Es war ein schmaler Grat, auf dem sich die Häftlinge bewegten, die im Frauen-KZ Ravensbrück für die medizinische Versorgung ihrer Mitgefangenen abgestellt waren. Eine Ausstellung, die am Donnerstag, dem 26. Januar 2017 um 18 Uhr anlässlich des diesjährigen Holocaust-Gedenktags im Lüchower Kreishaus eröffnet wird, schildert die Situation im Krankenrevier Ravensbrück.
Von 1939 bis 1945 bestand in Ravensbrück, 80 Kilometer nördlich von Berlin, das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet.120.000 Frauen aus 30 Ländern verschleppte die SS dorthin. Sie setzte Häftlinge aus unterschiedlichen Ländern als Ärztinnen und Pflegerinnen der Mitgefangenen ein. Die Tätigkeit als Pflegerin oder Ärztin verlangte eine dauernde Gratwanderung zwischen den Befehlen der SS, den eigenen Überlebensinteressen und den Bedürfnissen der Kranken.
Anhand von Fotos, Dokumenten, Zeichnungen und Schriftzeugnissen ehemaliger Revierarbeiterinnen und ihrer Patientinnen beleuchtet die Ausstellung verschiedene Facetten des Lageralltags, in dem das Krankwerden oder das Kranksein oft den ersten Schritt zum Sterben oder zur Vernichtung bedeutete.
Erarbeitet wurde die Ausstellung vom
Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V.
in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Die 2. Vorsitzende
des Vereins, Karin Bergdoll, wird zur Eröffnung ein Grußwort sprechen. Dr.
Christl Wickert, eine der beiden Kuratorinnen, wird die BesucherInnen anschließend
in die Ausstellung einführen.
Gefördert wurde das Projekt durch die Kulturstiftung des Bundes, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium für Gesundheit und das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg.
Ergänzt wird die Ausstellung im Kreishaus durch eine Präsentation von
Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Lüchow. Der 10. Jahrgang besuchte
im vergangenen Jahr im Rahmen von Projekttagen
die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Die intensiven Eindrücke dieser
Exkursion hielten die SchülerInnen in Bildern, Plakaten und Gedichten zur Frage
„Warum soll ich trauern?“ fest. Ausgewählte Stücke werden im Kreishaus zu sehen
sein. Ebenfalls im vergangenen Jahr befassten sich SchülerInnen des 12.
Jahrgangs im Rahmen einer Studienfahrt nach Berlin, Krakau und Ausschwitz mit
der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung der europäischen Juden. Die daraus
entstandene kleine Ausstellungspräsentation, die ebenfalls im Kreishaus gezeigt wird,
widmet sich dem Lagerarzt Josef Mengele, dem Jüdischen Sonderkommando, das an
der Vergasung beteiligt war, den Möglichkeiten der Flucht aus Ausschwitz und
den Lebensbedingungen im Lager.
Die Ausstellung der Reihe "KuK 2017 – Kunst und Kultur im Kreishaus" ist bis zum 7. März zu sehen: Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 16 Uhr und Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr.
Der Eintritt ist frei.
Großes Foto: Krankenzimmer, SS-Foto von 1941. Kleine Fotos: Zeichnung von Nina Kirsíková, vor 1945 und Zeichnung von Violette Lecoq, 1945.