Eisenbahnbrücke: Blick in feuchte Kasematten

Eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region hatte die Stadt Dannenberger im Rahmen der City-Offensive für den „Tag des offenen Denkmals“ ausgewählt: die Dömitzer Eisenbahnbrücke. Den Besucherinnen und Besuchern, die sich dort am Sonntag einfanden, wurde nicht nur ein Blick auf Wehranlagen und Stahlbögen zuteil sondern auch viel Wissenswertes zu der 1873 fertig gestellten Elbquerung.

Helmar Süßenbach, der sich als Vorsitzender des Dannenberger Arbeitskreises für Landeskunde und Heimatpflege (DALAH) eingehend mit der Brücke befasst hat und sich immer wieder für deren Erhalt und Pflege einsetzt, vermittelte den interessierten Zuhörern eine Übersicht des Werde- und Niedergangs eines historischen Bauwerks. Bei dessen Planung hatten militärische Überlegungen eine wichtige Rolle gespielt: Die Brückenhäuser auf beiden Seiten waren mit Kasematten ausgestattet und so angelegt, dass von ihnen aus möglichen Angreifer hätten abgewehrt werden können. Verteidigungstechnische Aspekte hatten die Planer auch dazu bewogen, einen Teilbereich des Überwegs als Drehbrücke zu konstruieren, Motto: Brücke wegschwenken – und der Feind kommt nicht mehr rüber.

Viele Jahre lang rollten Züge, spazierten Menschen über die 1050 Meter lange Brücke. Am 20. April 1945 wurde sie von amerikanischen Fliegerbomben zerstört, wurde zu einem Symbol der Teilung. Fast schon kurios: Während die DDR „ihre“ Brückenbögen 1958 noch mit einem Rostschutz versah, kümmerte sich der Westen, die Bundesbahn, nicht mehr um die Zukunft des Bauwerks, ließ nur noch 1978 die verblieben Bögen über der Elbe abreißen. Die DDR beseitigte die Brückenreste auf ihrer Seite neun Jahre später, auch das Brückenhaus.

Das Verbliebene der Eisenbahnbrücke bewahren und sinnvoll nutzen: Das möchten nicht dur die hiesigen Freunde der Brücke, sondern auch der niederländische Unternehmer Toni Bienemann. Er kaufte die Brücke 2010 für 305 000 Euro von der Deutschen Bahn, entwickelte auch erste Ideen: Im Juni jenes Jahres hatte Bienemann in einem Gespräch mit Samtgemeindebürgermeister Jürgen Meyer unter anderen gesagt, am weitesten realistisch erscheine ihm „die Überlegung, den baulichen Erhalt der Brücke zu sichern und dort etwas zu schaffen, das dem Betrachten der Natur dient“. Etwas Gastronomisches könnte hinzu kommen, eventuell die schon einmal angeregte Lokalität in einem historischen Eisenbahnwaggon.

Noch ist nichts davon realisiert worden. „Wir hoffen, dass nun bald etwas geschieht“, sagte Helmar Süßenbach am Sonntag und blickte besorgt in die Finsternis der Brücken-Kasematte. In ihr sei es feucht wie in einer Tropfsteinhöhle. Das hört sich gar nicht gut an für das historische Gemäuer. Aber vielleicht gibt es ja in absehbarer Zeit ein Signal vom Eigentümer und damit die Hoffnung darauf, dass die Brücke noch bei vielen Tagen des offenen Denkmals zum Besichtigen einlädt.

Foto: Vom DAHLA-Vorsitzenden Helmar Süßenbach (rechts) erfuhren die Besucher am "Tag des offenen Denkmals" viel Wissenswertes über die Dömitzer Eisenbahnbrücke. Foto: Hagen Jung




Fotos

2013-09-08 ; von Hagen Jung (autor), auf lokales
in Karstädt, Deutschland

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