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Geplant: Ostbahnhof mit Bistro und Wohnungen

Ein Bistro, Wohnungen für junge Menschen, ein neuer Servicebereich mit Fahrtkartenverkauf und Beratung sowie eine freundlich gestaltete Eingangshalle, die auch für Veranstaltungen genutzt werden kann: Das und noch mehr möchten die Diakonischen Einrichtungen im Dannenberger Ostbahnhof verwirklichen.

Die gründliche Sanierung des Bahnhofs beherrschte am Dienstagabend die Sitzung des Dannenberger Ausschusses für Stadtentwicklung. Vor Rats- und Verwaltungsmitgliedern erläuterte der Geschäftsführer der Diakonischen Einrichtungen Wendland, Wolfgang Kraft, wie das Innere des Bahnhofs ein neues Gesicht bekommen soll. Zur Erinnerung: Die Stadt Dannenberg hat das Gebäude gekauft und will dessen Äußeres sanieren, die Diakonie als Nutzerin des Komplexes übernimmt das Herrichten der Innenräume.

Arbeit für junge Menschen

Nach wie vor, so Wolfgang Kraft, wird es im „neuen“ Bahnhof Fahrkartenverkauf und Beratung für das touristische Angebot der Bahn geben. Darum werden sich, wie schon seit geraumer Zeit, im Rahmen des Projekts „Juniorbahnhof“ junge Menschen kümmern, denen die Diakonie den jeweiligen Begabungen entsprechend verschiedene Arbeitsmöglichkeiten bietet. Ziel ist es dabei, „Vermittlungshemmnisse“ zu beseitigen und den 18- bis 25-Jährigen im Verlauf von einem Jahr oder eineinhalb Jahren den Weg in den „ersten Arbeitsmarkt“ zu erleichtern.

Kulturelles in der Halle

Zu den angebotenen Tätigkeiten der „Jugendwerkstatt“ im Bahnhof zählt auch der Einsatz im künftigen Bistro: Snacks, Erfrischungen und warme Getränke soll es dort geben, nicht nur innerhalb des Gebäudes, sondern auch in einem kleinen Außenbereich. In bescheidenem Umfang werde sich dieser Service gestalten, der nicht als Konkurrenz zur Gastronomie zu betrachten sei, bemerkte Wolfgang Kraft. Die Bahnhofs-Halle soll nach der Renovierung nicht nur als Durchgangs-Raum für Reisende dienen, sondern auch zum Verweilen einladen: beispielsweise als Ort für allerlei Kulturelles, dann und wann vielleicht für einen kleinen Markt; auch ist daran gedacht, die Halle für Feiern, etwa Jubiläen, zu vermieten, „mit Catering“, wie der Geschäftsführer sagte.

Neue Toiletten – Klo-Anbau wird abgerissen

Das Erdgeschoss wird weitere Funktionsräume umfassen, so auch für den Jugenddienst. Eine seiner Aufgaben ist es, Freizeitangebote für sozial schwache Jugendliche zu schaffen, ihnen etwa Ausflüge zu ermöglichen, die sie sonst nicht bezahlen könnten. Ebenfalls im Erdgeschoss geschaffen werden zeitgemäße sanitäre Einrichtungen, so dass der Dannenberger Bahnhof endlich wieder eine Toilette hat – auch eine behindertengerechte wird dabei sein. Das schon seit Jahren nicht mehr benutzbare schaurige Bahnhofsklo, ein vor sich hin gammelnder Anbau, wird abgerissen.

Jugendwerkstatt soll beim Ausbau mitwirken

Im Obergeschoss sollen sieben Appartements für das betreute Wohnen junger Menschen eingerichtet werden. Auch eine „Notwohnung“ soll dabei sein für Betroffene, die, so Geschäftsführer Kraft, „ganz schnell raus müssen“ aus ihrem bisherigen Zuhause. Am Innenausbau des Ostbahnhofs werden fleißige Leute des Jugendwerkstatt-Bereiches „Bautechnik“, mitwirken. „Bei etwa 10 bis 15 Prozent der Arbeiten – und stets unter fachkundiger Anleitung“ erläuterte Wolfgang Kraft.

Denkmalschutz: Keine Kunststoff-Fenster

So sehr den Mitgliedern des Ausschusses für Stadtentwicklung die Pläne der Diakonischen Einrichtungen gefielen, so wenig Sympathie fand die Haltung des Denkmalschutzes zum Thema „neue Fester für den Ostbahnhof“. „Keine Kunststoff-Fenster“ lautet die strikte Ansage. Holzfenster seien das Gewünschte, allenfalls könne man sich auf Metallfenster einlassen, machte Kerstin Duncker vom Kreis-Denkmalschutz deutlich.

Warum keine Kunststoff-Fenster, wenn sie sich optisch nicht von Holzausführungen unterscheiden, fragten mehrere Ausschussmitglieder. Antwort von Kerstin Duncker: Es gelte im Denkmalschutz der Grundsatz der „Material- und Werkgerechtigkeit“ – und der verbiete bei einem Bau wie dem Ostbahnhof den Kunststoff. Stadtdirektor Jürgen Meyer warnte mit Blick auf mögliche Folgekosten, immerhin sei in dem alten Gebäude Hausschwamm festgestellt worden, und selbst, wenn dieser „geblockt“ werde, könnten Holzfenster dem schädlichen Pilz einen möglichen Angriffspunkt bieten . Kerstin Dunker entgegnete, es gebe Erfahrungen, die dieser Ansicht widersprechen.

Mehrkosten von rund 125.000 Euro

Werde das Verlangen des Denkmalschutzes nach Holzfenstern erfüllt, könnten womöglich Mehrkosten von rund 125.000 Euro entstehen, war einem Vortrag des Architekten Christoph Ahrens zu entnehmen. Doch genaue Zahlen könnten erst ermittelt werden, wenn der Architekt in die nächsten Arbeitsphasen geht, zu denen auch die Ausschreibungen gehören. Den Auftrag zu den entsprechenden Arbeiten wiederum darf die Stadt dem Architekten aber aus kompliziert anmutenden Rechtsgründen erst dann erteilen, wenn ihr der Bewilligungsbescheid über die beantragten Fördergelder vorliegt. Bis zum Ende des Jahres werde das geschehen, kündigte Jürgen Meyer an.

Dachpappe statt Zink?

Eine Lösung des Fenster-Kosten-Problems sei möglich, wenn anderswo am Bau gespart würde, schlug Petra Conradt vom Kreis-Denkmalschutz vor. Akzeptabel wäre es beispielsweise, statt des geplanten Zinkdaches ein solches aus Dachpappe, also aus Bitumenbahnen zu errichten.

Ob der Ostbahnhof über seinem Eingangsportal wieder eine Uhr bekommt? Denkbar ist dies, sagte Stadtdirektor Meyer – aber darüber müsse noch gesprochen werden, natürlich auch mit dem Denkmalschutz.

Foto: Im Rahmen der gründlichen Sanierung des Ostbahnhofs soll auch der schon seit langem nicht mehr benutzbare Klo-Anbau (links) verschwinden.




2010-10-27 ; von Hagen Jung (autor), auf dannenberg

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