Thema: heimatkunde

Über den Wandel der Agrarlandschaft und die Folgen für den Naturschutz - Tagung auf der Burg Lenzen

Wie hat sich die landwirtschaftliche Nutzung bis heute gewandelt? Welche Probleme und welche Herausforderungen ergeben sich daraus für den Naturschutz?

Diese Fragen stellt die diesjährige Frühjahrstagung des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg (HALD) am Samstag, dem 25. März 2017 von 9.45-17 Uhr auf der Burg Lenzen (Prignitz) in den Mittelpunkt.  

Die Tagung findet in Kooperation mit dem BUND (Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg) und der Avifaunistischen Arbeitsgemeinschaft Lüchow-Dannenberg statt.

Die Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzung gilt als wichtigste Ursache für den fortschreitenden Verlust an schützenswerten Lebensräumen und den Bestandsrückgang zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Besonders gefährdet in Deutschland ist das Grünland. Das zeigen zahlreiche Studien. Der Erhalt insbesondere von artenreichen Grünlandflächen wird immer schwieriger, da in den modernen Tierhaltungssystemen der Aufwuchs oft nicht mehr als Futter oder Einstreu genutzt werden kann. Dabei haben artenreiche Flächen eine überaus hohe Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie den Klimaschutz.

Ein Charaktervogel der Grünland-dominierten Kulturlandschaft war noch vor rund 50 Jahren das Braunkehlchen (Foto). Seit einigen Jahrzehnten schrumpfen seine Bestände EU-weit in Besorgnis erregendem Ausmaß. Der Vortrag von Christoph Siems-Wedhorn stellt die Bestandssituation für Lüchow-Dannenberg dar und beleuchtet exemplarisch die Rückgangsursachen.

Einer der Hauptgründe für die Bestandsrückgänge der Wiesenvögel liegt in der jahrzehntelangen Entwässerung und der Umwandlung von Grünlandflächen in Ackerflächen. Auf den verbliebenen Grünlandflächen ist die Bewirtschaftung deutlich intensiver als früher, vor allem die starke Entwässerung, Düngung und die 3- bis 4-fache Nutzung durch Schnitt oder Portionsbeweidung führen dazu, dass sich die Flächen für Wiesenvögel nicht mehr zum Brüten und Rasten eignen.

Wasser wird zunehmend zu einem kostbaren Gut auch in den niedersächsischen Agrarlandschaften. Frühere Entwässerungsmaßnahmen haben tiefgreifende Veränderungen im ausgeglichenen Wasser-haushalt bewirkt mit allen negativen Folgen für die Artenvielfalt, den Hochwasserschutz und den Klimaschutz. Eckart Krüger zeigt, dass es darauf ankommt, wieder mehr Flächen für die Wasserrückhaltung zu reaktivieren, die wie Schwämme für einen Ausgleich des Wasserregimes wirken.

Die Bestände der Feldvögel sind in den vergangenen Jahrzehnten in erheblichem Maße zurückgegangen. Krista Dziewiaty zeigt die Gefährdungen auf, aber auch die Möglichkeiten die Bestandsentwicklung wieder positiv zu beeinflussen. Welche Maßnahmen sollen und können helfen? Dazu werden Praxisbeispiele aus der Region gezeigt.

Der rasante Artenschwund der Pflanzenwelt in unserer Kulturlandschaft wird von Heinke Kelm beleuchtet. Sie zeigt, in welchem Maße landwirtschaftliche Praktiken Einfluss auf die Pflanzenwelt haben, und welche Möglichkeiten es gibt, eine vielfältige Pflanzenwelt zu erhalten, zu fördern und zu entwickeln. Sie geht auf EU-geförderte Agrar-Umwelt-Maßnahmen ein, zeigt aber auch Beispiele auf, wie Flächenbewirtschafter und andere Gestalter der Landschaft durch kleine Maßnahmen zum Erhalt einer vielfältigeren Pflanzenwelt beitragen können.

Der Schutz und die Erhaltung von Umwelt und Natur sowie die Pflege und Gestaltung ökologisch wertvoller Kulturlandschaften im ländlichen Raum sind wichtige Aufgaben. Eine vielfältige Kulturlandschaft ist nicht nur Produktionsstätte für Nahrungsmittel und Rohstoffe, sondern auch Lebensraum für eine Vielzahl von wildlebenden Tieren und Pflanzen. Diese Funktion unserer Landschaft zu erhalten ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung und muss von Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz und anderen Akteuren gleichermaßen wahrgenommen werden. Gemeinsame Verantwortung ist das „Schlüsselwort“ für mehr partnerschaftlichen Natur- und Umweltschutz in Kulturlandschaften.


Das Tagungsprogramm im Detail

9.55 Uhr
Begrüßung durch die Veranstalter

10.00 Uhr
Eckart Krüger (BUND Ökologische Station Landgraben-Dummeniederung, Bergen a.d. Dumme):
Wasserrückhaltung in der Landschaft – Kooperation zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft

10.30 Uhr
Heinke Kelm (Landschaftspflegeverband Wendland-Elbetal, Langendorf):
Landwirtschaft und Pflanzenvielfalt – Geht das?

11.00 Uhr - Kaffeepause

11.30 Uhr
Krista Dziewiaty (Projektbüro dziewiaty + bernardy, Seedorf bei Lenzen):
Vögel in der Agrarlandschaft – Perspektive in der heutigen Landnutzung

12.00 Uhr
Christoph Siems-Wedhorn (Avifaunistische Arbeitsgemeinschaft, Dannenberg):
Das Braunkehlchen – kleiner Wiesenvogel in großer Not

12.30 Uhr - Mittagspause

14.00 Uhr
Exkursion in das Gebiet der Lenzer Rückdeichung (Führung durch Hans-Jürgen Kelm, Avifaunistische AG, Marion Korsch, Naturwacht Brandenburg und Eckart Krüger (BUND):
Die Exkursion wird im Einströmungsbereich gegenüber vom Bösen Ort etwa 1,5 km auf dem Deich bis zur ersten Deichöffnung zum Info-Punkt gehen, der einen guten Ausblick auf die Elbe und das Rückdeichungsgebiet bietet. Die Wanderung dauert insgesamt ca. zwei Stunden

16.00 Uhr - Kaffeetrinken mit Abschlussbesprechung

17.00 Uhr - Ende der Veranstaltung

Tagungsort:
Burg Lenzen, 19309 Lenzen/Elbe, Burgstraße 3 Seminarraum

Tagungsbeitrag:
5 Eur., die Mahlzeiten müssen individuell beglichen werden (abgesehen von der Kaffeepause am Vormittag). Das Mittagessen (es stehen vier Gerichte zwischen 8 und 15 Eur. zur Auswahl) und der Nachmittagskaffee werden im Burghotel eingenommen.

Anmeldung:
Bitte melden Sie sich telefonisch, schriftlich oder per E-Mail bis zum 22. März 2017 an: HALD, Wolfgang Jürries, Im Anger 6, OT Jeetzel, 29439 Lüchow, Tel.: 05841/6396 (AB),E-Mail: wolfgangjuerries@gmx.de




2017-03-13 ; von Kulturtante (autor), auf lokales
in Burgstraße 3, 19309 Lenzen (Elbe), Deutschland

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