Direkt neben dem „Alten Haus“ in Jameln haben Henriette Dufresne und Christian Behning die alte Stellmacherei zur Galerie umgebaut; ganz sicher nicht, um – wie das üblicher wird – mit kulturellem Dekor den Umsatz der Gaststätte aufmotzen zu wollen. Dennoch stellt sich die Frage: Brauchen wir hier noch eine Galerie? ... Helmut Koch stellt die Sinnfrage.
Die Antwort findet sich in dem, was die Galerie zeigen will: internationale, zeitgenössische, junge Kunst, als Dependance der Kopenhagener Galerie „Beaver Projects“. So was entsteht – wie fast immer – über persönliche Verbindungen: Die Galerie in Kopenhagen wird von Marie Dufresne, der Nichte von Henriette getragen.
In der bis in den Sommer laufenden Ausstellung sind Arbeiten von Stammkünstlern des Beaver Projects zu sehen. Der Besuch lohnt sich. Andere Künstler, andere Weltsichten. Das soll das sonst hier Präsentierte nicht schmälern – aber den Stil der Hiesigen kennt (und schätzt) man seit vielen Jahren. Da sind Auffrischungen, wie sie mit der bisher einmaligen Wendländischen Biennale der Hanìnga Thiel oder den Ausstellungen des Dannenberger „Sprechzimmers“ erfreulich. Und das Schönste ist: alle liegen auf einer anderen Wellenlänge und präsentieren sich ganz unterschiedlich. Nimmt man noch den Kunstraum Heiddorf dazu, der momentan Hein-rich Modersohn zeigt, haben wir hier eine hochinteressante Kulturvielfalt in Ergänzung unserer eingesessenen bildenden Künstler. Besonders reizvoll: zur KLP stehen in der Kunsthalle Jameln die Werke von Anna Wiesinger, Hanìnga Thiel und Uta-Helene Götz dem Beaver Project gegenüber.
Was dann noch wirklich fehlt, ist eine ständige Präsentation verstorbener und lebender Künstler der Region. Nachdem die Sparkasse die (Lüchow-)Dannenberger mit dem geplanten Künstlerhaus im Regen stehen lassen hat, ist die Position vakant. Eine (letzte) Chance für Lüchow, ein regionales Kunstmuseum in die Kreisstadt zu holen? Das Interesse der Künstler darf man voraussetzen.
Doch so ein Projekt benötigt mehr als einen Ausstellungsraum. Wichtiger fast ist ein Magazin, um all die hier existierenden Kunstwerke „artgerecht“ aufzunehmen und zu erhalten. Auch das gehört zur Pflege regionaler Identität. Schade nur, daß viele der Entscheidungsträger keine regionale Identität haben, sondern noch immer der Kategorie „Platzhirsch und Kirchturmpolitiker“ zuzurechnen sind. Was jedenfalls das Beaver Project in Jameln angeht: es ist uneingeschränkt eine Bereicherung.
Foto: Beaver Project/Carter Kustera "The Gang is all here".