Am Dienstag liest Wolfgang Kaven im Clenzer Culturladen aus dem 1975 erschienen "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertezs. Anschließend wird der Film "Das Wendland unterm Hakenkreuz" gezeigt.
Das Buch ist nicht neu und die Auflage nicht überragend. 1975 in Budapest erschienen, verkaufte sich mäßig, und wurde so ziemlich vergessen. Seit 1996 gibt es die deutsche Ausgabe bei Rowolt für kleines Geld. Es geht um den „Roman eines Schicksalslosen“ von Imre Kertézs. Darin erzählt er seine eigene Geschichte, die Geschichte eines 14 jährigen ungarischen Jungen aus gutem, jüdischem, aber nicht religiösem Hause. Man lebt nicht schlecht, hat sich mit den Einschränkungen der Nazis für jüdische Geschäftsleute arrangiert. Der „Arische“ Geschäftsführer, eine ehrliche Haut, liefert regelmäßig die Gewinne des kleinen Handels ab und den drohenden Arbeitsdienst werden Vater und Sohn schon irgendwie überstehen. Der Junge freut sich sogar, als er statt zur Schule, endlich auch arbeiten gehen darf. Eines Morgens wird er aber von einem Polizisten, mit vielen anderen Juden, aus dem Bus geholt- wir schreiben das Jahr 1944- und nun beginnt eine höllische Reise, die Stationen heißen Auschwitz, Buchenwald, Zeitz.Wir, die Leser, die wissen müssen weil wir wissen können, blättern fassungslos durch diesen Roman, der quasi teilnahmslos schildert, was nicht zu begreifen ist. Und gerade dadurch , durch die unfassbare Distanz, die der Autor seinem eigenen „nicht Schicksal“ gegenüber durch hält, wird auch uns, denen mit der „Gnade der späten Geburt“ einiges klarer.
Im Anschluss an die Lesung zeigt der Culturladen noch einmal den Film "Das Wendland unterm Hakenkreuz" von Thomas Mützel. ("Zeitzeugen, Historiker und teilweise erstmals veröffentlichtes Bildmaterial sorgen für einen umfangreichen Rückblick auf das Dritte Reich im Wendland.)
Wann? Dienstag, 20. 11., 20.00 Uhr
Und derEintrittist, wie immer, frei