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Filmtipp: Wir sind jung, wir sind stark

"Wir sind jung, wir sind stark" - der Spielfilm über die rechtsradikalen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen 1992 kommt genau zur richtigen Zeit in die Kinos - nach NSU und während Pegida ...

Rostock-Lichtenhagen 1992. In der verödeten Wohnsiedlung hängen die Jugendlichen herum und wissen nichts mit sich anzufangen. Tagsüber gelangweilt, harren sie der Nächte, um gegen Polizei und Ausländer zu randalieren. Auch Stefan, der Sohn eines Lokalpolitikers, streift mit seiner Clique ziellos durch die Gegend. Es brodelt, aber immer nur bis kurz vor dem Siedepunkt. Ohne Job und eine Aufgabe finden die Freunde immer nur sich selbst als Ziel kleinerer und großer Grausamkeiten. Liebe ist austauschbar, Freundschaft und Loyalität sind nur Beiwerk einer aufgesetzten Ideologie. Auch Lien lebt mit ihrem Bruder und ihrer Schwägerin in der Siedlung, im sogenannten Sonnenblumenhaus, das von Vietnamesen bewohnt wird. Sie glaubt in Deutschland eine Heimat gefunden zu haben und will auch nach der Wende bleiben. Ihr Bruder dagegen plant die Rückkehr, weil er vor dem Hintergrund der wachsenden Anfeindungen um die Zukunft seiner Familie fürchtet.

Am 22. August eskalieren die Ereignisse: Bis zu 2000 Rechtsradikale belagern den Wohnblock, grölen unablässig "Ausländer raus", werfen Betonplatten und Molotowcocktails in die bewohnten Häuser - bejubelt von mehreren tausend Schaulustigen. Die Polizei ist hilflos, zieht sich nach einigen Tagen vollständig zurück und gibt dadurch den Protestierenden die Möglichkeit, das sogenannte "Sonnenblumenhaus" mit Molotowcocktails in Brand zu setzen. Nur mit Mühe können sich die Eingeschlossenen - darunter auch ein ZDF-Fernsehteam - auf das Dach retten.

Detaillierte Informationen über die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen und deren Konsequenzen gibt es auf wikipedia.de.

WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK zeigt, wie eine Gesellschaft vor den Augen der Weltpresse in einer der schlimmsten Ausschreitungen der Nachkriegsgeschichte moralisch gegen die Wand fährt.

KRITIKEN

welt.de ... Als in Rostock alle Sicherungen durchbrannten ...  Der dauernde Wechsel der Perspektive von den Jugendlichen zur vietnamesischen Familie und zurück gibt der Erzählung ihre Spannung. Durchweg glänzende Schauspieler machen "Wir sind jung. Wir sind stark" zu einem wirklich großen Film, der vor dem Hintergrund sich neuerlich verschärfender Konflikte um Zuwanderung und kulturelle Toleranz genau zur richtigen Zeit kommt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

spiegel.de ... Das hässliche Deutschland ...  Er (der Film) zeigt, wie Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche sich zum Mob formieren und eine Gewaltorgie gegen Schutzlose zum Volksfest wird, bei dem man sich an eilig bereitgestellten Imbissbuden mit Bier versorgt.

Es sind diese Bilder, die die Rezeption von "Wir sind jung. Wir sind stark." prägen wird. Angesichts der beschämenden Pegida-Demonstrationen eröffnet der Film erschreckende Parallelen. Beunruhigend ist die Feststellung, dass das Damals offensichtlich kaum vergangen ist. Qurbanis Film ist gerade deshalb so gut, weil er sehr genau einer Stimmung nachspürt, die hinter den Bildern liegt und in einer ganz konkreten historischen Situation und Region entstand: 1992 in Ostdeutschland. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

rhein-zeitung.de ... Gegen das Vergessen ... Noch immer gilt die ausländerfeindliche Randale dieser Tage als eine der brutalsten rassistischen Fanale der Bundesrepublik. Der 34-jährige Regisseur Burhan Qurbani hat sich des Themas angenommen und mit «Wir sind jung. Wird sind stark,» einen beeindruckenden Zwei-Stunden-Film über einen Tag gedreht, der der Ausländerfeindlichkeit eine neue Dimension verlieh. Er beleuchtet den Angriff auf ein Asylbewerberheim aus verschiedenen Perspektiven und klagt dabei keinen der Beteiligten an. Es ist ein starkes Werk gegen das Vergessen, das angesichts der Pegida-Problematik von hoher Aktualität ist. hier! gehts zur ganzen Kritik.

Zum bundesdeutschen Kinostart läuft der Film hierzulande zunächst nur im Scala-Programmkino in Lüneburg : ab Donnerstag bis zum 26. Januar täglich um 19.00 Uhr und um 21.30 Uhr, am 27. Januar um 21.30 Uhr und am 28. Januar um 16.45 Uhr und um 21.30 Uhr Uhr.

Übrigens: Der Dokumentarfilm über Edward Snowden "CITIZENFOUR" läuft  am Montag, dem 26. Januar um 20.30 Uhr noch einmal im Wendland-Kino in Lüchow.


2015-01-21 ; von Angelika Blank (autor),
in Apothekenstraße 17, 21335 Lüneburg, Deutschland

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