 6 m hohen Gebäude vergebens. Sämtliche Rundholzverbindungen wurden durch Verzapfung hergestellt. Die Dachsparren halten durch eine spezielle Seil-Verspannungstechnik, die Quer- und Längshölzer des Daches sicher miteinander verbindet. Und Maschinen waren während der gesamten Bauzeit ebenfalls verpönt. Die Wissenschaftler wollten das Gebäude so wieder aufbauen, wie es auch ihre Vorfahren vor rund 3000 Jahren geschafft haben - eine anspruchsvolle und herausfordernde Aufgabe.

Mit guten Wünschen in die Zukunft

Als Bauherr kam Bürgermeister Jastram das Recht zu, den letzten Knoten fest zu zurren, fachmännisch angeleitet vom österreichischen Bauleiter, Wolfgang Lobisser. Erst dann konnte Lobisser mit zwei seiner Kollegen aufs Dach steigen und den traditionellen Weihspruch verkünden. Mit Hitzackeraner Weizen-Wacholder stießen sie dann auf ein langes Leben des Neubaus an. Wie es sich gehört, flogen die Keramikbecher danach in hohem Bogen durch die Luft und zerschellten am Boden. Ein gutes Zeichen für die Zukunft von Haus und AZH.

Insgesamt 10 Wochen brauchte das zwischen fünf und sieben Personen starke Team der Universtität Wien, bis die vorbereiteten Stämme zu einem stabilen Rohbau aufgebaut waren. Schon in vier Wochen – wenn das Reetdach aufgesetzt und die Lehm-Seitenwände eingezogen sind, soll im AZH die feierliche Einweihung des neuen Langhauses gefeiert werden. „Ein guter Auftakt in die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des AZH“, freute sich Museumsleiterin Ulrike Braun und kündigte für die Jubiläums-Saison viele interessante Veranstaltungen an – wie zum Beispiel die bronzezeitliche Olympiade.

Bei heißer Suppe und noch warmen Brötchen aus dem Steinbackofen wurde am Freitag in Hitzacker noch bis in den Nachmittag hinein weiter gefeiert.

Fotos: Angelika Blank

 

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2010-04-09 ; von Angelika Blank (autor),

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