Hendrik Möllmann hat eine Idee: er
will in Läden der Region „Abfüllbars“ für unverpackte Lebensmittel einrichten.
Für dieses Projekt hat er eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
Markttag in Dannenberg. Gemüse und Obst liegen offen aus, Äpfel zum Anfassen, Sauerkraut in großen Bottichen, Käse lose in der Kühltheke. Hendrik Möllmann geht über den Markt, redet dabei über unverpackte Lebensmittel. Denn auch in Bioläden werden viele Produkte in Plastikverpackungen verkauft. „Natürlich können Obst, Gemüse, Käse oder Brot ohne Plastikverpackung verkauft werden,“ sagt Hendrik Möllmann, aber er will mehr: Unverpackte Nudeln, Müsli, Reis, Zucker oder Linsen.
Die Liste ist lang, rund 40 Produkte
könnten nach Ansicht von Möllmann in einer "Abfüllbar" verkauft werden. Er
arbeitet seit langem im Dannenberger Bioladen und kennt deshalb die Bedingungen,
unter denen Läden in der Lage sind, Abfüllbars einzurichten. Nicht nur Logistik und Organisation spielen dabei eine Rolle, sondern auch die strengen Vorgaben des Hygienerechts.
Dabei gibt es nicht nur Umweltvorteile: Singlehaushalte könnten endlich nur soviel einkaufen, wie sie aktuell brauchen. Dann wäre auch Schluss mit halb verbrauchten Tüten, die die heimischen Küchenregale verstopfen.
Konzept für das Wendland
Also ein „Unverpackt-Laden“ fürs Wendland? In Großstädten laufen derartige Läden bereits erfolgreich. Im Wendland würde sich ein reiner Unverpackt Laden aber nicht lohnen, sagt Möllmann. So setzt er auf das Konzept, in den vielen kleinen Bio-Läden, aber auch in Hofläden Abfüllstationen, die so genannten "Abfüllbars" zu installieren. „Im besten Fall gibt es dort ein Vollsortiment,“ sagt Möllmann. „Aber auch ein kleines Grundsortiment mit zehn verschiedenen Produkten ist realisierbar.“
Konsequent will Möllmann auch bei den Abfüllbars Plastik vermeiden. Zusammen mit einem örtlichen Tischler hat er eigene Spender entworfen. Holz, Edelstahl und Glas werden verbaut. Den Prototypen bei den Lebensmittelkontrolleuren des Landkreises vorgestellt, Änderungen und Anregungen der Kontrolleure umgesetzt. Um die Spender zu reinigen, müssen sie komplett zerlegt werden können, aus dem Holz dürfen keine Fasern absplittern, das Glas muss bruchsicher sein. So können auch die Ladenbetreiber sicher sein, dass die Spender den Hygienevorgaben des Veterinäramtes entsprechen. Die selbstgebauten Spender könnten an jeden Laden angepasst werden, sagt Möllmann und ergänzt, dass sie sogar noch deutlich günstiger seien als gekaufte Plastikspender.
Anschubfinanzierung über Crowdfunding
Doch das alles kostet Geld. Auf der Crowdfunding Plattform startnext.com wirbt Möllmann für sein Projekt. 12.800 Euro braucht er, um zwei Läden mit einem Vollsortiment auszustatten, in drei weiteren Geschäften könnten dann Grundsortimente angeboten werden. Allein der Bau von Lebensmittelspendern schlägt mit rund 5.500 Euro zu Buche.
Dazu kommt der (lebensmittelgerechte) Ausbau eines Lagerraums, aber auch die ersten Einkäufe von Reis, Hafer und Co, um die Spender füllen zu können. Mit den Einnahmen aus dem Projekt könne dann weitergearbeitet werden, sagt Hendrick. Die Kampagne läuft noch bis Ende Dezember. Parallel dazu will Möllmann Naturkost-Händler und Produzenten mit ins Boot holen.
Möllmann glaubt an nachhaltigen
Einkauf und fühlt sich auf dem Wochenmarkt bestätigt: eine Frau nimmt aus ihrem
Korb eine alte Brötchentüte, packt ihre Äpfel dort rein, in ihrem Korb sind
auch noch Gefrierdosen für den weiteren Einkauf.
Foto | Dirk Drazewski: Trockene Lebensmittel können problemlos aus einer "Abfüllbar" abgezapft werden.