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Klo in Dannenberg – Heute Standortentscheidung

Einem von Bürgern und Besuchern Dannenbergs immer wieder geäußerten Bedürfnis soll in absehbarer Zeit entsprochen werden: der Errichtung einer öffentlichen Toilette in der Innenstadt. Favorisiert wurde von den zuständigen Gremien allerdings eine Anlage, die ausschließlich für Männer gedacht ist: ein so genanntes Pissoir. Am heutigen Dienstag wird eine Findungskommission in der Stadt potenzielle Standorte besichtigen und Passanten für die Entgegennahme von Anregungen und Bedenken zur Verfügung stehen.

Nach wie vor fehlt in der Jeetzelstadt seit Jahren ein öffentliches WC, das rund um die Uhr zugänglich ist. Das alte Klosetthaus, das einst am Schlossgraben ins Rathaus-Ensemble integriert war, musste aufgrund diverser Mängel – darunter intensive Geruchsbelästigung - geschlossen werden. Eine für den Busbahnhof geplante Klo-Anlage scheiterte an Vandalismus und kritischen Stimmen aus der Bevölkerung.

Historische Achteck-Form geplant

Die Überlegung, nun eine regelrechte WC-Anlage für Frauen und Männer zu bauen, wurde fallen gelassen. Ein wesentlicher Grund waren die zu erwartenden Folgekosten, da eine solche Einrichtung kontinuierlich überwacht und gepflegt werden müsste. Einen Ausweg wiesen Ermittlungen der Verwaltung, die belegten:Vorwiegend Männer sind es, die sich als „Wildpinkler“ nicht nur an Gebüschen, sondern auch in Hausecken oder hinter Fahrzeugen unerlaubt erleichtern. Verstärkt tritt dieser Missstand bei öffentlichen Festen und Märkten auf. Um diesem zu begegnen, entschieden sich die zuständigen Stellen für den Bau eines Männer-Pissoirs, zumal sich dieses vortrefflich in die historische Substanz der Altstadt integrieren lässt. Errichtet werden soll es von hiesigen Firmen in Form des besonders aus Berlin bekannten „Café Achteck“. Diese vor allem zwischen 1878 und 1920 errichteten Bedürfnisanstalten bilden durch sieben grün lackierte gusseiserne Wandsegmente einen achteckigen Grundriss.

Nicht zu nah an Kirche und Gastronomie

Das Projekt vereinigt Historizität und Nützlichkeit, postulieren seine Befürworter. Diesbezüglich ist man sich einig. Doch zwei Streitpunkte sind noch nicht völlig ausgeräumt. Der erste betrifft den Standort. Alle bisherigen Vorschläge fanden keine einmütige Zustimmung. Dort, wo sonst der Rossschlachter seinen Wochenmarktwagen hat?. Nein: Zu nahe an der Kirche, hieß es. Proteste seitens des Klerus seien zu befürchten, wie es sie bei einem ähnlichen Projekt vor vielen Jahren schon einmal in Frankreich gegeben hatte. Auch wolle man den beliebten Pferdefleischstand nicht vergrämen. Kurzfristig favorisiert wurde die Überlegung, den Marktplatz zum Standort zu machen, doch wird Unmut seitens der Gastronomie vermutet; ähnliches gelte für ein Pissoir auf dem Kuhmarkt. Der Busbahnhof – das steht wegen unangenehmer Erfahrungen fest – scheidet aus.

Zielorientierter Impuls befördert Entwicklungsprozess

Wie gesagt, Bürger könne heute Vorschläge einbringen! Das werden Vertreter der kommunalen Ebene und auch Marketingstrategen begrüßen, sind sie sich doch einig in folgendem: Das Pissoir soll besonders mit Blick auf die demografische Entwicklung Dannenbergs auch ein zielorientierter Impuls für längere Verweildauer der Besucher in der Innenstadt sein und damit den positiven innerstädtischen Entwicklungsprozess vor dem Background präsenter Wachstumspotenziale nachhaltig beeinflussen.

Leitgedanken umsetzungsorientiert erörtern

Die Initatoren des Leitgedankens „Pissoir“ appellieren, das Vorhaben möge, sobald tragfähige Erkenntnisse über künftige Nutzung vorliegen, umsetzungsorientiert im noch zu bildenden Lenkungsausschuss der Stadt erörtert und dann in Vernetzung mit der örtlichen Wirtschaft zügig auf den Weg gebracht werden.

Mittel aus dem EU-Nachhaltigkeitsprogramm erhofft

Für die Finanzierung sollen unter anderem Mitttel aus dem EU-Nachhaltigkeitsprogramm für touristische Destinationen eingeworben werden. Auch die Bürgerstiftung soll um Hilfe ersucht werden. Die Dannenberger Wirtschaft, so heißt es, wird nicht mit der Finanzierung behelligt, immerhin habe sie ja unlängst einen erklecklichen Beitrag zur Gage für den am Ostermarkt erscheinenden Schäfer Heinrich geleistet.

Problem Gendergerechtigkeit – Lösung Unisex-Pissoir?

Weiterer Streitpunkt neben der Standortwahl ist die Frage: Ist unter dem Zeichen der Gendergerechtigkeit ein reines Männer-Pissoir vertretbar? Ja, lautete die Antwort der Mehrheit der verantwortlichen. Doch: Nun rechnet man in Dannenberg mit Einwendungen seitens mehrerer Gleichstellungsbeauftragten. Denn: Andernorts gibt es durchaus Unisex-Toiletten, und die Sanitärindustrie liefert bekanntlich auch Steh-Urinale für Frauen. Der Protest, so befürchtet ein Insider, könnte vehement werden, da die Gleichstellungsbauftragten womöglich zeitgleich auch über ein Toilettenthema in Lüchow verärgert sind. Wie die Elbe-Jeetzel-Zeitung heute vermeldet, sei dort das Männerklo des Stones-Museum mit Waschbecken ausgestattet worden, deren Front offensichtlich weibliche Hinterteilen in sexistischer Pose zeigen. Beim Händewaschen ist es unvermeidbar, dass die Benutzer mit ihrer Genitalregion an den jeweiligen Keramikpo stoßen.

Nun gilt es, einen Standort zu finden Egal wo: Auf allen Tafeln des umfangreichen Hinweisschildersystems in der Jeetzelstadt wird das grüne Pissor als Miniatur seinen Platz finden, damit es im „Ernstfall“ rasch und rechtzeitig gefunden wird!

Foto: Ein Pissoir wie dieses in Berlin soll in Dannenberg aufgestellt werden. Gesucht wird heute ein Platz, wo es sich harmonisch in die historische Altstadt einfügt.




2014-04-01 ; von Hagen Jung (autor), auf lokales
in Dannenberg (Elbe), Deutschland

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