Wir machen nie wat falsch!

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der unverzeihliche Herr Paul. Werte Fans und Feinde, ein Opel is dis, wat man ein vernünftiges Auto nennen könnte – nur steh’n die meisten Autokäufer mit der Vernunft eher auf Kriegsfuß. Soll Opel trotzdem jerettet werden? Ausjerechnet von einem Zulieferer, der als erstes wohl den anderen Zulieferern den Hahn zudrehen dürfte?

Den Opelanern wär’ die Rettung zu gönnen, aber egal wer nun mit wieviel Talern einsteigt: Weltweit können 90 Millionen Autos pro Jahr gebaut werden, davon werden in normalen Zeiten bestenfalls 50 Millionen verkauft. Wer da keine Risiken sieht, dem is nich zu helfen – oder er macht Wahlkampf. So oder so, die Zitterpartie jeht weiter.

Wenigstens is „DSDS“ (Deutschland sucht den Superhorst) endlich entschieden. Nich Gesine mit der lustigen Frisur, nich Peter mit den lustigen Ansichten und auch nich dieses rechtsradikale Sängerlein – nein, der gute alte Horst ist auch der gute neue Horst. Glückwunsch! Einem Land, dis sich von einem solchen Horst repräsentieren läßt, kann es nich wirklich schlecht gehen. 

Apropos: Auch wenn mir von den plakatierten Kandidaten sowie deren Parolen oft schlecht wird: meiner einer beteiligt sich immer an Wahlen. Nich nur, weil ick versuche, den politischen Schaden zumindest in Grenzen zu halten – ick mache mir ernste Sorgen um die Jammergestalten, mit denen die Parteien werben. Wenn die nich  Parlament spielen dürften, lungerten sie doch bloß  in Fußgängerzonen rum und schnorrten – da schick’ ick die lieber nach Brüssel.

Da kosten se zwar ‘ne ganze Menge Kohle, aber stören wenigstens mit ihren Jura/BWL-Visagen nich ständig meine Aussicht. Besonders dieses CDU-Bübchen Tangermann, das man offenbar vor dem Fototermin auf  Euphorie gedopt hatte, war ein schwerer Fall von optischer Umweltverschmutzung. Dagegen tut der hiesige Kreis-Chef Wohler sein bestes für ein jehobenes Niveau in der politisch-geistigen Auseinandersetzung. Er meint, dis „Sozialarbeiter“ die CDU so mögen, det sie nich mal die Wahlunterlagen an Heimbewohner weitergäben.

Mal abjesehen davon, dis „Sozialarbeiter“ in Altenheimen eher selten sind und noch seltener die Post verteilen, woran mag es wohl liegen, dis diese Berufsgruppe der CDU oft so wenig Sympathie entgegenbringt? An der jelungenen Sozialpolitik dieser Partei? Oder gar an Repräsentanten auf Weltniveau wie besagtem Klaus Wohler vielleicht?

Apropos Weltniveau: Die geistige Elite der SPD sinniert nach dem Europa-Debakel öffentlich darüber nach, warum so wenige ihr Kreuzlein... wo sie doch auf jeden Fall dis richtige Programm und die richtigen Leute... Liebe SPD, könnte es vielleicht sein, dis man einer Partei, die unter Herrn Schröder die eigenen Anhänger rechtlich und finanziell ziemlich ausjeplündert hat, die Sorge um die „kleinen Leute“ einfach nich mehr abnimmt? Und dis einer Partei, die jahrelang selbst an der Deregulierungs-Schraube jedreht hat, vielleicht nich direkt zujetraut wird, det sie jetzt dem Markt wirklich „Fesseln“ anlegen will? Von der Umweltkompetenz einer „jede Menge Kohle“ Partei mal janz zu schweigen.

Apropos schweigen: Die Aufregung über den Schwarzbau Gorleben kommt spät, ist aber berechtigt. Nur: warum erst jetzt, fragen so manche altgediente Journalisten. Vielleicht liegt’s daran, dis die Fakten seinerzeit vom in Widerstandskreisen ungeliebten Jürgen Trittin und seinen Grünen, die wg. Atomkonsens gefälligst Verräter zu sein hatten? Aber nich doch, wir machen niemals irgendwat falsch, und wenn, dann schweigen wir drüber.

Bei aller Freude über den neuen Schwung des Widerstands – vielleicht jelangt, neben flammender Empörung, auch mal die eine Fehleranalyse an die jeneigte Öffentlichkeit?
Ick meine ja bloß,
sacht der Herr Paul




2009-06-29 ; von Stefan Buchenau (autor),

 

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