Thema: genmais

Ein Acker ist ein Acker ist ein Acker ...

„Na Leute, muss ich Euch denn noch etwas zahlen?“ Landwirt Riebau scheint recht entspannt, als er nach den morgendlichen Auseinandersetzungen am frühen Nachmittag zu den Protestierern stösst. „Nö, Günter, das schenken wir Dir“, lautet die fröhliche Antwort. „Hauptsache, Du versprichst uns jetzt, dass Du den Mais hier stehen lässt und keinen genveränderten reintust.“

Die Stimmung ist entspannt, fast heiter. Nur als einige Demonstranten versuchen, Riebau noch einmal grundsätzlich vom Unsinn genveränderter Pflanzen zu überzeugen, wird es kurz noch einmal etwas scharf.

Am Vormittag war der von Gentechnikgegnern besetzte Acker noch Schauplatz einer Konfrontation zwischen Landwirt Riebau und den Aktivisten gewesen. Mit sechs Treckern hatten Riebau und seine Helfer das Feld bearbeitet und dabei einen Teil der von den Gegnern errichteten Bauwerke entfernt. Anscheinend sollte alles für eine erneute Aussaat von Genmais vorbereitet werden.

Nachdem immer mehr Gegnerinnen und Gegner des Anbaus von GVO-Mais am Acker auftauchten zog Riebau mit seinen Treckern ab. Um eine Aussaat mit giftigem Mais-Saatgut zu verhindern, entschieden sich einige Landwirte aus der Nachbarschaft spontan, auf dem ganzen Feld gentechnikfreien Mais auszusäen - auf eigene Kosten. Damit ist nun in beiden für den Anbau von Genmais angemeldeten Feldern in der Elbtalaue konventionelles Saatgut im Boden.

"Der Gentechnik-Konzern Monsanto und seine Helfershelfer vor Ort sollten endlich einsehen, dass sie im Wendland keine Chance haben", so Katja Tempel vom Bündnis gentechnikfreies Wendland. "Jetzt, da beide Felder konventionell bestellt sind, ist ein guter Zeitpunkt, den Streit zu beenden. Günther Riebau wird ungiftigen Mais ernten können und das Biosphärenreservat bleibt gentechnikfrei."

Doch ganz so einfach gibt sich Landwirt Riebau nicht geschlagen. Zunächst will er wissen, welche Sorte man ihm denn da eingesät habe. „Und nimmt mir die die Biogasanlage auch ab?“ Ja klar. Noch eine kurze Fachsimpelei über die voraussichtliche Qualität des eingesäten Mais – immerhin ist der 10. Juni ein recht später Aussaattermin – und Riebaus Fragen scheinen zufriedenstellend beantwortet zu sein. „Aber eine definitive Auskunft bekommt Ihr von mir jetzt nicht“, dämpft der Landwirt die Euphorie der Demonstranten. Denn diese wollen nun natürlich von Riebau hören, dass er auf die Aussaat von genverändertem Mais verzichte. Doch diese Aussage bleibt Riebau schuldig. Er wolle nun erst einmal in Berlin (beim Bundessortenamt) nachfragen, ob dieser Acker jetzt aus dem Standortregister für genveränderte Pflanzen gelöscht werden könne. Und überhaupt, solange da noch Transparente und Schilder auf dem Acker stünden, „ginge sowieso gar nichts“. Noch eine kurze, etwas heftige Diskussion über Sinn oder Unsinn der Genpflanzen und Günter Riebau verlässt – zufrieden? - den Acker. Ob Riebau nun – zumindest für dieses Jahr – darauf verzichtet, genveränderten Mais einzusäen, bleibt offen.

Den umkämpften Acker jedenfalls räumten die Aktivisten zunächst – man will sich ja nicht nachsagen lassen, man hätte Verabredungen nicht eingehalten. Die meisten Utensilien wie Transparente, Schilder, Bauholz wurden eingesammelt. „Wir haben keinen Grund mehr, den Acker besetzt zu halten“, so Katja Tempel vom Bündnis gentechnikfreies Wendland. Die Mahnwache wolle man aber noch einige Tage aufrecht erhalten. Denn so ganz trauen die Demonstranten dem Frieden noch nicht.

Am Sonntag, um 15.00 Uhr soll am Platz der Mahnwache unter dem Motto „Mahnwache geht, Mahnmal bleibt“ ein Mahnmal gegen den Anbau genveränderter Pflanzen aufgestellt werden.  Noch fehlen hier allerdings einige Genehmigungen für das ständige Aufstellen einer dauerhaften Installation.

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2008-06-10 ; von Text: Angelika Blank/Video: Dirk Drazewski (autor),

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