Auch Schildkröten gehörten zu den Geflüchteten, die in Deutschland landeten. Doch "Ayse", die geliebte Schildkröte einer Syrerin, strandet in der Auffangstation für Reptilien in München. Tuna Kaptan machte aus den Geschichten, die sich in der Auffangstation kreuzen, eine Kurz-Doku.
Europäische Tierschutzgesetze, Auslandseinsätze der Bundeswehr und
eine beschlagnahmte Schildkröte, auf deren Panzer die Flagge der
syrischen Rebellen gemalt wurde. Die Auffangstation für Reptilien in
München wird zur Begegnungsstätte von Mensch und Tier. Und den Krieg.
In der Kurz-Doku "Schildkröten-Panzer" zeigt Filmemacher Tuna Kaptan die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Menschen, deren Wege sich in der Auffangstation kreuzen: eine geflüchtete Syrerin, die ihre geliebte Schildkröte in der Auffangstation zurücklassen muss - das europäische Artenschutzgesetz lässt die Einfuhr ihrer Schildkröte nicht zu. Ein Bundeswehr-Soldat kurz vor seinem Auslandseinsatz in Afrika, der seine Angst vor Schlangen abtrainieren möchte. Ein Chamäleon, dass in seinem Käfig auf frische Beute lauert.
Durch seine Filmsprache schafft Kaptan Assoziationsketten, die zum Nachdenken anregen. Wenn ein Radiobeiträg über den Bundeswehreinsatz in Mali mit Bildern vom Fressen und Gefressenwerden unterlegt wird, stellt sich das Geschehen in Mali plötzlich in einem ganz anderen Licht dar. ...
So wird "Schildkröten-Panzer" unversehens zu einem nachdenklichen Stück über Zusammenhänge, Wirkungsketten und unterschiedliche Perspektiven.
Hier! ist ein Interview mit Tuna Kaptan nachzulesen, welches das DOK-Festival in Leipzig erstellen ließ.
"Schildkröten-Panzer" läuft auf den wendland shorts am Freitag um 21.30 Uhr im Block "Doku I".
Foto | Standbild aus der Kurzdoku: Bundeswehr-SoldatInnen trainieren kurz vor ihrem Auslandseinsatz in Mali den Umgang mit Schlangen.