Nach Ansicht des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums nimmt die Impfkampagne in Niedersachsen "weiter Fahrt auf". Doch angekündigte Lieferungen des Impfstoffs entfallen weder ganz oder werden reduziert.
Ein Artikel der deutschen Presseagentur (dpa) sorgte am Mittwoch für Unruhe. Demnach seien in Niedersachsen bis jetzt weniger 1000 Menschen geimpft worden - rund 2/3 weniger als in anderen Bundesländern. Angeblich sei genug Impfstoff da - es sei unverständlich, warum es in Niedersachsen so schleppend voran geht.
Die Reaktionen aus dem Gesundheitsministerium sind widersprüchlich. Während Gesundheitsministerin Carola Reimann laut dpa-Bericht ankündigt, dass es "zeitnah" mit der Terminvergabe in den Impfzentren losgehen kann, teilt die Pressestelle des Ministeriums am Mittwoch mit, dass das Land zunächst nicht mit der Terminvergabe an impfberechtigte Personen in den Impfzentren beginnen wird. Dies war an sich für den 6. Januar geplant.
„Der
begrenzende Faktor wird in den nächsten Wochen ganz klar
die Impfstoffmenge sein," so der Leiter des Krisenstabs der Landesregierung und Sozialstaatssekretär Heiger Scholz, "Deshalb sind die Zulassung weiterer Impfstoffe
sowie kontinuierliche
und verlässliche Lieferungen des Bundes für uns von allergrößter
Wichtigkeit.“ Der
Zeitpunkt, an dem mit der individuellen Terminvergabe begonnen werden
kann, werde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben .
Bis auf Weiteres nur mobile Impfungen nach festem Plan
"Insgesamt
stehen dem Land Stand Mittwoch (30.12.) für rund 56.000 Menschen je zwei Impfdosen
zur Verfügung," so Scholz. "Niedersachsen legt anders als einige andere Länder für
jede verimpfte
Dosis die in drei Wochen benötigte zweite Impfdosis zurück." Damit werde
sichergestellt, dass alle Zweitimpfungen pünktlich stattfinden können. Ist dies richtig, so wäre der notwendige Impfstoff für die Wiederholungsimpfung bei den Lüchow-Dannenberger und Uelzener zu Impfenden gesichert. Dort fangen am 6. Januar die mobilen Teams mit den Impfungen in Alten- und Pflegeheimen an.
Sind in Niedersachsen tatsächlich bis jetzt lediglich weniger als 1000 Menschen geimpft worden? Dazu äußert sich das Land nicht - verweist aber darauf, dass "bereits heute rund
15.000 Impfdosen (für rund 7.500 Personen) weniger angekommen (sind) als
ursprünglich angekündigt waren." Und die für den 4. Januar angekündigte
Lieferung von
rund 63.000 Impfdosen für Niedersachsen entfalle nach Angaben des
Herstellers und des Bundesgesundheitsministeriums ganz.
Warten auf die nächste Lieferung
Nach der Mitteilung des Landes werden die in dieser und in der nächsten Woche zur Verfügung stehenden Impfdosen voraussichtlich spätestens am Freitag nächster Woche vollständig verimpft sein. Dann müsse abgewartet werden, bis am 11. Januar 2021 die nächste Lieferung eintrifft.
Eine Bemerkung von Heiger Scholz in der aktuellen Mitteilung legt die Vermutung nahe, dass das Land nicht nur die Rationen für die Zweitimpfung zurückhält: „So lange wir nicht sicher sind, dass der Impfstoff
verlässlich jede Woche geliefert wird, wäre es fahrlässig, alle
Impfdosen zu vergeben, die uns
zur Verfügung stehen.“
Ein weiterer Grund für die Verzögerungen ist womöglich auch, dass einzelne Landkreise Schwierigkeiten bei "dem Empfang der notwendigen Unterlagen und der Barcodescanner" gehabt haben, wie das Ministerium mitteilt. Diese Probleme würden aber mit Hilfe des Landes spätestens am Silvestertag behoben sein. Das
Gesundheitsministerium werde darauf hinwirken, dass Anfang nächster
Woche alle Impfzentren in Niedersachsen am Start sind.
Bei der Impfhotline des Landes (0800 9988665 ) erhält man die Auskunft, dass mit der Terminvergabe in den Impfzentren frühestens Ende Januar, eher Anfang Februar begonnen werden könne. Begründung: es sei zu wenig Impfstoff eingetroffen.
Unterdessen bittet Bundesumweltminister Jens Spahn in einer Pressekonferenz am Mittwoch Vormittag um "Geduld" was die Verteilung des Impfstoffs angeht. Man sei im "Grünen Bereich", so der Minister - allerdings starte die Impfkampagne "unter den Bedingungen der Knappheit".
Was die Verteilung im Land angeht, so ist in der Nationalen Impfstrategie vom 6. November lediglich vermerkt, dass sich die Impfstoffmenge für die einzelnen Bundesländer nach den Einwohnerzahlen richtet.
Bild von Elchinator auf Pixabay: Die niedersächsische Impfkampagne beginnt holprig - die Landesregierung sieht das allerdings anders.