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Stadt will Verdo verkaufen

 "Was soll aus dem Verdo werden?" - so fragte w-net vor drei Jahren, genau gesagt: Im Februar 2012. Nun wissen wir es: Die Stadt will das Haus verkaufen. Nichts Ehrenrühriges, schon Fürstenhäuser haben ihr Tafelsilber verkloppt, wenn das Geld knapp wurde. Offen aber ist die Frage: Was ist aus all den guten Gedanken geworden, mit denen das Verdo in Schwung gebracht werden sollte? Was tat das "Kompetenzteam"? Was ist aus Untersuchungen der Uni Lüneburg geworden?

Offensichtlich hat es das "Kompetenzteam" nicht geschafft, das nach einstiger Aussage "Strahlkraft" habende Verdo "zum Leuchten zu bringen", wie es der Vorsitzende des "Verdo-Vereins für Bildung und Kultur" seinerzeit prophezeite. Und die Bemühungen des Vereins, das Verdo - so SG-Bürgermeister Jürgen Meyer damals - "mit zu beleben" haben offenbar nicht gefruchtet. Weshalb sonst ist das Haus so defizität, dass sich die Kommune von ihm trennt?

Zur Erinnerung an die Hoffnungen, die noch 2012 rund um den grünen Hügel des Verdo blühten, hier noch einmal der w-net-Beitrag aus jenem Jahr:

"Ein Jahr und zehn Monate sind vergangen, seit sich der „Verdo-Verein für Bildung und Kultur“ vorstellte und ankündigte, das Hitzackeraner Veranstaltungszentrum mit neuen Ideen beleben zu wollen. Doch sichtbare Erfolge, die das Haus aus den roten Zahlen bringen, fehlen bislang.

Das Verdo habe „Strahlkraft“, man wolle es „zum Leuchten bringen“, so hatte der Vorsitzende des Vereins, der Sozialexperte Bernt Renzenbrink, im April 2010 bei der Präsentation eines „Kompetenzteams“ in Sachen Verdo geschwärmt. Was für konkrete Pläne es gebe, wollten Journalisten damals wissen und erfuhren: Gedacht werden könne beispielsweise an die Aufführung eines symphonischen Märchens in Zusammenarbeit mit der Berliner Musikschule, an kulturell geprägte Aufenthalte für blinde Menschen, an Lesungen, Tanz, Gesprächsforen, „offene kreative Prozesse“, Referate und manches mehr. Was ist davon realisiert worden? So gut wie gar nichts.

„Viele Worte“ gemacht

Nach der Vorstellung des Vereins trat dieser nebst Kompetenzteam bislang nur ein einziges Mal via Presse an die Öffentlichkeit: im Dezember 2010 mit der Idee, Kultur zu bieten, die „eine Brücke zwischen Ost und West“ bildet. Vor etwa 30 eingeladenen Zuhörern – vor allem Kommunalpolitiker und Unternehmer – umriss das Vereins-Team seine Ziele. Eine Journalistin schrieb dazu in einem Zeitungsbericht treffend: „Es gab viele Worte und wenig Zukunftsmusik“.

Meyer: „Ideen nicht beiseite gelegt“

Gibt es den Verdo-Verein noch? Und wenn ja, was tut er, wollte wnet von Samtgemeindebürgermeister Jürgen Meyer wissen, der ehrenamtlich im Vorstand des Vereins wirkt. Nach wie vor, so antwortete der Gefragte, sei der Verein aktiv und bemüht, das Verdo mit zu beleben. „Wir haben die Ideen des Kompetenzteams nicht beiseite gelegt“, sagte Meyer, allerdings: Die Erfahrung habe mittlerweile gelehrt, dass es einfacher ist, soziale Projekte in Gang zu bringen als kulturelle. Das zeige sich zum Beispiel beim Akquirieren von Fördermitteln

„Perspektiven schaffen“

Innerhalb des Vereins habe man sich jetzt verständigt, sich mit der Frage zu befassen: „Was müssen wir tun, um das Verdo mehr ins Bewusstsein der Lüchow-Dannenberger zu rücken?“ Im März werde der Verein „einen weiteren Workshop“ haben, in dessen Verlauf über „konkrete Maßnahmen in puncto Kunst“ geredet werden soll. „Wir wollen gemeinsam Ideen weiter entwickeln, um zumindest mittelfristige Perspektiven zu schaffen“. Man dürfe nicht übersehen, dass die Vereinsarbeit ehrenamtlich geleistet werde. „Da muss man ein bisschen Geduld haben“, so Jürgen Meyer.

Universität soll Verdo untersuchen

Geplant sei des Weiteren, das Verdo in die City-Offensive einzubinden. Antworten zur Frage, wie es weiter gehen soll mit dem Haus, das die beteiligten Kommunen jährlich durch ein Defizit zwischen 100 000 und 125 000 Euro belastet, erhoffe sich alle für das Kulturzentrum Verantwortlichen von den Experten der Lüneburger Universität Leuphana. Dort will man das Verdo hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Aspekte und mit Blick auf mögliche Aktivitäten im Bereich des Marketing untersuchen.

„Absagen rückläufig“

Ab und zu ist in der Tagespresse zu lesen, diese oder jene Veranstaltung im Verdo müsse abgesagt werden – vielleicht, weil zu wenig Karten verkauft wurden. Hierzu berichtet Jürgen Meyer: Solche Absagen seien erkennbar zurückgegangen. " (Veröffentlicht wurde der vorstehende Text am 5. Februar 2012)

Man darf gespannt sein, was nun wird! Wieviel Geld die Stadt für das Verdo haben will, hat sie bislang nicht verraten. Erfahrungsgemäß wirds wahrscheinlich irgendwann und irgendwo ein Loch geben, aus dem eine Zahl durchsickert. Abwarten also. Wer das Haus wohl kaufen mag und wird? Und wie ein künftiges Konzept aussieht, wenn es denn verkauft wird.... Fragen, viele Fragen...

Foto: "Fräulein Luise" (rechts) hat gut Lachen: Das Ensemble von "Zauber der Travestie" kann sich alljährlich im Verdo über vollen Saal freuen. Leer dagegen sind die Kassen der Stadt Hitzacker - darum will sie sich von dem Haus trennen. Foto: Hagen Jung




2015-04-15 ; von Hagen Jung (autor), auf lokales
in Hitzacker (Elbe), Deutschland

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