Neu im Kino: Das Dschungelbuch

Wer das Original von Rudyard Kipling gelesen hat, weiß, dass die "Dschungelbücher" keine Erzählungen für zart besaitete Gemüter sind. In seiner Neuverfilmung des Klassikers betont Regisseur Jon Favreau die schwer durchdringbare Macht des Dschungels.

Vor lauter Niedlichkeit konnte der Dschungelbuch-Fan bei der Disney-Verfilmung von 1967 vergessen, dass der Dschungel eine wilde, undurchdringliche Welt ist, in der gefährliche Tiere und Pflanzen die Herrschaft haben. Wer hier aufwächst, muss sich durchschlagen.

Wie eben auch Mowgli, der in einer Wolfsfamilie aufwächst, die ihn mit rüden Methoden aufs Leben vorbereitet. Schon hier hat er nicht nur Freunde. Wolfsvater Akela hält den Menschenjungen für eine Gefahr und überlässt sein Schicksal dem gefährlichen Tiger Shir Khan. Mowgli muss fliehen, erinnert sich daran, dass er ja ein Mensch ist und versucht, in einer Menschensiedlung Fuß zu fassen.

Doch auch hier wird er nicht richtig heimisch. Er kennt die Sprache nicht und hat keine Ahnung von den Sitten und Gebräuchen. Er nutzt seine Dschungel-Erfahrungen, um das Dorf vor Gefahren zu bewahren - was ihm aber nur einbringt, dass die Dörfler ihn als Hexer betrachten und fortschicken.

Soweit die Geschichte aus den Kipling-Erzählungen.

Auch Jon Favreau glättete die düstere Originalgeschichte, um sie für den Kinomarkt gängiger zu machen. Trotzdem nähert sich der doch wesentlich mehr den tatsächlichen Dschungel-Bedingungen als seine Vorgänger es taten. In Indien dürfen Kinder den Film übrigens nicht sehen.

KRITIKEN

welt.de: ... Der Knabe lebt, der Wald ist tot ... Ansonsten bleibt "Das Dschungelbuch" ... was schon die alte Disney-Geschichte war: eine Fabel vom erzwungenen Erwachsenwerden des  Findelwolfsjungen, auf der Flucht vor der Blutrache des von Moglis Vater halbzerstörten Shir Khan und zurück in die menschliche Gemeinschaft. Eine Geschichte von Verantwortung und Fremdheit und Einsamkeit und Freundschaft, von Mut, Zusammengehörigkeit und den moralischen Urgründen des Dschungelgesetzes. ... hier! gehts zur ganzen Kritik . 

stuttgarter-nachrichten.de: ... Ein Kind allein im Dschungel ...  Ob beabsichtigt oder nicht, der Zeitpunkt für diesen Film könnte nicht besser gewählt sein, denn er beinhaltet ein großes Bild für die Gegenwart. Mogli treibt durch den Dschungel und sucht seinen Platz darin, ohne sich der Tragweite des Unterfangens bewusst zu sein; auch Menschen heute wollen sich zurechtzufinden in einem unübersichtlichen Dickicht, allerdings einem ganz anderen: jener virtuellen digitalen Welt, die sich gerade so richtig entfaltet und diesen Film überhaupt erst möglich gemacht hat. Diesen neuen Dschungel hat er selbst ­geschaffen, der Mensch, der anders ist als andere Tiere. ... hier! gehts zur ganzen Kritik. 

focus.de: ... Das neue Dschungelbuch ist düster ...  Es bleibt die Frage, ob „Das Dschungelbuch“ diese düstere Neuauflage gebraucht hat. Zartbesaiteten Kindern wird hier der Spaß vergehen. In Indien dürfen Kinder den Film nicht ohne Begleitung von Erwachsenen sehen. Gäbe es den Kultfilm von 1967 nicht, wäre „The Jungle Book“ ein zeitgemäßes und spektakuläres Action-Abenteuer. Doch den Klassiker kennt und liebt eben jeder. Das macht es schwer, sich auf die Neuauflage wirklich einzulassen. Im Kino will man nicht zwingend die grausame Realität des Dschungels sehen, sondern eben in der Illusion von singenden Bären, Elefanten und Affen schwelgen. ... hier! gehts zur ganzen Kritik.

"Das Dschungelbuch" läuft ab heute bis Samstag, dem 16.4. jeweils um 15:30 Uhr, 17:45 Uhr und um 20:00 Uhr, am Sonntag nur um 15:30 Uhr im Wendland-Kino Lüchow.