Am Mittwoch wurde im Fachausschuss Finanzen und Controlling ein sogenanntes "Konzept" für die Nutzung des Kasernengeländes in Neu Tramm diskutiert. Fazit: der Landkreis soll das Gelände nicht kaufen, das Konzept aber weiterverfolgen.
"Konzept zum Erwerb der Liegenschaft Neu Tramm durch den Landkreis Lüchow-
Dannenberg" ist eine 12-seitige Präsentation überschrieben, die am Mittwoch dem Fachausschuss Finanzen/Controlling zur Diskussion vorgelegt worden war. Von der Unterbringung Geflüchteter ist in dem Papier keine Rede mehr
Dagegen werden in sechs Handlungsfeldern zahlreiche Ziele formuliert, die ungefähr alle Themen abdecken, die in den letzten Jahren entweder vom Kreistag beschlossen und / oder auf anderen Ebenen (z.B. Grüne Werkstatt) in Arbeit sind, wie Landrätin Dagmar Schulz erläuterte. Als Hauptziel wird in dem Papier benannt, dass Neu Tramm zu einem Ort werden sollte, "welcher zeigt, wie ländliche Entwicklung nachhaltig und zukunftsfähig realisiert wird, aber auch neue Lösungen für gutes und gesundes Leben entwickelt werden können."
Mit innovativen Lösungen für Bau und Energiegewinnung, vielfältigem Natur – und Lebensraum für eine grüne Zukunft und der Etablierung von Bildungs- und Forschungsprojekten (Campus-Idee) mit Praxisbezug soll das Gelände zu einem Wirtschaftsstandort der Zukunft und somit zu einem zukunftsfähigen Ort entwickelt werden.
Was das genau bedeutet, blieb in der Sitzung offen. Die Campus-Idee tauchte wieder auf, ebenso wie die weitere Etablierung von Co-Workingspaces oder Projekte zur Energiegewinnung der Zukunft. Landrätin Dagmar Schulz räumte ein, dass viele Fragen noch offen sind. Ein Technologiezentrum können sich die Konzeptschreiber ebenso vorstellen wie einen Gestaltungsraum für urbane Kreative und Macher. Und vieles mehr.
All diese Ziele und Projekte sind kaum mit konkreten Projekten, Trägern oder Maßnahmen hinterlegt. Ausdrücklich wird der Wohnungsbau auf dem Gelände auf 49 % der Nutzflächen beschränkt, da die beiden Samtgemeinden Lüchow und Dannenberg Sorge haben, dass ihre Wohnraumentwicklungskonzepte behindert werden, wenn in Neu Tramm großflächig Wohnungen angeboten werden.
Das gesamte Konzept geht davon aus, dass der Landkreis das Gelände kauft. Mehr als positive Signale für eine (Mit)finanzierung gibt es vom Land bisher nicht, die Finanzierung ist ungeklärt. Das Papier beschreibt dennoch ein auf acht Jahre angelegtes Finanzierungsmodell - und geht dabei von einer 100%igen externen Förderung des 19 Millionen teuren Ankaufs aus. Dazu kommen laut der Kostenberechnung des Landkreises rund 1,5 Millionen Nebenkosten. Laut Plan sollen dann ab 2026 jährlich rund 5 Millionen Euro aus Immobilienverkäufen wieder eingenommen werden.
Angesichts der unzähligen Einzelthemen, die in dem "Konzept" genannt werden, gab es aus dem Ausschuss viel Kritik. So wurde zum Beispiel, dass keine konkreten Inhalte hinterlegt seien. "Das ist ein Wünsch Dir was-Papier," kritisierte das beratende Mitglied Hartmut Berg (SPD). "Es ist zwar richtig, die Wirtschaftsförderung als Managementaufgabe zu etablieren, aber einem Wolkenkuckucksheim nachzurennen ist verrückt."
Andererseits wurden auch Stimmen laut, die sich dagegen aussprachen, die Chance des Aufbaus wegweisender Strukturen auf diesem vielfach nutzbaren Gelände aus der Hand zu geben.
Im Verlauf der Sitzung wurde jedoch deutlich, dass der Landkreis für die Umsetzung des Konzeptes gar nicht zuständig ist. Ein Planungsverbund (Zusammenschluss der Stadt Dannenberg und der Gemeinde Jameln) wird die planungs- und baurechtlichen Rahmenbedingungen schaffen müssen - bestenfalls nach Abstimmung mit dem Investor.
Konzept ja, Ankauf nein
Mehrheitlich waren die Ausschussmitglieder dafür, das Konzept zu konkretisieren und nur Investoren zu akzeptieren, die diese Vorgaben akzeptieren. Dabei übersahen sie aber, dass das Gelände derzeit noch einem Privatmann gehört, der sich in den vergangenen Jahren nicht gerade als gemeinwohlorientierter Eigentümer gezeigt hat.
Man erinnere sich an die harten Verhandlungen mit dem Land, als es um die Einrichtung einer Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Neu Tramm ging. Das Land war letztlich aus den Verhandlungen ausgestiegen, weil die Forderungen jenseits aller Möglichkeiten lagen. Auch der Kulturverein "Raum 2" musste um eine angemessene Zufahrt kämpfen. ...
Foto | wendland-archiv.de: Eine Postkarte vom Gelände zu Zeiten als der Bundesgrenzschutz dort untergebracht war, macht deutlich wie weitläufig das Gelände ist. Inklusive Schweinegatter im Wald!