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Beltracchi - die Kunst der Fälschung

Wolfgang Beltracchi sorgte für den größten Kunstfälscherskandal der letzten Jahre, von dem sich der Kunstmarkt bis heute nicht wirklich erholt hat. Mit Fälschungen moderner Klassiker verdiente er ein Millionenvermögen. Die Rückforderungen der gefoppten Käufer haben ihn allerdings in die Insolvenz getrieben.

Falsche Bilder bringen echtes Geld. Wenn Talent, Geschäftssinn und gute Kontakte zusammenkommen, dann können es auch Millionen sein, die mit falscher Kunst verdient werden können. Wie im Fall Wolfgang Beltracchi. Über Jahre hinweg hatte der ungelernte Sohn eines Kirchenmalers und Restaurators mit Vorliebe Gemälde deutscher Expressionisten gefälscht. Irgendwo zwischen Kriminalität und Genius schaffte es Beltracchi "seine" Werke weltweit auch an die renommiertesten Galerien zu verkaufen. Erst durch das geänderte Logo eines Galeristen flog der Meisterfälscher auf und wurde 2008 gemeinsam mit seiner Ehefrau verhaftet.

Möglich wurde dieser gigantische Betrug u.a. durch die "Gier eines überhitzten Kunstmarktes" (SPIEGEL), der begierig jede Story aufsaugt, wenn sie nur gut genug ist, um dem Verkauf zu dienen. Beltracchi malte nicht nur sehr gut, sondern erfand dazu auch noch lückenlos stimmige Geschichten, woher die plötzlich aufgetauchten, Pechsteins, Ernsts oder Picassos stammten, die er anzubieten hatte. 

Der Dokumentarfilm “Beltracchi – Die Kunst der Fälschung” erzählt das abenteuerliche Leben von Wolfgang und Helene Beltracchi. Der Film zeigt und demonstriert die handwerkliche Finesse, mit der sie gearbeitet haben lässt aber auch Experten, Kunsthändler, Sammler und den Ermittler zu Wort kommen, der die Beltracchis am Ende überführte. Auch die Frage nach dem Wert von Original und Fälschung wird gestellt  

Arne Birkenstock, Sohn von Beltracchis Anwalt Reinhard Birkenstock, schuf den Dokumentarfilm über eine der schillerndsten Figuren der Kunstfälscherszene. Vielleicht auch durch die enge Nähe zum gedrehten Objekt liefert die Dokumentation nur ansatzweise Hintergrundinformationen des nach eigenen Gesetzen funktionierenden Kunstmarktes. 

Übrigens: da Beltracchi selber gar nicht sagen kann, wieviele Kunstwerke er eigentlich gefälscht bzw. nach eigener Ansicht "ergänzt" hat, schätzen Fachleute, dass ungefähr alle zwei Jahre von Beltracchi gefälschte Werke auf den Markt kommen.

KRITIKEN

spiegel: ... Der Hochstapler in Dreiecksbadehose ...  Dreiste Verbrecher oder sympathische Nutznießer eines gierigen Kunstmarkts? Im Kino wird die Geschichte der Beltracchis als charmantes Gaunermärchen erzählt. Das ist schlicht und einseitig, aber auch entlarvend amüsant. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

artechock.de: ... Kunstfälschung goes Hip Hop ... Regisseur Arne Birken­stock hat seinen Film angelegt wie ein Popkunst­werk: es ist bunt, es ist spritzig und immer auch witzig. Ob er dabei seinen Prot­ago­nisten wirklich gerecht wird, ist die Frage. Vor lauter Bilder­se­quenzen über die Domaine in Frank­reich, das Archi­tek­ten­haus in Freiburg, die Sequenzen zum wilden freien Leben nach Hippie-Manier mit dem Geld voller Taschen, bleibt die Frage nach der Persön­lich­keit Belt­rac­chis hinter der Figur des Kunst­fäl­schers weit zurück.

Was dennoch bleibt: Ein bisschen Porträt, ein bisschen Anleitung zum Kunst­fäl­schen und ein kleiner Einblick auf den über­hit­zten Kunst­markt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

faz.net: ... Die unerträgliche Seichtigkeit der Leinwand ... Der Fall Beltracchi wäre die Traumvorlage für eine scharfe Gesellschaftssatire gewesen (und ist es noch). Aufzuräumen wäre gewesen mit dem Unsinn, dass da ein charmanter Filou vor allem den internationalen Kunstmarkt vorführen wollte. Vielmehr ging es einem mäßig begabten Nachahmer vorrangig darum, mit Fälschungen ein gutes Leben zu finanzieren, indem er die Sicherheitslücken im System des Markts ausnutzte. Herausgekommen ist die weichgespülte Hommage an einen kalt kalkulierenden Betrüger. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

"Beltracchi - Die Kunst der Fälschung" läuft noch bis Mittwoch, den 16.4. täglich um 15.00 Uhr im Scala-Kino in Lüneburg.

Foto / Arne Birkenstock - Standbild aus der Dokumentation "Beltracchi - Die Kunst der Fälschung"


2014-04-13 ; von Angelika Blank (autor),
in Apothekenstraße 17, 21335 Lüneburg, Deutschland

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