Thema: corona

Essen gehen muss doch endlich gehen! Aber nicht in DAN

Die Öffnung der Gartenwirtschaften und Terrassen soll Wirten eine Perspektive eröffnen und uns allen ein Stück Lebensfreude zurückgeben. Doch die Bedingungen für die Öffnung sind für viele Restaurants zu aufwändig. Sie haben sich entschieden, vorerst nicht zu öffnen.

  "Das ist absolut lächerlich," schimpft Sven Rieger, Inhaber des Landgasthofs Rieger in Dangenstorf und Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbandes. "Ich muss mir von meinen Kunden negative Testergebnisse zeigen lassen, dann darf ich sie draußen bedienen. Aber wenn das Wetter umkippt, darf ich sie nicht in die Innenräume lassen. Das ist absurd."

Rieger versteht nicht, warum der Gastronomie von der Politik immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. "Im vergangenen Jahr hat sich während der Öffnungszeiten gezeigt, dass Restaurants - auch im Innenbereich - keine Infektionsherde waren. Nun wird uns angekündigt, dass wir womöglich erst im Juni - mit rigiden Vorgaben - auch die Innengastronomie öffnen dürfen. Das ist katastrophal."

Der Aufwand ist einfach zu groß

Außengastronomie wird Rieger ab Sonntag nicht anbieten. Um die Tests zu kontrollieren und die Kontaktdaten-Dokumentation leisten zu können, braucht er Extra-Personal. Außerdem darf er nicht alle Tische belegen. "Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar," so der Gastronom. "Ich habe weniger Verlust, wenn ich die Mitarbeiter Zuhause lasse."

Von der Politik ist nicht nur Rieger enttäuscht. Auch Niedersachsens DEHOGA-Präsident Schröder fordert die Landesregierung auf, Einzelhandel und Außengastronomie gleich zu behandeln und die Außengastronomie ebenfalls von der Testpflicht zu befreien. " Fakt ist, dass die Ansteckungsgefahr im Freien so gut wie nicht gegeben ist,"so Schröder.

Am Wochenende ein aktuelles Testzeugnis? In LÜDAN so gut wie unmöglich

Auch für Kunden ist die Testpflicht in Restaurants eine Herausforderung. Da die Testzeugnisse nur 24 Stunden gültig sind, wird ein Restaurantbesuch am Sonntag so gut wie unmöglich. Denn hierzulande sind Testmöglichkeiten weit verstreut und lediglich bis Samstag Mittag möglich. Nur in Dannenberg hat ein Dienstleister am Hagebaumarkt in Dannenberg eine Teststation eingerichtet, die auch am Samstag bis 18 Uhr geöffnet ist.

Selbsttests gelten zwar auch als "Zutrittserlaubnis", sie müssen allerdings vor den Augen des Gastronomiepersonals durchgeführt werden. Auch das ist für die meisten Gastronomen nicht leistbar. Nur einzelne Betriebe wie z. B. das Restaurant Steinhagen in Damnatz machen sich die Mühe, einen "Kontrollpunkt" einzurichten und sogar Selbsttests anzuschaffen, die sie zum Selbstkostenpreis abgeben. Immerhin: Geimpfte und Genesene dürfen auch ohne negativen Test Essen gehen.

Zu Pfingsten öffnen nur wenige Restaurants

Bei einer stichprobenartigen Umfrage von wnet wurde deutlich, dass zahlreiche andere Gastronomen ihre Außenterrassen zu Pfingsten nicht öffnen werden. Uwe Bartholomäus von den Trebeler Bauernstuben wird "auf jeden Fall" noch bis Ende des Monats warten. Auch für ihn ist die Testpflicht die größte Hürde, die so viel Personal erfordert, dass die Öffnung unwirtschaftlich wird.

Ebenfalls nicht öffnen werden die Gartower Restaurants Bootsterrasse und Lago di Gartow sowie das Restaurant Elbterrassen in Wussegel

Für Frank Lehmann (Elbterrassen Wussegel) ist auch die extrem kurze Vorbereitungszeit ein Problem. Sein Restaurant ist seit Monaten vollständig geschlossen. "Den Betrieb in dieser kurzen Zeit hochzufahren, ist nicht darstellbar," so Lehmann. "Ich hätte mir gewünscht, dass der Landkreis sich mit der DEHOGA verständigt hätte, um wenigstens etwas mehr Planungssicherheit zu haben."

Für den Innenbereich könnte Lehmann eine Testpflicht akzeptieren, aber im Außenbereich sei das "völliger Wahnsinn". Für die Regelung findet Lehmann deutliche Worte: "Das ist für mich unnütze Schikane. Im vergangenen Jahr hatten wir mit Hygienekonzept geöffnet. Da hat es nicht einen einzigen Infektionsfall gegeben."

Auch für Radfahrer oder Tagestouristen sei die Testpflicht ein Desaster. "Das gehört schnellstmöglich weg. Die Radtouristen wollen mal irgendwo anhalten, einen Snack zu sich nehmen oder etwas trinken. Da wollen sie nicht erst einen Test machen - und dafür womöglich noch weite Wege fahren."

Das Wetter hält - wohl eher nicht

Aber immerhin: der ein oder andere kleinere Betrieb wird wohl öffnen - wie zum Beispiel Hiddos Arche auf der Jeetzel in Hitzacker. Die Betreiber wollen es am Wochenende versuchen, "wenn das Wetter hält".

Das wird wohl eher nicht der Fall sein. Sowohl für Pfingstsonntag als auch -montag ist Regen angesagt. Die Frage, ob Cafes und Restaurants geöffnet sind, wird sich vermutlich von selbst erledigen. Es werden wohl nur Wenige Lust entwickeln, bei rund 15 Grad im Regen Kaffee und Kuchen zu genießen.

So wird das Thema auf den 1. Juni vertagt, wenn die neue niedersächsische Corona-Verordnung in Kraft tritt. Es bleibt die Hoffnung, dass das Land ein Einsehen hat, und die Testpflicht zumindest für die Außengastronomie mit der nächsten Verordnungsrunde aufhebt - und dann auch die Innengastronomie wieder erlaubt.

PS: Die Restaurants, die bisher Außer-Haus-Verkauf angeboten haben, werden dies auch weiter tun.

Foto | Uwe Bartholomäus: Kreative Lösung, wenn die Außenterrasse nicht geöffnet ist: auf der Picknickdecke mehr als 50 Meter vom Restaurant entfernt lässt sich auch gut schmausen.






2021-05-21 ; von Angelika Blank (text),
in Lüchow-Dannenberg, Deutschland

corona   gastronomie  

Kommentare

    Sie müssen registriert und angemeldet sein um einen Kommentar schreiben zu können