Thema: herr paul

Ruinen schaffen ohne Waffen

Tach allerseits, ick bin’s bloß, der noch solvente Herr Paul. Werte Fans und Feinde, wer bekommt nich gern Pakete jeschenkt? Also schnürt unsere unglaublich kompetente Regierung laufend „Rettungspaket“ jenann-te Überraschungseier – mal für die darbenden Autoschmieden, mal für unsere unverzichtbaren, seriösen Banken.

Da kann meiner einer als verantwortungsbewußter Staatsbürger nur freudig in die Hände patschen, denn wat kann man mit unser aller Geld schon Sinnvolleres tun, als anständige deutsche Firmen vor dem selbstverschuldeten Ruin zu retten? Ick weiß nur nich, warum Peer Steinbrück, der oberste Hüter aller Defizite, im Chor mit den gelb-blau dekorierten Heuschrecken immer wat von „Schuldenbremse“ brummelt. Unsere Banken sind beinahe pleite, deshalb jibt’s keene Kredite, und deswegen is allüberall Heulen und Zähneklappern.

Aber, bitteschön, wovon „leben“ denn Banken? Davon, dis Deppen wie meiner einer immer brav die Zinsen für ihr Häuselein oder die schöne neue Spritschleuder berappen. Nu sind aber Häuselein und Spritschleudern vergleichsweise Peanuts, nich wahr, Herr Ackermann? Klotzig verdienen kann man nur mit klotzigen Krediten, etwa mit den gut 1 000 000 000 000 – dis ist eine Billion, also eine Million Millionen Euro staatliche Altschulden. Da laufen jährlich schlappe 40 Milliarden Zinsen auf. Man stelle sich dis Elend vor, wenn die ooch noch wegbrächen, weil der Staat anfängt, Kredite zurückzuzahlen!

Apropos zahlen: Die brave Firma Conti hat uf Pump die brave Firma VDO jekauft, worauf die brave Firma Schaeffler, ooch uf Pump, Conti erwarb. Und jetze sind beide so wat von verschuldet, dis unser aller Vater Staat – wieder uf Pump – mächtig in die Schatulle greifen soll, damit den Finanzgenies nich dis Geld ausgeht. Zum Ausgleich werden beide in absehbarer Zeit, zum Beispiel in Dan-nenberg keene Steuern mehr zahlen, weil se ja so viele Schulden haben und deshalb, zumindest bilanztechnisch, nüscht verdienen. Ick möchte zu gerne dis Gesicht von irgendeinem Minister oder meinem Bankmenschen sehen, wenn ick als Schuldenbürger ooch so vorzüglich versorgt werden wollte.

Apropos noch mal zahlen: Nachdem unsere Eliten unter der Überschrift „Sparen!“ jahrzehntelang Schulen, Krankenhäuser und Straßen nach dem Motto „Ruinen schaffen ohne Waffen“ bewirtschaftet haben, soll nun eines der hübschen Rettungspakete, welch Freude, zur Sanierung derselben verwendet werden.  Prima Idee! Nur kann ick nich begreifen, dis die diversen Landes- und Bundesfürsten erst dann so viel Geld lockermachen, wenn se keens mehr haben. Und wenn’s denn schon sein muß, wie wär’s mal mit Weitsicht: Geld jibt’s nur und ausschließlich für umweltfreundliche Investitionen, also ausdrücklich nich für noch ‘ne Überholspur oder gar ‘ne Autobahn?

Apropos Weitsicht: Unser Brillenmodel Steinmeier, im Nebenjob Außenminister und einst Basta-Schröders Mann fürs Geheime und Grobe, will neuerdings aus humanitären Gründen Häftlinge aus dem US-Erholungsheim Guantanamo Bay aufnehmen. Riesen-Einfall, ick hätte da bloß zwei Fragen: Warum fällt dem Mann seine Humanität ausgerechnet im Wahlkampf ein und nich, als es noch um den deutschen Staatsbürger Murat Kurnaz ging, der dorten fünf Jahre lang...

Und dann wüßte ick gerne, ob der Obama-Effekt jetzt bedeutet, dis alle vom US-Demokratieexport jeschädigten Menschen weltweit mit deutschem Asyl rechnen dürfen. Oder is dis Janze der listige Versuch, dem demographischen Wandel mit Qualität zu begegnen, handelt es sich bei den Betroffenen doch meist um risikofreudige und intelligente Menschen – die feigen und doofen wehren sich eher selten. 

Ick meine ja bloß, sacht der Herr Paul.




2009-03-01 ; von Stefan Buchenau (autor),

herr paul  

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