Für die Bäuerliche Notgemeinschaft ist die am Sonntag verkündete Einigung zum Endlager-Suchgesetz "ein strategischer Kompromiss", der allen Parteien
erst einmal Zeit verschafft und sie vor der Bundestagswahl das Gesicht
wahren lässt.
Darum ging es wohl in erster Linie beim Treffen zwischen Bundesumweltminister Altmaier, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Weil und dem Landesumweltminister Wenzel, so die Bäuerliche Notgemeinschaft am Montag in einer kommentierenden Erklärung.
Hier der Kommentar der Bäuerlichen Notgemeinschaft im Wortlaut:
"Eine Enquetekommission soll sich mit den Anforderungen befassen, die Deutschland an ein Endlager für hochradioaktiven Müll stellen will. Das ist ein Fortschritt. Dass aber dieses fehlerhaft konstruierte Endlagersuchgesetz beschlossen werden soll, bevor die Enquetekommission mit ihrer Arbeit zu den Grundlagen eines Endlagersuchverfahren begonnen hat, ist völlig unverständlich.
Unklar ist, welche Verbindlichkeit ihre Beschlüsse bekommen. Muss der Bundestag auf ihre Empfehlung Rücksicht nehmen? Oder können die Abgeordneten danach trotzdem weiter auf Gorleben setzen, um ihre eigenen Regionen atommüllfrei zu halten? Der Salzstock bleibt nämlich weiterhin ausdrücklich im Gesetz als möglicher Standort verankert. Wohlweislich spricht Ministerpräsident Weil von den „Chancen“, die dieser Kompromiss böte. Ob diese Chancen auch wirklich genutzt werden, bleibt fraglich.
Das vorliegende
Endlagersuchgesetz wird nicht nur wegen des wunden Punktes Gorleben
kritisiert: Es gibt etliche umstrittene Punkte im Altmaier’schen
Gesetzentwurf. Wie viele haben den Sonntagkompromiss unbeschadet
überstanden? Da sind noch viele Fragen offen. Warum setzen sich die
Verhandler/innen überhaupt unter den Zeitdruck, das Gesetz unbedingt vor
den Bundestagswahlen zu verabschieden? Zur Begründung heisst es, danach
gäbe es möglicherweise keine Bereitschaft mehr zu weiteren
Verhandlungen. Das kann nur bedeuten: Für nicht wenige der beteiligten
Politiker stehen parteitaktische Interessen an erster Stelle. Selbst
dann, wenn es um eine solche ungeheuere Verantwortung für viele
Generationen geht wie bei der Atommüllfrage.
Die
Verhandlungsgeschichte der letzten zwei Jahre belegen den immensen
Einfluss der Parteiinteressen von Beginn an. Und jetzt, kurz vor den
Bundestagswahlen, wurde der politische Druck aus Berlin auf die
Niedersachsen noch einmal erhöht. Vor allem von den Führungen der Grünen
und der SPD. Niedersachsen sollte dem Endlagersuchgesetz unbedingt
zustimmen, ansonsten bliebe am Suchverfahren ein politischer Makel
haften. Ausserdem verfügt Niedersachsen mit Abstand über die meisten
untersuchungswürdigen
Am
Sonntag nun handelten Weil und Wenzel mit Bundesumweltminister Altmaier
schließlich diesen „Kompromiss“ aus. Eigentlich sollte es
keine Kompromisse geben, wenn es um die Frage geht, wie wir
hochradioaktiven Atommüll für eine Million Jahre möglichst sicher
unterbringen können. "