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"Wir brauchen keine Frauenbeauftragte"

Unter den rund 3900 aktiven Feuerwehrleuten in der Region sind gerade einmal 280 Frauen – doch diese fühlen sich in den Männer-dominierten Wehren offenbar so wohl, dass sie mit dem Angebot, eine Frauenbeauftragte zu bestellen, nichts anfangen können.

Sabrina Marnitz, Feuerwehrfrau aus Mützingen, hatte sich richtig Mühe gegeben, auf Wunsch des Kreisfeuerwehrverbandes die Frauen der verschiedenen Wehren über die Möglichkeit einer Frauenbeauftragten zu informieren. Doch zu den drei Terminen, die sie in Gartow, Lüchow oder Dannenberg zu dem Thema anbot, kamen insgesamt nur acht Frauen. In Gartow konnte sich sogar gar keine Frau für das Thema „Frauenbeauftragte“ erwärmen. Nach diesem mangelnden Interesse hat der Kreisfeuerwehrverband das Thema nun bis auf weiteres begraben. „Es gibt offensichtlich kein Interesse an einer Frauenbeauftragten“, so Claus Bauck, Lüchow-Dannenbergs Kreisbrandmeister in einer Erklärung.

Woran liegts? Sind die Männer in der Feuerwehr so stark, dass sie erfolgreiche eine Frauenbeauftragte verhindern? Oder sind die Lüchow-Dannenberger Feuerwehr-Frauen so selbstbewusst, dass sie denken, ihre Interessen alleine durchsetzen zu können? Claus Bauck, Lüchow-Dannenbergs Kreisbrandmeister, hält das Thema „Frauenbeauftragte“ für überflüssig. „Unsere Frauen können sich gut durchsetzen und machen ihre Arbeit teilweise besser als die Männer,“ begeistert er sich für seine Kolleginnen. „Und wenn sie Führungspositionen besetzen wollen, dann unterstützen wir sie dabei aktiv. Das ist schließlich auch Werbung für die Feuerwehr.“

Die Tatsache, dass unter den lediglich 280 Feuerwehrfrauen es zehn Frauen zu Gruppenführern gebracht haben, eine Ortsbrandmeisterin dabei ist und drei Frauen jeweils einen Zug anführen, scheint die Meinung von Bauck zu bestätigen. Und immerhin ist eine Frau Geschäftsführerin des Kreisfeuerwehrverbandes. Unter den 94 veröffentlichten Ansprechpartnern auf Kreis- und Samtgemeindeebene findet sich außer der Geschäftsführerin allerdings nur eine weitere Frau. Ein Zustand, den Claus Bauck gerne ändern würde. Allerdings soll das Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ohne Frauenbeauftragte erreicht werden. „Immer wenn eine führende Position neu besetzt werden muss, sprechen wir zunächst Frauen an, sich darauf zu bewerben,“ ist sein Rezept, die Frauenquote in der Führungsriege zu erhöhen.

Auch Sabrina Marnitz hat die Erfahrung gemacht, dass die Frauen in Lüchow-Dannenbergs Feuerwehren sich selbstbewusst einbringen. „Das mag in anderen Landkreisen anders sein. Aber bei uns weiß eine Frau, die in die Feuerwehr eintritt, dass sie sich auf eine Männerdomäne einlässt,“ so die Mützingerin. „Und es ist tatsächlich wahr, dass wir von den Männern bzw. vom Kreisvorstand aktiv darin unterstützt werden, wenn wir Führungsaufgaben wahrnehmen wollen.“ Deshalb hält sie das Konzept des Kreisvorstandes, die Frauenquote in den Führungsetagen ohne Frauenbeauftragte zu erhöhen, für durchaus glaubwürdig.

Die Tatsache, dass sich in den letzten Jahren immer mehr Frauen für den Dienst bei der Feuerwehr entscheiden, scheint die Strategie des Feuerwehrverbandes zu bestätigen. Aber eins ist auch klar: „An Frauen werden bei der Feuerwehr genau die gleichen Anforderungen gestellt wie an Männer. Da gibt es keine Unterschiede,“ weiß Sabrina Marnitz aus eigener Erfahrung.

Logisch eigentlich, denn beim Retten, Löschen, Bergen und Helfen spielt es keine Rolle, ob Mann oder Frau zupackt und Nächte durchschuftet. Feuer löschen und Leben retten erfordert vollen Einsatz.

Foto: Frauen sind heute mittendrin statt nur dabei




2012-08-31 ; von Angelika Blank (autor),

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