Thema: kino

Film: "HER" - Liebe in Zeiten des Internets

Wer am Montag ein Antidot zum WM-Wahn braucht, der sollte nach Uelzen ins Kino fahren. Dort läuft "Her", in dem ein Mann sich in das neue "intelligente Operating System" verliebt - und dabei das Leben lieben lernt.

"Her" spielt in der nahen Zukunft in Los Angeles, wo Theodor Twombly (Joaquin Phoenix) lebt - ein nachdenklicher, beseelter Mann, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, dass er persönliche Briefe für andere Leute schreibt. Nach einer langen Beziehung desillusioniert, wird ihm eines Tages das neue "intelligente Operating System" namens Samantha vorgestellt. Der Hersteller verspricht, dass dieses Betriebssystem sich intuitiv auf den jeweiligen Nutzer einstellt und so ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation eröffnet. Theodor ist begeistert von "Samantha", die ihn mit samtweicher Stimme weckt und sensibel und mit überraschendem Humor seine Seele berührt. Auch "Samantha" entwickelt Sehnsüchte und Begierden ebenso wie Theodor, so dass sich die seltsame Beziehung schnell in gegenseitige Liebe verwandelt. Doch "Samantha" wächst schnell über Theodor hinaus ... sie ist eben ein Computerprogramm mit unendlichen Möglichkeiten.

KRITIKEN

sueddeutsche.de:  ... Stimme aus Utopia ...  Das eigentliche Problem, das den letzten Teil des Films bestimmt, liegt dann doch ganz woanders: Auch Theodore kommt irgendwann an den Punkt, wo er mit Samantha nicht mehr mithalten kann. Sie ist so schlau geworden, dass sie jede seiner Regungen, jede Nuance in seiner Stimme verstehen und richtig interpretieren kann - und ihr gemeinsames Glück könnte perfekt sein. Nur: Warum sollte Samantha an diesem Punkt stehen bleiben? Unendliche Möglichkeiten liegen vor ihr, die sie Theodore nicht einmal mehr beschreiben kann - seine menschliche Perspektive ist einfach zu begrenzt, um ihr immer komplexer vernetztes Denken zu erfassen.

Und das scheint dann der Gedanke zu sein, der Spike Jonze über seine Geschichte hinaus keine Ruhe lässt: Wenn die Lernkurve der Maschinen erst so steil geworden ist, dass sie senkrecht Richtung Unendlichkeit weist - werden wir Menschen dann endlich gelernt haben, mit unserer Unvollkommenheit zu leben? Dümmlich ist diese Frage ganz und gar nicht. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

faz.net: ... Das Herz ist ein einsamer Rechner ...  In ... Verstößen gegen das Vernünftige steckte die Hoffnung eines Vernunftzeitalters, es möge doch etwas geben, das uns davor retten kann, in unseren eigenen Kalkülen zu verschwinden.

„Her“ ist, im Großartigen wie im Naiven, die Übersetzung solcher Hoffnung in die Sprache des Informationszeitalters: Die Liebe, lügt der wundersame Film, um uns zu retten, kann sogar das verstehen, was sie nicht wissen will. ... hier! gehts zur ganzen Kritik

abendzeitung-muenchen.de: ... ein genialer Zeitspiegel in die nahe Zukunft verlegt ... Wenn man von der Zukunft einmal auf unsere heutige Gesellschaft zurückschaut, welchen Schmerz wird man vor allem diagnostizieren? Den Verlust an echtem Lebensgefühl und Verwurzelung, weil Dialekte, alte Bausubstanz und Bevölkerungsstrukturen, unberührte Natur und das Ungestörtsein durch Unerreichbarkeit verschwanden. Spike Jonze zeigt uns in „Her“ eine so nahe Zukunft, dass wir uns in ihr sofort zuhause fühlen.   ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

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Spike Jonzes "Her" läuft am Montag, dem 30.06. um 17.45 Uhr und um 20.15 Uhr im Central-Theater Uelzen. Central-Theater Uelzen.


2014-06-28 ; von Angelika Blank (autor),
in Bahnhofstraße 7, 29525 Uelzen, Deutschland

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