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Heilige Messe in Vietze - Nachdenken über den Umgang mit der Schöpfung

Der Appell zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung, durchzog eine Heilige Messe, die rund 150 Christinnen und Christen am Sonntag in Vietze unter freiem Himmel feierten. Eingeladen hatte die katholische Kirchengemeinde St. Agnes, Lüchow.

„Wir feiern heute in der wohl schönsten Kirche, die man sich denken kann“, begrüßte Pfarrer Hans Günther Sorge die Anwesenden - „nämlich in Gottes guter Schöpfung“. So wie sie sich am Sonntag auf dem Grundstück der Familie Fröhlich bot, war sie nicht nur gut, sondern auch traumhaft schön. Hinter dem Altar bot sich ein Ausblick in Idylle pur: Wolkenloser Sommerhimmel, saftig grünes Ufer, dazwischen, von kleinen Booten befahren, das blaue Band der Elbe.

Wie schnell es zu Ende sein kann mit solcher Idylle, machten unweit des Altars etliche Sandsäcke deutlich. Noch vor wenigen Wochen lagen sie dort zum Schutz gegen das Hochwasser, das in Vietze besonders schmerzlich erlebt worden war.

Jenes Hochwasser, so Pfarrer Sorge, sei auch Anlass, über den Umgang mit der Natur nachzudenken und zu fragen: Wie hat der Mensch zum Entstehen einer solchen Überflutung beigetragen? Der Mensch solle über die Erde herrschen, wie es in der Schöpfungsgeschichte heißt, aber das dürfe doch nicht auf so rigorose Art und Weise geschehen, wie es manche Leute tun nach dem Motto „man nimmt, was man bekommen kann“.

„Was unsere Generation der Natur antut, dass müssen kommende Generationen ausbaden“, warnte der Geistliche in seiner Predigt. Grund für die Ausbeutung der Natur sei in der Regel nichts als Profitgier.

Mit Blick nach Gorleben fand Sorge einen treffenden Vergleich zur atomaren Entsorgungsproblematik: Leute lassen mit einem Gartenschlauch Wasser in die gute Stube laufen, werfen den Hebel zum Schließen des Hahnes weg, haben aber nur einen Eimer, um das Wasser aufzufangen. Man habe sich eine Sache eingebrockt, „von der keiner weiß, wie sie ausgeht“. Diejenigen, die die Verantwortung dafür tragen, seien längst nicht mehr an der Macht. „Wir können Gott nur bitten, uns trotz unserer Dummheit beim Umgang mit der Natur nicht zu verlassen“, bekräftigte Hans Günther Sorge.

Nicht allein Katholiken hatten den Weg zur Heiligen Messe gefunden, die dadurch einen guten oekumenischen Charakter bekam. Namens des evangelisch-lutherischen Kapellenvorstandes erinnerte Susanne von Imhoff an die „sehr schwere Zeit“ der Überschwemmung, an das unheimliche Geräusch, mit dem die Flut in die Gärten strömte und an die vom Wasser voll gelaufenen Keller. In die über 800Jahre alte Kapelle des Ortes war das Wasser aus dem Boden heraus gedrückt worden, auch der Friedhof war überflutet worden.

Dankbar, so von Imhoff, habe man in Vietze die Spenden entgegen genommen, die dank des Engagements katholischer Kirchengemeinden aus dem Schwarzwald, aus Frankfurt und aus Diekholzen sowie von einer Kolpingfamilie aus Celle für Flutgeschädigte zusammengekommen waren. Dank gelte in diesem Zusammenhang auch Pfarrer Sorge, der die Weiterleiten der Spenden nach Vietze organisiert hatte.

Die Schäden an rund 30 Häusern, davon fast die Hälfte ohne Versicherungsschutz, betragen bis zu 70 000 Euro pro Gebäude. In Vietze bewege die Menschen nun die bange Frage: Wann kommt das nächste Hochwasser – und wann wird hier etwas für den Deichbau getan? Auch Susanne von Imhoff appellierte zum sorgsameren Umgang mit der Schöpfung: „Wir beuten aus und wissen nicht , was wir tun!“ Hagen Jung




Fotos

2013-08-25 ; von Hagen Jung (autor), auf lokales
in Vietze, 29478 Höhbeck, Deutschland

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