Mit ihrem traditionellen Neujahrsumtrunk leiteten die Gorleben-Gegner das Jahr 2013 ein. Auch wenn die Diskussionen am Gelände des Erkundungsbergwerk sich ausschließlich um die eingeleitete Stimmensplittingkampagne zur Landtaswahl drehten, war doch allen Teilnehmenden bewusst: die Endlagerdebatte wird auch 2013 Dauerbrennerthema bleiben.
Rund zwei Dutzend Gorlebengegner hatten sich bei trübem und nasskaltem Wetter auf dem sogenannten "Salinas-Gelände" eingefunden, um mit Sekt, Orangensaft und Keksen ein weiteres Widerstandsjahr einzuläuten.
Wie diffizil die Folgen der anstehenden Landtagswahl sich auswirken werden, zeigte schon die vehemente Diskussion, die den Vormittag im Gorlebener Wald dominierte: macht es Sinn, dazu aufzurufen, statt der grünen oder linken Kandidatin den SPD-Kandidaten Franz-Josef Kamp zu wählen, nur um den (Wieder)Einzug der CDU-Direktkandidatin Karin Bertholdes-Sandrock in den niedersächsischen Landtag zu verhindern?
Gerhard Förster, Mit-Initiator der Stimmensplitting-Kampagne zugunsten des SPD-Kandidaten Franz-Josef Kamp, und die LINKE-Kandidatin Kerstin Rudek stritten vehement über diese Frage, wobei Kerstin Rudek der Ansicht war, das sie reelle Chancen auf den Gewinn des Direktmandats gehabt hätte, wenn die Gorlebengegner sich rechtzeitig auf sie geeinigt hätten.
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke musste dem Neujahrsempfang aus gesundheitlichen Gründen fernbleiben - ließ es sich aber nicht nehmen, in einer Mitteilung die Schwerpunktthemen für 2013 zu formulieren. In den Fokus
der Auseinandersetzung will die Bürgerinitiative Umweltschutz
Lüchow-Dannenberg (BI) demnach neben der Baustelle für ein Endlager auch die
dritte, "vergessene" Atomanlage in Gorleben neben dem Fasslager und der
Castorhalle rücken: die Pilotkonditionierungsanlage (PKA). Die PKA werde
nämlich als möglicher Umschlagplatz für die 600.000 Brennelementkugeln
des stillgelegten Kugelhaufenreaktors Hamm-Uentrop gehandelt, die
zurzeit in 350 Castoren im Zwischenlager Ahaus lagern, so Ehmke.
Ein Dauerbrenner bleibt nach Ansicht der BI die Endlagerdebatte. Besonders ärgerlich finden die
Gorleben-Gegner den Umstand, dass die Grünen-Spitze völlig ungerührt an
Kompromisslinien festhalte, die Gorleben im Topf ließen. So habe der
Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann zur
Jahreswende erklärt, dass er bis zu den Bundestagswahlen einen Parteien
übergreifenden Kompromiss anstrebe, da sei "jeder eingebunden", sagte
der Grünen-Politiker gegenüber dem Südwestrundfunk (SWR).
"Nur dass die interessierte Öffentlichkeit dabei ausgeschlossen wird und
Gorleben Endlager-Favorit bleibt", hält die Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) dem entgegen. Parteienvertreter
könnten gar kein gesteigertes Interesse daran haben, eine
Atommülldeponie in ihr Bundesland errichten zu lassen, schon wegen des
zu erwartenden Bürgerprotests, aber die Atommülldebatte dürfe nicht von
Jahr zu Jahr verschoben werden. "Eine sachgerechte und politisch nicht
opportun begründete Wahl eines Standortes muss - nicht wie in Gorleben -
auf unfrisierten Daten gründen und schließt das Bürgerengagement mit
Klage- und Kontrollrechten ein", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Die
BI tritt bekanntlich für einen Parteien unabhängigen Zukunftsrat ein,
der die Dimensionen der Atommüllfrage ausloten solle.
Foto / Angelika Blank : Die Freundschaft zwischen Gerhard Förster (li.) und LINKE-Kandidatin Kerstin Rudek schien durch die Stimmsplitting-Kampagne, die Förster mitinitiert hatte, arg belastet - aber die Stimmung blieb beim Neujahrsempfang fröhlich.