Als Touristenattraktion wird seit 1980 am ältesten nördlichsten
Weinberg Deutschlands im niedersächsischen Elbestädtchen Hitzacker
wieder Wein angebaut - nach 267 Jahren Pause. Im Jahr 1713 vernichtete
ein Hagelsturm die damaligen Rebstöcke von "Ernst dem Bekenner". 1983
war der Wein so weit gediehen, dass die erste Weinkönigin proklamiert
werden konnte.
30 Jahre später wird die 20-jährige Weinkönigin Sina Rußdorf - die Auszubildende zur Versicherungskauffrau lebt bei ihren Eltern in Hitzacker - das Fachwerkstädtchen ein Jahr lang auf Touristikmessen und Volksfesten vertreten. Ihr erster Auftritt findet im Januar auf der Grünen Woche in Berlin statt.
"Wir haben Deutschlands ältesten nördlichsten Weinberg", schmunzelt Hitzackers Bürgermeister Holger Mertins (51). "Die Superlative müssen sein, denn entgegen früherer Behauptungen finden sich noch nördlichere Weinberge in Deutschland. Aber wir haben einen echten", berichtet Mertins: "Die anderen in Hamburg und Lübeck wurden künstlich aufgeschüttet".
Bereits im Mittelalter wurde am Hitzackeraner Weinberg, von dem man
Stadt und Land weit überblicken kann, Weinbau betrieben. 1980 wurden
exakt 99 Weinstöcke gepflanzt - "ab hundert muss man Steuern zahlen", so
Mertins. Jährlich zum Gallusmarkt werden die kleinen Trauben geernet.
Winzer Fritz-Leo Melsheimer aus Maring-Noviand von der Mosel hat im
Jubiläumsjahr 84 Grad Oechsle gemessen: "Das ist mindestens eine
Spätlese, im Grenzbereich zur Auslese". Dabei ist das "Hidesacker
Weinbergströpfchen" eine echte Rarität: In diesem Jahr wird es nur 25
Flaschen geben. Kaufen kann man den süßen Wein nicht: Er wird von der
Stadt zu Jubiläen verschenkt.
Foto / Björn Vogt: Sina Rußdorf ist die neue Weinkönigin Hitzackers.