"Der Arendsee behält so manches Opfer für sich - gibt nicht alles wieder raus". Aus dem länglichen Kahn schaut der alte Fischer hoch zum Steg. Dort stehen Polizei und Taucher, halten die obere Hälfte einer menschlichen Schädeldecke in den Händen.
Sporttaucher aus dem Wendland haben die Schädeldecke fest im Schlick steckend gefunden - "ein purer Zufall", bei dieser schlechten Sicht, sagt einer der Taucher. 2 Meter weit reicht die Sicht unter Wasser, Schwebeteilchen tanzen vor der Lampe, es ist dunkel. "Das hätte alles sein können", ein kaputter Fussball, eine zerbrochene Schüssel oder ein Stück Holz. Davon steckt immer mal wieder etwas im Schlick. Dann hat Christian Göhrs unter Wasser das Objekt im Schein der Taschenlampe genauer betrachtet, hat die Ansätze der Augenhöhlen erkannt - der erfahrene Taucher wusste, was er in den Händen hält. Einen Schädel.
Unzählige Menschen sind bereits im Arendsee ertrunken berichtet der Fischer, nicht alle konnten geborgen werden. Der See ist tief und kalt, ausserdem ist der Boden teils mit weichem Schlick überzogen, dass alles sind Gründe, warum der See seine Geheimnisse oft behält. Anfang der 90ger Jahre, berichtet der Berufsfischer, sind 4 Badende ertrunken, drei konnten geborgen werden - einer blieb vermisst. Einer von vielen in der langen Geschichte des Arendsees.
Einer - der jetzt vielleicht identifiziert werden kann, ergänzt ein jüngere Polizeibeamter. Er nimmt den Schädel, nachdem die drei Sporttaucher ihn aus dem Wasser geborgen haben. Sein älterer Kollege macht Fotos. Für die beiden Beamten vermutlich kein Routinefall, sie sind aus Salzwedel mit dem Streifenwagen gekommen, nicht von der Wasserschutzpolizei. Dann steigt einer der Polizisten zum Fischer in das Boot, schaut sich die Stelle auf der Wasseroberfläche an, wirft eine Boje ins Wasser. Dort sollen dann Experten der Wasserschutzpolizei, vielleicht Polizei- oder Rettungstaucher weiter suchen.