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Eleonore Prochaska - als Frau in den Befreiungskriegen: Dannenberg startet ins "Prochaskajahr"

Knapp 200 Jahre ist es her, dass der junge Lützower Jäger, der August Renz gerufen wurde, in der Schlacht in der Göhrde schwer verletzt wurde und einige Wochen später in Dannenberg starb.

August Renz war einer von vielen Toten. Insgesamt sollen in der Göhrde bei dieser "Völkerschlacht im Kleinen", so Erich Hessing, rund 1000 Menschen umgekommen sein. Besonders machte August Renz nur eins: Er hieß eigentlich Eleonore Prochaska und war eine Frau.

In einer Zeit, in der es Frauen selbst untersagt war, Hosen zu tragen, war die junge Potsdamerin Eleonore Prochaska in Männerkleidung geschlüpft und ließ sich – angesteckt von der starken patriotischen Stimmung im Land - unter dem Namen August Renz beim 1. Jägerbataillon des Lützower Freikorps registrieren.

Von Mai bis Oktober 2013 erinnert die Stadt Dannenberg an die ungewöhnliche Geschichte dieser Frau und rückt ihren Namen ins kritische Bewusstsein.

Den Auftakt ins Prochaska-Jahr bildet die Aufnahme Dannenbergs in die Reihe der frauenORTE, einer Initiative des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. Landesweit würdigt diese Reihe historische Frauenpersönlichkeiten für ihre Leistungen auf unterschiedlichsten Gebieten. Die Auftaktveranstaltung zum frauenORT Dannenberg findet am Freitag, den 3. Mai 2013 ab 14.30 Uhr im Alten Rathaus in Dannenberg statt. Im Rahmen einer kleinen Feier werden Eleonore Prochaska, ihr in dieser Zeit besonderes Handeln und ihr historisches Umfeld vorgestellt.

Eleonore Prochaskas Einsatz wurde schnell zum Mythos und ihre Person zum „Heldenmädchen“ erklärt. In den vergangenen 200 Jahren wurde sie immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen verehrt, aber auch immer dann, wenn Nationalismus gefragt war, in diesem Sinne missbraucht. Eine Ausstellung, die ab dem 18. August im Museum im Waldemarturm zu sehen ist, wird darum nicht nur ausführlich die Geschichte Eleonore Prochaskas und das historische Umfeld der Befreiungskriege darstellen. Vor allem widmet sie sich der Frage, wie Prochaska zum "Heldenmädchen" werden konnte, wie sich der Mythos verbreitete – und wie wir ihre Handlungsweise heute wahrnehmen.

Lebensgroße Figuren, die in der Langen Straße in Dannenberg aufgestellt werden und historische Personen aus der Zeit um 1813 verkörpern, verbinden die Ausstellung im Museum und den St. Annen-Friedhof, wo Eleonore Prochaska damals mit militärischen Ehren bestattet wurde und wo bis heute ein Denkmal an sie erinnert.

 

Die weiteren Veranstaltungen des Prochaskajahrs im Überblick:

4. Sept., 19.30 Uhr | Marionettentheater

"Eleonore Prochaska und ihre Rezeption durch 200 Jahre" – Vortrag von Archiv- und Museumsleiterin Susanne Götting-Nilius
13. Sept., 19.30 Uhr | Ohmsches Haus
Eleonore Prochaska – Dichtung und Wirklichkeit. Autorenlesung von Wilhelm Bartsch und Vortrag von Axel Kahrs
5. Okt., 9-15 Uhr | Marktplatz

Sonderpostamt mit Ausgabe des Prochaska-Sonderstempels

24. Okt., 19.30 Uhr | Ostbahnhof
"Eleonore Prochaska – Vorbild für Emanzipation oder 'schön blöd'?" - Podiumsdiskussion. Moderation: Elke Mundhenk

Weitere Infos zu den Veranstaltungen des Jahres gibt es bei der Archiv- und Museumsleiterin Susanne Götting-Nilius unter Tel. 05861 – 808 117, per E-Mail an info@waldemarturm.de oder in der Dannenberger Gäste-Information unter Tel. 05861 – 808 545.

 

Das Museum im Waldemarturm Dannenberg ist eins von dreizehn Museen und Mitglied im Museumsverbund Lüchow-Dannenberg e. V.




2013-04-25 ; von Kulturtante (autor), auf lokales
in Dannenberg (Elbe), Deutschland

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