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Die Andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht

Wenn die Alte Heimat nur Armut und Elend bedeutet, wird eine fremde Welt - gerade wenn sie soeben entdeckt wurde - zum immerwährenden Ort der Sehnsucht. UPDATE: Der am Freitag mehrfach mit dem DEUTSCHEN FILMPREIS ausgezeichnete Spielfilm erzählt die Geschichte des massenhaftes Auszugs aus dem verarmten Hunsrück.

1843 liegt die Entdeckung Amerikas gerade einmal fünfzig Jahre zurück. Auch im Hunsrück, wo die Fachwerkhäuser bröckeln und die Landbevölkerung unter ärmlichsten Bedingungen ihr Dasein fristet, landen die Geschichten von sagenhaftem Reichtum und unermesslich fruchtbaren Ländereien. Geschichten von einem Land, das noch völlig unerschlossen ist und auf Besiedlung wartet. Die heimatliche Armut, die Willkürherrschaft durch anmaßende Landesfürsten treiben Hunderttausende getreu dem Motto der Bremer Stadtmusikanten "Etwas Besseres als den Tod finden wir überall" mit Pferd und Wagen in die Häfen, um die abenteuerliche Überfahrt in die Neue Welt zu wagen. So auch im Hunsrück. 

DIE ANDERE HEIMAT ist die Chronik einer Sehnsucht: Wieder ist das fiktive Dorf „Schabbach” Schauplatz und Universum zugleich. Der Film erzählt die Geschichte zweier Brüder, die in ihrem Dorf erkennen, dass nur ihre Träume sie retten können. Jakob, der jüngere Bruder lässt alle Grenzen, die einem Bauernjungen in dieser Zeit gesetzt sind, hinter sich. Er liest jedes Buch dessen er habhaft werden kann, er studiert die Sprachen der Urwald-Indianer, er entwirft Pläne für die romantischsten Abenteuer in den Wäldern Brasiliens und beschreibt seinen Aufbruch aus dem Hunsrück in einem erstaunlichen Tagebuch, das nicht nur seine Geschichte und seine Gedanken wiedergibt, sondern das Lebensbild einer ganzen Zeit.  

Der Film erzählt in großen historischen Zeitbildern vom Exodus der deutschen Bauern und Handwerker in die Neue Welt. In endlosen Kolonnen ziehen die hochbeladenen Pferde-Fuhrwerke über Berge und Täler zum Rhein hinab, um von dort zu den Seehäfen zu gelangen, wo die Auswanderungsschiffe ins Ungewisse starten. Ein Abschied für immer, ein Aufbruch ohne Wiederkehr,  Menschen auf derhttp://wendland-net.de/cms/#!new-Video Suche nach dem Glück einer anderen Heimat. Europäische Geschichte, eine vergessene Wahrheit, eine Geschichte von Mut und vom Glauben an die Zukunft. Jakob schreibt in sein Tagebuch: Was kann es größeres geben, als einen Weg gemeinsam zu suchen aus Unrecht und Kälte? Denn alles kann verloren gehen und im Sturm auf den Meeren versinken, nicht aber das Wissen der Herzen.

KRITIKEN

faz.net:  ... Bekenntnisse eines Daheimgebliebenen ... So ist auch Jakobs Tagebuch am Ende keine Chronik des Weggehens, sondern des Ankommens. In dieser erzählerischen Brechung, dieser Spiegelung der Sehnsucht in sich selbst liegt die wahre Schönheit dieses Films, eine Schönheit, die einen über vier Stunden hin jede Wendung der Geschichte gerührt und staunend verfolgen lässt. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

taz.de:  ... Geschundenes Deutschland ... Ein Gutteil der Größe von „Die andere Heimat“ liegt in einer Perspektivverschiebung. Edgar Reitz wirft einen Blick auf Deutschland und damit auf ein Westeuropa, das sich heute gern als von Fremden überflutete Einwandererregion sieht und doch selbst einmal ein Kontinent der verzweifelten, hoffenden Auswanderer war. Und so sitzen wir wieder mit Jakob im Kornfeld, lassen den Blick schweifen, gehen im Geiste auf Reisen – und finden uns doch im Hunsrück, im vermaledeiten, ärmlichen, tristen, geschundenen Deutschland des 19. Jahrhunderts wieder. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

Spiegel.de:  ... Ein deutsches Dorf, groß wie die Welt ... Schabbach, Ort des deutschen Weltkinos: Mit seiner berühmten und gefeierten "Heimat"-Saga kehrte Edgar Reitz 30 Jahre lang immer wieder in das Hunsrück-Dorf zurück - und nahm vorweg, was heute in Hollywood als modern gilt. "Die andere Heimat" ist nun die grandiose Vollendung seines Meisterwerks. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

"Die andere Heimat" läuft am 11. Mai und am 18. Mai anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises im Scala-Kino in Lüneburg als Frühstücksmatinee um 11.00 Uhr.



2014-05-08 ; von Angelika Blank (autor), pm (autor),
in Apothekenstraße 17, 21335 Lüneburg, Deutschland

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